Herne. Mit welchem Lernkonzept werden die Fünftklässler an der Herner Gesamtschule starten? Und welche Rolle spielt die unbesetzte Schulleitungsstelle?
Bevor in der kommenden Woche die Anmeldungen für die 5. Klassen an den weiterführenden Schulen anstehen, werden sich so manche Eltern fragen: Mit welchem Konzept geht die Erich-Fried-Gesamtschule denn nun ins Rennen? Wie ist der Stand der Prüfung durch die Bezirksregierung Arnsberg? Zur Erinnerung: Das Schulleitungsteam hat Großes vor: Es möchte nach Abstimmung in der Lehrerschaft das Konzept der Schule revolutionieren; weg von Klassen und Unterricht hin zu selbstbestimmtem und individuellerem Lernen, wie es bereits Schulen in Baden-Württemberg und Dresden erfolgreich umsetzen.
Doch die Bezirksregierung Arnsberg hat dem Vorhaben des „Lerndorfs Holsterhausen“, was eigentlich für die im Sommer beginnenden Fünftklässler sukzessive starten sollte, noch kein endgültiges grünes Licht gegeben. Zudem ist seit dem Sommer 2023 die Stelle des Schulleiters unbesetzt, nachdem der damalige Schulleiter Stephan Helfen kurzfristig Herne verließ.
Herne: Zunächst soll Schulleitungsstelle an Erich-Fried neu besetzt werden
Auf WAZ-Anfrage, wie denn der aktuelle Stand der Prüfung des Konzeptes und bei der Besetzung der Stelle der Schulleitung ist, antwortet Pressesprecher Christoph Söbbeler: „Die Bezirksregierung ist zu innovativen Ideen, Konzepten, Fragen und Projekten für eine weitere Schulentwicklungsplanung im engen Austausch mit der Erich-Fried-Gesamtschule.“ Und weiter: „Für eine grundsätzliche Neustrukturierung der Schule im Rahmen einer Schulentwicklungsplanung ist zunächst eine personell vollständig aufgestellte Schulleitung erforderlich.“ Das Verfahren zur Besetzung der Schulleitungsstellen laufe derzeit noch. Genauere Angaben, wann mit einer Neubesetzung zu rechnen ist, machte er nicht.
Und davon sei die mögliche Umsetzung eines solchen neuen Lernkonzeptes abhängig, so Söbbeler. „Erst ein komplettes Schulleitungsteam kann, gemeinsam mit der gesamten Schulgemeinde, eine Schulentwicklungsplanung mit einer grundsätzlichen Neuausrichtung – mit fachlicher und rechtlicher Beratung durch die Bezirksregierung – erarbeiten und umsetzen“, betont er. „Ein solcher Prozess sollte nicht unter Zeitdruck durchgeführt werden, sondern im Sinne eines guten und zukunftsweisenden Ergebnisses in Ruhe durchgeführt werden.“
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Die Erich-Fried-Gesamtschule möchte mit großer Bereitschaft des Lehrerkollegiums Schule neu gestalten. Wie steht eigentlich das NRW-Schulministerium dazu? Begrüßt es das Engagement in Herne und hat vielleicht auch den Mut, der Schule die Chance zu geben, ihr Konzept zu testen (wie Baden-Württemberg und Sachsen)? „In Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche Schulen, die mutig innovative Ideen und Konzepte für einen modernen Unterricht umsetzen, der die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellten“, heißt es auf diese WAZ-Anfrage in einer Antwort aus dem Schulministerium.
Dabei gehe es stets um die möglichst individuelle Förderung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. „Das Schulministerium unterstützt und begrüßt diese Entwicklungen ausdrücklich und fördert die Schulen in der Wahrnehmung ihres Gestaltungsauftrags innerhalb der rechtlichen Vorgaben. Die Kernlehrpläne und die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen bieten Spielraum für innovative Vorhaben“, so ein Sprecher des Schulministeriums.
Genauere Angaben zu den Chancen für die Erich-Fried-Gesamtschule macht das Schulministerium aber nicht. Die zuständige Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Arnsberg befinde sich im „engen konstruktiven Austausch mit der Schule“ . Für weitere Details verweist Düsseldorf an die Bezirksregierung ins Arnsberg.
Dort stellt Pressesprecher Söbbeler die Situation für Eltern, die überlegten, ihre Kinder in der kommenden Woche an der Gesamtschule Erich-Fried anzumelden, wie folgt dar: Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung gelte in vollem Umfang und bilde die Grundlage für den Unterrichtsbetrieb in der Sekundarstufe 1. „An der Erich-Fried-Gesamtschule wird es weiterhin Noten und keine Wortzeugnisse geben“, betont er. „Der Unterricht erfolgt in Klassen wie bisher.“ Die Schülerinnen und Schüler würden nach schulinternen Lehrplänen unterrichtet, die den Kernlehrplänen für Gesamtschulen entsprächen. Außerdem nähmen die Schülerinnen und Schüler weiterhin an den Vergleichsarbeiten in der Jahrgangsstufe 8 (VERA 8) und an den zentralen Prüfungen (ZP10 / Abitur) teil.
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„Derzeit werden in den Bereichen Ganztagsrhythmisierung, Frühbetreuung, Entwicklung der Lernzeiten, tägliche offene Mittagsangebote und fächerübergreifende Projekte in Abstimmung mit der Schulaufsicht sukzessive eingeführt bzw. weiterentwickelt“, sagt Christoph Söbbelerer. „Unter diesen verlässlichen Grundstrukturen kann das bevorstehende Anmeldeverfahren durchgeführt werden.“