Herne. In Herne sind nach wie vor viele Menschen verschuldet. Dabei stechen zwei Stadtteile als Brennpunkte im Ruhrgebiet hervor.
Die Zahl der überschuldeten Menschen im Ruhrgebiet ist auch in diesem Jahr rückläufig. Das geht aus dem aktuellen „Schuldneratlas Ruhrgebiet“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. So ist die Entwicklung in Herne.
So teilt Creditreform mit, dass die Schuldnerquote im Ruhrgebiet von 2012 (12,94 Prozent) bis 2020 (14,27 Prozent) ständig gestiegen ist, seit 2021 jedoch kontinuierlich sinke und nun bei 12,43 Prozent angekommen sei. Damit einher gehe der Rückgang der Zahl der überschuldeten Privatpersonen. Die Schuldneranzahl im Ruhrgebiet ist in diesem Jahr um rund 4000 auf 416.226 gesunken. Doch wie in allen Jahren zuvor ist die Schuldnerquote in Nordrhein-Westfalen und Deutschland deutlich niedriger als im Ruhrgebiet.
Schuldnerquote steigt in Herne minimal
Allerdings: Herne gehört neben dem Ennepe-Ruhr-Kreis, Bochum und Essen zu den Städten, in denen die Schuldnerquote nicht gesunken, sondern gestiegen sei. In Herne minimal von 15,63 auf 15,84. Allerdings weist Creditreform darauf hin, dass hier ein statistischer Effekt zu berücksichtigen sei. In allen vier Städten sei die Einwohnerzahl der über 18-Jährigen rückläufig, teilweise stark. Das führe zu einem stärkeren Anstieg der Schuldnerquote.
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Schaut man auf die absoluten Zahlen der verschuldeten Menschen, dann bleibt der Herner Wert quasi unverändert. Im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 23.376, in diesem Jahr registrierte Creditreform 23.366. Absolut gesehen leben mit 9173 die wenigsten Überschuldeten in Bottrop und mit fast 64.911 die meisten in Duisburg.
Wanne-Süd und Wanne gehören zu den Hotspots bei der Verschuldung
Wenig überraschend finden sich in den 20 Stadtteilen (nach Postleitzahl) mit der geringsten Schuldnerquote im Ruhrgebiet keine Herner. In den „Top 20“ mit der höchsten Quote ist Herne allerdings zweimal vertreten - auf den Plätzen 20 (Wanne-Süd) und Platz 18 (Wanne).
Als überschuldet gilt, wer seinen finanziellen Verpflichtungen langfristig nicht nachkommen kann. Für seinen „Schuldneratlas“ wertet Creditreform anonymisierte Daten aus amtlichen Registern, von Online-Händlern und anderen Quellen aus.
Schuldnerberatung rechnet nicht mit einem spürbaren Rückgang der Zahlen
Andrea Leyk, Geschäftsführerin der Herner Schuldnerberatung, rechnet in absehbarer Zeit nicht mit einem nennenswerten Rückgang der Zahl der Schuldner, da Herne eine recht hohe Arbeitslosenquote aufweise. Und Arbeitslosigkeit sei nach wie vor eine der Hauptursachen für eine Überschuldung. Eine andere sei die Beschäftigung im Niedriglohnsektor. Leyk hat zuletzt aber auch eine andere Entwicklung registriert. Es kämen zunehmend junge Menschen in die Beratung, der Grund: Käufe im Internet, die man mit einem Dienstleister wie Klarna auch in Raten zahlen könne. Da fänden sich junge Menschen schnell in der Schuldenspirale wieder.
Sie appelliert, dass man bei Problemen möglichst früh Hilfe sucht, nicht erst, wenn eine Stromabschaltung drohe oder die Kündigung der Wohnung. Allerdings: „Es finden nur sehr wenige Menschen den Weg zu uns, niemand will mit der Schuldnerberatung in Verbindung gebracht werden.“ Pro Jahr helfe man etwa 2000 Menschen - also nur rund zehn Prozent aller Schuldner in Herne.