Herne. An welcher weiterführenden Schule in Herne fällt besonders viel Unterricht ersatzlos aus? Dazu gibt es jetzt erstmals Daten für jede Schule.
Unterrichtsausfälle sind in Herne an den weiterführenden Schulen ein massives Problem. Vor allem an den Real- und Gesamtschulen fällt von allen Schulformen der meiste Unterricht ersatzlos aus. Das geht aus einer in dieser Form erstmaligen Erhebung des NRW-Schulministeriums hervor, bei der Schulen über das gesamte Schuljahr 2023/24 Daten zum Unterricht melden mussten.
Den unrühmlichen letzten Platz erhält dabei von allen Schulen in Herne die Realschule Sodingen. Hier fällt mit 14,8 Prozent im Schnitt jeden Tag eine Stunde ersatzlos aus. Aber auch an anderen Schulen entfällt deutlich mehr Unterricht als im Landesschnitt.
Blickt man auf die Realschulen, liegen alle vier beim Unterrichtsausfall schlechter als der Landesschnitt. Wobei die Realschule Sodingen auf den ersten Blick mit fast 15 Prozent Unterrichtsausfall besonders negativ hervorsticht. Schaut man sich die Statistik aber genauer an, wird deutlich, dass auch an den beiden Realschulen Crange und Strünkede viel Unterricht ausfällt – wobei dieser im Unterschied vor Ort vertreten wird (im vorgesehenen oder einem anderen Fach). Beim Unterricht, wie er gemäß dem Stundenplan stattfinden sollte, gibt es bei den drei Realschule deutliche Ausfälle.
Unterrichtsausfall Schuljahr 2023/24 Realschulen in Herne
Schaut man sich beispielsweise die Daten der Realschule Crange genauer an, die mit 7,1 Prozent beim ersatzlosen Unterrichtsausfall am besten abschneidet, so zeigt sich, dass auch hier nur 63,2 Prozent der Stunden „gemäß Stundenplan“ unterrichtet wurden. Hinzu kommen knapp 12 Prozent „Unterricht in besonderer Form“, womit etwa Klassenfahrten und Praktika gemeint sind. Bleibt jede vierte Stunde, die nicht regulär unterrichtet wurde. Ein ähnlicher Wert also wie in Sodingen, wo 65,9 Prozent der Stunden laut Plan unterrichtet werden konnten – plus Klassenfahrten und Projektunterricht. Hier wurden die Schülerinnen und Schüler nur offensichtlich häufiger bei Lehrerausfällen nach Hause geschickt, anstatt vor Ort eine Vertretung zu organisieren. Nur die Realschule an der Burg schneidet besser ab: Hier wurden 76,5 Prozent der Stunden unterrichtet, wie ursprünglich geplant.
Diese Beispiele zeigen, dass die Statistik zwar sicherlich ein interessanter Hinweis darauf ist, an welchen Schulen das Problem des Lehrermangels sich besonders negativ auswirkt. Betroffen sind aber fast alle Schulen in Herne und im gesamten Ruhrgebiet. Und die Statistik kann dies nicht allumfassend abbilden. So wird zwar erhoben, wie viel Unterricht nach Stundenplan erteilt wird, welcher als „besonderer Unterricht“, welcher mit einer Lehrkraft in Vertretung, welcher als Distanzunterricht und wie häufig Unterricht ersatzlos ausfällt. Über die Qualität des Vertretungsunterrichtes wird aber beispielsweise keine Aussage getroffen.
Ein weiteres Problem der Statistik: Berücksichtigt wird bei der Erhebung, an der alle öffentlichen Schulen teilnehmen mussten, nur der Unterrichtsausfall im Vergleich zum Stundenplan. Struktureller Unterrichtsausfall, bei dem Schulen durch unbesetzte Lehrerstellen schon bei der Ausarbeitung der Stundenpläne unter den für die Jahrgangsstufe vorgegebenen Stunden bleiben, werden nicht berücksichtigt. Das tatsächliche Defizit ist also vielerorts noch größer.
So erklärt sich auch, dass beispielsweise die ehemalige Schulleiterin der Gesamtschule Wanne-Eickel, Katharina Rodermund, immer über zu wenig Lehrkräfte und zu viel Unterrichtsausfälle klagte, die Gesamtschule in der Statistik aber beim Unterrichtsausfall bei den Gesamtschulen am besten abschneidet – über dem NRW-Schnitt. Bei der Statistik, die zwischen der Sekundarstufe I und II (Oberstufe) unterschiedet, fällt in Wanne im Bereich der Unter- und Mittelstufe 6,5 Prozent des Unterrichts aus, laut der gemeldeten Daten in der Oberstufe sogar gar kein Unterricht. Der schlechteste Wert ist bei der Gesamtschule Mont-Cenis zu finden: Dort ist im Schnitt jede zehnte Stunde ersatzlos ausgefallen.
Unterrichtsausfall Schuljahr 2023/24 Gesamtschulen in Herne:
Unterrichtsausfall Schuljahr 2023/24 Gymnasien in Herne:
Bei den Gymnasien in Herne zeigen sich recht vergleichbare Werte beim Unterrichtsausfall, die auch etwa beim landesweiten Durchschnitt rangieren. Beim ersatzlosen Ausfall liegt das Otto-Hahn-Gymnasium mit 6,8 Prozent vorne, das Gymnasium Wanne schließt mit 4,4 Prozent am besten ab. Schaut man aber auch hier auf den gemäß Stundenplan erteilten Unterricht, sind auch hier kaum Unterschiede zu erkennen. Am OHG sind es 76,7 Prozent, am Gymnasium Wanne 79,4 Prozent der Stunden. Ein Vergleich der Schulen ist aber, wie auch das Ministerium betont, ohnehin schwierig.
Die einzige Hauptschule in Herne, die Hans-Tilkowski-Schule, kann nur weniger als 70 Prozent des geplanten Unterrichts umsetzen. Sechs Prozent fallen ersatzlos aus. Bei den Förderschulen sind bei der Robert-Brauner-Schule und der Förderschule Forellstraße beim NRW-Ministerium keine Daten abrufbar. Die Erich-Kästner-Schule und die Schule an der Dorneburg liegen bei den ersatzlosen Ausfällen etwa gleich auf und dabei etwas über dem Durchschnitt bei Förderschulen in NRW. Private Schulen wie Hibernia und die Quinoa-Schule mussten an der Erhebung nicht teilnehmen.
Unterrichtsausfall Schuljahr 2023/24 Haupt- und Förderschulen in Herne
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