Herne. Döner für 1 Euro oder für arme Menschen sogar gratis: Möglich gemacht wurde dies durch eine Weihnachtsaktion in einem Herner Imbiss.
Um Punkt 12 Uhr öffnet der Istanbul-Grill von Aido Ablahad in Herne-Holsterhausen am ersten Weihnachtstag die Tür für die Aktion „Nächstenliebe“: Döner oder als vegetarische Variante Falafel gibt es für jeweils nur einen Euro, arme Menschen müssen gar nichts zahlen. WAZ und WDR-Lokalzeit sind früh vor Ort, doch der erwartete Ansturm oder gar Schlangen vor dem Imbiss an der Bielefelder Straße 113 bleiben zunächst aus. Das wird sich im Laufe des Tages noch ändern.
- Lesen Sie auch: Warum ein Herner Imbiss-Betreiber Döner für 1 Euro verkauft
500 bis 600 Hähnchen-Döner seien über die Theke gegangen, berichtet Ablahad etwa 20 Minuten vor der Schließung um kurz vor 20 Uhr. Mehr als 120 Kilo klein geschnittenes Hähnchenfleisch - das sind mehr als zwei riesige Spieße - landen mit Salat, Zaziki und/oder scharfer Soße (auch in Holsterhausen gerne mal: mit alles!) in den Teigtaschen.
Die Nachfrage nach der vegetarischen Variante sei nicht ganz so groß gewesen, sagt der 44-jährige Koch, der im Jahr 2000 aus Syrien nach Deutschland gekommen ist. Auch die Getränke gibt‘s zum Sozialpreis: 1 Euro für die Cola, 50 Cent für Wasser und Ayran.
Jeweils 1 Euro für Dönertasche und Falafeltasche statt wie sonst 6 Euro bzw. 5,50 Euro: Kein Wunder, dass am Ende unterm Strich ein (einkalkuliertes) Minus steht. Etwa 600 Euro koste ihn die Weihnachtsaktion, sagt Ablahad auf Nachfrage, will aber eigentlich gar nicht darüber reden. „Ich möchte armen Menschen etwas Gutes tun“, erklärt der Christ. Die Dankbarkeit sei sehr groß gewesen. Zahlreiche Stammgäste aus Holsterhausen, aber auch viele ihm bislang unbekannte Menschen habe er begrüßen können. Durch die WAZ und die sozialen Medien sei die Aktion offenbar über Herne hinaus bekannt geworden.
Nach der Aktion wird noch ein wenig Weihnachten gefeiert
Familie Shulezhko ist am ersten Weihnachtstag zu fünft an der Bielefelder Straße erschienen: Vitalj Shulezhko, seine Frau und drei Kinder (13, 9, 3) haben an einem Tisch des erst im August eröffneten Istanbul-Grills Platz genommen. „Wir wohnen in der Nähe und sind häufiger hier“, erzählt der Familienvater. Das Essen schmecke ihnen sehr gut. Und: Das Personal - an diesem Tag fast schon ein Großaufgebot mit Ablahad, seiner Frau, einem Bruder und einer Nichte - sei „immer nett“.
Nach Feierabend werde die Familie noch ein wenig Weihnachten feiern, erzählt Aido Ablahad, der früher unter anderem im Café del Sol in der Küche stand. Einen weiten Nachhauseweg hat er nicht: Mit seiner Frau und den gemeinsamen vier Kindern wohnt er in Holsterhausen praktisch um die Ecke.
Viel Zeit zum Durschnaufen oder gar zur weihnachtlichen Besinnung bleibt ihm nicht: Am zweiten Weihnachtstag werde der Istanbul-Grill wie üblich um 11 Uhr öffnen - dann aber ohne Gratis-Döner, sagt er. Einen Ruhetag gebe es nicht, aber da zwei Brüder und seine Frau ebenfalls in dem Imbiss arbeiteten, habe er auch mal freie Tage.
Nachrichten aus Herne - Lesen Sie auch:
- Nächtliche Party im Herner Lago: DNA führt zu Verdächtigem
- Stille Helden des Heiligen Abends: Es ist ihnen ein Fest
- Mutter fällt die Tür zu: Kind aus verrauchter Wohnung gerettet
Aido Ablahad ist nicht der erste Herner Gastronom, der mit einer Weihnachtsaktion für Aufsehen sorgt. Von 2017 bis 2019 bewirtete Alex Sharif in seiner Pizza-Arena am Bahnhof jeweils an Heiligabend Obdachlose und Bedürftige nicht nur mit Gratis-Speisen, sondern verteilte auch Hygieneartikel, Textilien, kleine Präsente für Kinder und Hundefutter.