Herne. Brandanschläge, Raubzüge, Gewalt an Bushaltestellen: Eine Jugendbande hielt Herne monatelang in Atem. Jetzt wurden zwei Teenager verurteilt.
Nach einer atemberaubenden Serie von Straftaten sind zwei 15-jährige Herner am Bochumer Jugendschöffengericht zu einer Jugendhaft- und einer Arreststrafe verurteilt worden. Beide Teenager hatten im Prozess Geständnisse abgelegt und entschuldigten sich bei ihren Raub- und Prügelopfern.
Gegen den einen 15-Jährigen verhängten die Richter 22 Monate Jugendhaft auf Bewährung, gegen den anderen einen vierwöchigen Dauerarrest. Beide Teenager aus Herne müssen laut Urteil zudem ein Anti-Gewalt-Training absolvieren. Einer der beiden Angeklagten war bereits vor dem Prozess aus der U-Haft entlassen worden, der andere jetzt zeitgleich mit dem Bewährungsurteil.
Herne: Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Die Teenager und mehrere gesondert verfolgte, mutmaßliche Mittäter hatten monatelang in Herne für Aufregung, Angst und Schrecken gesorgt. In wechselnder Besetzung hatte die Jugendbande Feuer in einem Keller gelegt, ein Moped angezündet, einen Paketboten ausgeraubt, Passanten an Bushaltestellen überfallen, einen Schüler in einem Linienbus beraubt. Der Prozess gegen die zwei Mitglieder der Jugendgang fand aus Jugendschutzgründen komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die Staatsanwaltschaft hatte gegen die beiden polizeibekannten 15-Jährigen aus Herne eine ganze Reihe von Tatvorwürfen zusammengefasst. Teilweise sollen die Angeklagten als Duo unterwegs gewesen sein. Teilweise sollen sie mit anderen, gesondert verfolgten, mutmaßlichen Gangmitgliedern auf offener Straße und an Bushaltestellen der Stadt ein Klima der Angst verbreitet haben. Intensive Ermittlungen des Kriminalkommissariats 11 hatten am 9. Oktober 2024 zur Festnahme der beiden Jugendlichen geführt.
Die Vorwürfe im Einzelnen
Knapp einen Monat vor der Festnahme hatten kurz hintereinander zwei rätselhafte Brandlegungen die Herner Feuerwehr in Atem gehalten. Am 6. September war auf der Marktstraße in Herne-Röhlinghausen nachts ein geparktes Moped vollständig niedergebrannt - zwei daneben platzierte Pkw erlitten erhebliche Brandschäden. Zehn Tage später war an der Horsthauser Straße im Herner Stadtzentrum der Keller eines Mehrfamilienhauses in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen. Eine Brandschutztür verhinderte laut Anklage das Übergreifen und Ausbreiten der Flammen auf andere Räume.
Am 1. März 2024 hatte einer der 15-Jährigen einem anderen Jugendlichen auf offener Straße seine „Gucci-Kappe“ verkauft. Sofort nach der Geldübergabe war er dann über den Käufer hergefallen und knöpfte ihm sowohl die Kappe als auch das Geld (32 Euro) wieder ab.
Fünf Tage später, am 6. März, versuchte derselbe Angeklagte zusammen mit einem gesondert verfolgten Bandenmitglied, einen Paketzusteller auszurauben. Der 15-Jährige sprach den Boten an, sein Komplize stahl derweil dessen Rucksack und flüchtete. Als die Täter bemerkten, dass ein Zeuge den Trickdiebstahl fotografierte, warfen sie den Rucksack weg und flüchteten - ohne Beute.
Am 11. März wiederum zettelte der 15-Jährige an einer Bushaltestelle einen Streit an, ging auf einen Passanten los, nahm den Mann in den Schwitzkasten und streckte ihn durch Faustschläge nieder. Laut Anklage traten der 15-Jährige und ein gesondert verfolgtes Bandenmitglied dann am Boden mehrfach auch noch gegen den Kopf des Zeugen. Mit fünf Euro Beute sollen die Täter dann geflüchtet sein. An einem anderen Tag sollen die Jugendlichen an einer Herner Bushaltestelle einem 13-Jährigen 50 Cent geraubt, den Jungen danach ins Gebüsch geschubst haben.
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Und weiter: Am 28. April raubten die Jugendlichen auf offener Straße einem Passanten eine Umhängetasche, am 6. Mai einem Zwölfjährigen mit roher Gewalt dessen Kappe. Und in einem Bus der Linie 329 schüchterten sie einen Schüler ein und zogen von ihm zehn Euro ab. Demselben Teenager hielt das Duo dann Stunden später auch noch ein Messer an den Hals und erpresste so die Herausgabe eines Handys.