Herne. AfD-Kandidat Daniel Zerbin hat im Wahlkreis Herne/Bochum II beste Chancen auf einen Sitz im Bundestag. Möglich macht das sein Listenplatz.
Die Chancen stehen gut, dass die AfD nach den Bundestagswahlen am 23. Februar 2025 mit einem Abgeordneten aus Herne/Bochum in Berlin vertreten ist Das zeichnet sich nach dem Parteitag der NRW-AfD in Marl ab, wo die Landesliste aufgestellt wurde. Daniel Zerbin, AfD-Kandidat im Bundestagswahlkreis Herne-Bochum II, wurde dort auf Listenplatz 13 gewählt. Gegenüber der WAZ spricht der 51-Jährige deshalb von einem „sicheren Listenplatz“.
Hintergrund: Bei der Bundestagswahl 2021 zog die NRW-Liste der AfD bis Platz 12. Die AfD kam damals in NRW auf 7,3 Prozent. Jüngste repräsentative Umfragen sehen die AfD bei der Bundestagswahl im kommenden Monat in Nordrhein-Westfalen aber bei 14 Prozent. Platz 13 könnte deshalb für den in Dorsten lebenden Kriminalwissenschaftler reichen. In Herne/Bochum machte zuletzt immer die SPD das Rennen - mit deutlichem Abstand. In der Regel zieht der Direktkandidat beziehungsweise die Direktkandidatin ins Parlament ein, der oder die über die Erststimmen die meisten Stimmen holt. Nach der Wahlrechtsreform ist das aber nicht mehr gesichert. Über alle anderen Plätze entscheiden die Landeslisten der Parteien.
Herner Kandidat will wieder inhaltlicher arbeiten
Seit der Landtagswahl 2022 gehört Zerbin dem Landtag an. Angetreten war er im Wahlkreis Recklinghausen III. Er erhielt 6 Prozent der Erststimmen, zog aber über Platz 11 der AfD-Reserveliste ins Parlament ein. Dort ist er Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses. Bis zum Einzug in den Landtag hatte er eine Professur für Kriminologie an der privaten Northern Business School in Hamburg. Warum nun ein Wechsel in den Bundestag? Seine Schwerpunkte seien Terrorismus und Kriegsverbrechen, diese Themen könne er besser in Berlin bearbeiten, so der gebürtige Gelsenkirchener, der vor seinem Wechsel in die AfD der CDU angehörte. Er freue sich darauf, wieder inhaltlicher arbeiten zu können.
Wie kam es dazu, dass ein Dorstener für die AfD im Wahlkreis Herne/Bochum antritt? „Wir haben uns gegenseitig gefunden“, so Zerbin zuletzt gegenüber der WAZ. Beide Städte, so fügt er nun an, seien ihm aber alles andere als unbekannt. Seine Mutter sei in Herne geboren, außerdem habe er als Jugendlicher in Herne einen Ferienjob gehabt und dabei sein erstes Geld verdient. Zudem wohnten Onkel und Tante in Bochum.
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Bei der Bundestagswahl 2021 trat die AfD in Herne-Bochum II übrigens mit einem anderen Politimport an: mit Markus Dossenbach aus dem Schwarzwald. Auch Dossenbach war zuvor von der CDU zur AfD gewechselt, dort Mitgründer und Sprecher der „Alternative der Mitte“ und Büroleiter des Soester AfD-Bundestagsabgeordneten. 2021 holte Dossenbach in Herne/Bochum bei den Erststimmen 9,8 Prozent. Noch einmal antreten kann Dossenbach nicht - beziehungsweise wollten das wohl weder er noch die AfD. Längst nämlich hat er die Partei wieder verlassen. Ein Grund, so begründete er gegenüber der WAZ, sei die „veränderte politische Ausrichtung der Partei“. Diese spiegele sich unter anderem „in der desaströsen Haltung zum russischen Vernichtungskrieg“ wider.