Herne. Die Herner Großpfarrei St. Dionysius gibt drei Kirchenstandorte komplett und einen zum Teil auf. Welche Probleme es bei der Nachnutzung gibt.
Die Abschiedsgottesdienste haben in den drei katholischen Kirchen St. Konrad in Constantin, St. Barbara in Elpeshof und St. Elisabeth in Herne-Mitte bereits stattgefunden. Am Samstag, 2. November, werden die Gotteshäuser entwidmet, um den Weg für eine neue Nutzung freizumachen (siehe unten). Ebenfalls beschlossen worden ist die Teilaufgabe des Standorts St. Pius in Pantringshof.
Die Situation
Die katholische Großpfarrei St. Dionysius, zu der neben St. Konrad, St. Barbara und St. Elisabeth sieben weitere Kirchen gehören, muss aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen und Einnahmen Kirchen sowie Pfarr- und Gemeindehäuser schließen. Die Großpfarrei zählte zum Zeitpunkt ihrer Gründung im Jahr 2017 noch 27.000 Gläubige, inzwischen sind es weniger als 20.000. Der katholischen Kirchen in Wanne-Eickel ergeht es nicht besser: Die dortige Großpfarrei St. Christophorus hat bereits vor Weihnachten 2023 vier Kirchen aufgegeben. Und das ist der aktuelle Planungsstand bei St Dionysius:
St. Barbara: Abriss und Wohnungsbau
Für Andreas Trentmann ist die Zukunft von St. Barbara (An der Barbarakirche 1) in Elpeshof besiegelt. „Es läuft auf einen Abriss hinaus. Die Kirche ist baulich in einem so schlechten Zustand - da kann man nichts mehr retten“, sagt der Verwaltungsleiter von St. Dionysius. Mit zwei potenziellen Investoren führten sie bereits konkrete Gespräche.
Beide strebten eine „soziale Wohnnutzung“ an. Bei einem Interessenten gehe es vor allem um sozial geförderten Wohnraum, der andere setze den Schwerpunkt beim seniorengerechten und betreuten Wohnen. „Der Kirchenvorstand hofft, sich bis zum Jahresende für einen Investor entscheiden zu können“, so Trentmann. 2025 könnten dann Abriss und Übergabe erfolgen.
St. Konrad: Kinderbetreuung und Hilfsdienst
Erhalten bleiben soll das Gebäude der Kirche St. Konrad an der Kronenstraße in Constantin. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, was auch an der Denkmalwürdigkeit des Gebäudes liegt. „Wir haben soeben den Denkmalbescheid erhalten“, sagt Trentmann. In die Denkmalliste sei das Anfang der 50er Jahre errichtete Gotteshaus aber noch nicht eingetragen, weil die Widerspruchsfrist noch laufe.
So richtig glücklich ist man bei St. Dionysius nicht mit dieser Entwicklung, weil ein Denkmalschutz die Planungen für eine Nachnutzung erschwert. Die Schutzwürdigkeit des Gebäudes stehe aber außer Frage, betont Trentmann. „Auch ohne Denkmalschutz würden wir nicht Tabula Rasa machen. Wir wollen die Kirche als Landmarke erhalten, sie ist stadtteilprägend.“
Die Großpfarrei denkt darüber nach, die einzügige katholische Kita Pieperstraße in die (dann natürlich umgebaute) Kirche zu verlagern und auf vier Züge zu erweitern. Mehr als eine kühne Vision: „Es gibt Beispiele in anderen Städten, wie so etwas funktionieren kann“, so Trentmann. Was bereits feststehe: Die Malteser sollen in der Kirche bleiben. Der Hilfsdienst nutze bereits das Unterschiff unter anderem für Seminare, Veranstaltungen und Schulungen, sagt der Verwaltungsleiter.
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St. Elisabeth: Noch ist alles offen
„Eine Menge Ideen“ hätten für die Nachnutzung von St. Elisabeth an der Brunnenstraße vorgelegen - zum Beispiel für Studenten- oder Seniorenwohnungen, berichtet Trentmann. Zielführend sei das bislang nicht gewesen. Das Problem: Aufgrund der engen räumlichen Lage des Gotteshauses mitten in der Siedlung seien die Möglichkeiten für eine Nachnutzung des Kirchengebäudes begrenzt. Ein Abriss der ebenfalls in den 50er Jahren gebauten Kirche sei derzeit aber nicht geplant.
St. Pius: Aus für Gemeindehaus oder Kirche
Neben dem Aus für die drei Kirchen hat St. Dionysius auch eine „Teilaufgabe“ des Standorts von St. Pius in Pantringshof beschlossen. Der Diskussionsprozess laufe noch, sagt Trentmann. Bis zum Jahresende werde die Gemeinde darüber nachdenken, ob sie die Kirche oder das Gemeindehaus erhalten wollten und wie die künftige Nutzung aussehen könnte.
Bereits im Sommer sind in den drei Kirchen Abschiedsgottesdienste gefeiert worden. Die Profanierung (Entwidmung) der Gotteshäuser findet am Samstag, 2. November, gemeinsam mit dem Paderborner Weihbischof Josef Holtkotte statt. Die Andachten beginnen um 13 Uhr in St. Konrad, um 14.15 Uhr in St. Barbara und um 15.30 Uhr in St. Elisabeth.
>>> Die Bezirksvertretung Sodingen mahnt
- Die Bezirksvertretung Sodingen, in deren Bezirksgrenzen die Kirchen St. Barbara, St. Konrad und St. Pius liegen, hat sich jüngst auf der Antrag der SPD mit der Entwicklung der Standorte befasst.
- Die Verunsicherung in der Nachbarschaft sei derzeit groß, heißt es in dem Antrag. Und: „Auch Nicht-Kirchenbesucher sorgen sich um eine Verschlechterung des Wohnumfelds und verdichtete Bebauung.“
- Da die Kirche St. Barbara und St. Konrad „in ihrem Stadtteil bestimmende Landmarken“ seien, bestehe hier ein öffentliches Interesse an der weiteren Entwicklung.