Herne. Die Chance auf einen Platz an der Herner Gesamtschule steigt zum kommenden Schuljahr. Die neue Schulleitung möchte das Lernen weiter umstellen.
Die Gesamtschule Erich-Fried wird im Sommer fünfzügig. Zudem möchte das neue Schulleitungsteam mit den künftigen Fünftklässlern den Baustein des selbstorganisierten Lernens weiter ausbauen. Noch sei die Schule auf dem Weg, das innovative Konzept, das sie bereits vor einem Jahr erstmals vorstellte, sukzessive umzusetzen, sagt Anders Krosch, der im Sommer den Posten als Schulleiter übernommen hat. Doch dies sei ein langer Prozess, der Schritt für Schritt gegangen werden müsse und entsprechender Genehmigungen bedarf.
Deshalb betont er vor den Anmeldungen der künftigen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler den aktuellen Stand: „Es wird weiterhin Noten an Erich-Fried geben.“ Auch werde weiterhin in Klassen gelernt und nicht jahrgangsübergreifend. An dieser Stelle musste er sein Konzept des „Lerndorfes Holsterhausen“ offenbar (vorerst) auf Eis legen. Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg hatte weitergehenden Plänen, die etwa die Abschaffung von Noten hin zu Wortzeugnissen vorsahen, ausgebremst, da entsprechende Genehmigungen noch nicht vorlägen. Der Schulleiter möchte sich dazu derzeit nicht weiter äußern, sondern sich auf das beziehen, was er mit seinem neuen Schulleitungsteam bereits umgesetzt hat.
Kinder sollen in eigenem Tempo an Aufgaben arbeiten
Denn nach einem großen Umbruch nach dem plötzlichen Weggang des ehemaligen Schulleiter Stephan Helfen im Sommer 2023 gibt es neben Krosch als Schulleiter auch einen neuen Stellvertreter, der wie Krosch in Herne wohnt– oder genauer gesagt aus Wanne-Eickel, wie er betont: Thorsten Ide ist aus einem bestimmten Grund von einer Gesamtschule in Recklinghausen zur Erich-Fried-Gesamtschule gewechselt. „Ich bin erst durch das Konzept auf die Schule aufmerksam geworden, weil die Schule sich auf den Weg macht und es eine innovative und interessante Aufgabe hier ist“, erläutert er.
Ebenfalls maßgeblich an der Ausarbeitung des neuen Lernkonzeptes beteiligt ist Cornelia Enzlein, die als neue Abteilungsleitung I für die Kinder in der Schuleingangsphase zuständig ist. „Die Entwicklung geht immer mehr weg von klassischem Unterricht hin zu selbstorganisiertem Lernen mit Unterstützung der Lehrkraft“, erklärt sie. Dabei gebe es drei Lernniveaustufen, in denen die Kinder Aufgaben bearbeiten. Jedes Kind könne dabei im eigenen Tempo an den Übungen arbeiten, was vor allem leistungsstarken Schülerinnen und Schülern zugutekomme, die sich nicht mehr im Unterricht langweilen müssten, bis alle Mitschülerinnen und Mitschüler die Inhalte verstanden haben, sondern sich schnell dem nächsten Themengebiet widmen könnten.
Zum neuen Konzept gehöre auch, dass der gesamte Tagesablauf schon bei den derzeitigen Fünft- und Sechstklässlerinnen und -klässlern umstrukturiert wurde. Das so genannte „Selbstorganisierte Lernen“ (SOL) von der ersten bis zur vierten Stunde bildet dabei an jedem Wochentag den Kern. Davor wird ein Frühbeginn ab 7.15 Uhr angeboten und – neu eingeführt – an jedem Tag ein festes Mittagessen mit anschließender Spielzeit für freies Spielen oder organisierte Angebote.
Neben dem inhaltlichen steht Erich-Fried zum kommenden Schuljahr 2025/26 ein weiterer großer Umbruch bevor: Zum Sommer wird die Gesamtschule von vier auf fünf Züge ausgeweitet. Was die Politik bereits vor drei Jahren entschieden hat, um die Gesamtschule Mont-Cenis um einen Zug zu entlasten, konnten auch die Schulverantwortlichen in den vergangenen Jahren nicht mehr abwenden. Der ehemalige Schulleiter Stephan Helfen hatte sich von Beginn an zu einer Vergrößerung von Erich-Fried kritisch geäußert und noch zum Abschied betont, dass es ohne entsprechende Räumlichkeiten keine Ausweitung der Zügigkeit geben werden. Doch das half alles nichts. Zum Sommer wird es mehr Plätze am Unterstufen-Standort an der Horststraße geben.
Erich-Fried: Wohl weniger Ablehnungen zum neuen Schuljahr
Der neue Schulleiter Anders Krosch versucht, nun, da es keine Alternative mehr gibt, positiv darauf zu blicken. „Wir sehen das jetzt als Chance“, sagt er. „Ein Argument war immer, dass man an der EFG keinen Platz bekommt“, sagt der Herner. Das sei in diesem Sommer entspannter. „Wir müssen uns der Situation in Herne stellen, wo Schulplätze fehlen.“ Täglich gingen Anfragen für einen Schulplatz ein. Für den kommenden Fünferjahrgang müssten die Räumlichkeiten noch gerade reichen. „Wie es danach weitergeht, dazu sind wir mit der Stadt noch in Gesprächen.“
Der inhaltliche Weg hin zum SOL-Lernen stehe jedoch schon fest. Erste Erfahrungen konnte die Schule bei der derzeitigen Unterstufe bereits sammeln. Noch sei es von der Lehrkraft abhängig, wie der Unterricht organsiert wird, aber gerade in Deutsch und Mathe seien bereits entsprechende Lernpakete für die Arbeit am Tablet im Einsatz. Je nachdem auf welchem Lernniveau sich ein Kind bei den Aufgaben bewege (Mindest-, Regel- oder Expertenstandard) stehen ihm individuell zugeschnittene Aufgaben- und Übungspakete zur Verfügung. Dabei würden weiterhin die Kernlehrpläne für Gesamtschulen gelten und es könnten alle gängigen Abschlüsse erworben werden – je nach Leistungsniveau, betont Krosch.
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Auch der Austausch mit Mitschülerinnen und Mitschülern sei ausdrücklich erwünscht, müsse aber sehr leise in einem speziell ausgezeichneten Bereich (dem sogenannten Marktplatz) erfolgen. Ansonsten müsse absolute Ruhe herrschen, damit es eine gute Lernatmosphäre gibt, so Krosch. „Wir achten sehr auf Disziplin.“ Lehrer als Lernberater stünden jederzeit für Fragen bereit. Bei Coachings erhalten die Kinder wöchentlich ein persönliches Feedback zu ihren Lernerfolgen und den Aufgaben, die sie in der kommenden Woche bearbeiten sollen. Krosch: „Wir möchten dahin kommen, dass jedes Kind individuell gefördert wird.“