Herne. Vier katholische Kirchen sind Ende vergangenen Jahres in Wanne-Eickel geschlossen worden. Wie geht es jetzt weiter? Ein Überblick.
Ende vergangenen Jahres sind in Wanne-Eickel vier katholischen Kirchen geschlossen worden. Das war ein großer Einschnitt, vor allem für die Gemeindemitglieder, aber nötig, sonst wäre die katholische Kirche in Wanne-Eickel zukünftig nicht mehr handlungsfähig gewesen, sagt Ludger Plümpe, Leiter der Pfarrei St. Christophorus.
Dass so viele Kirchen geschlossen werden, ist im Erzbistum Paderborn, zu dem auch Wanne-Eickel zählt, bisher einmalig. Die Beschlüsse zur zukünftigen Nutzung der Gebäude hatten die Gläubigen in Wanne-Eickel zuvor selbst getroffen. Am Montag haben Vertreter des Erzbistums Paderborn das bei der Kirchenverwaltung in Paderborn gegengezeichnete Konzept den örtlich verantwortlichen Gremien mit Pfarrer Ludger Plümpe übergeben.
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Immobilienstrategie sorgte für kritische Rückmeldungen
Dass die Umsetzung der Immobilienstrategie bei manchen Gemeindemitgliedern auch für kritische Rückmeldungen sorge, sei den Verantwortlichen bewusst, erklärte Pfarrer Plümpe. Noch immer erhalte er Anrufe von Menschen, die sich mit der aktuellen Situation nicht anfreunden können. „Wir müssen uns von manchen liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden, aber auch die nachfolgenden Generationen und die veränderten Lebensgewohnheiten im Blick haben.“ Handlungsdruck bestehe auch durch die Finanzlage der Pfarrei – zurzeit gebe es ein jährliches strukturelles Defizit um die 100.000 Euro. „Diese Kosten stehen in engem Zusammenhang mit der Nutzung der Immobilien, sodass wir hier einen großen Hebel haben“, so Plümpe.
Die konkreten Ergebnisse des beschlossenen Konzeptes zum zukünftigen Gebäudeeinsatz entstanden im Laufe der vergangenen 14 Monate. Sie betreffen laut Erzbistum insgesamt 28 Gebäude, darunter neun Kirchen und neun Gemeindehäuser. Zu den weiteren Gebäuden gehören zum Beispiel Kindertagesstätten und vermietete Wohneinheiten. Als sogenannte „wirtschaftende Einheiten“ seien sie im Rahmen der Immobilienstrategie allerdings nicht vertieft betrachtet worden.
Das sind laut St. Christophorus die geplanten Maßnahmen:
- Die Gemeinde Allerheiligste Dreifaltigkeit konzentriert ihre Aktivitäten zukünftig auf das Gemeindehaus samt Außenanlagen. Hier entsteht ein Quartiertreff für die Gruppen der Gemeinde, der Nachbargemeinden, Verbände und nicht-kirchliche Gruppen aus dem Sozialraum. Die Kirche hingegen wird dauerhaft geschlossen, da die Bausubstanz hohe Renovierungskosten erfordert. Das Kirchengebäude wird ebenso wie das zugehörige Pfarrhaus veräußert.
- Die Gemeinde Herz Jesu will ihr 15.000 Quadratmeter großes Areal überplanen und damit einen Beitrag zur Stadtteilentwicklung leisten – in einer zukünftigen Bebauung sollen dann auch Räume für die Gemeinde vorgesehen werden. Ihre Kirche wird die Gemeinde schließen.
- Die Gemeinde Heilige Familie soll unter dem Motto „Kirche aller Generationen“ als Stadtteilkirche Holsterhausen mit dem jährlich stattfindenden Gemeindefest, das von den Menschen als Stadtteilfest angenommen wird, weiterentwickelt werden. Die Immobilien an diesem Standort bleiben erhalten.
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- Die Heilig-Geist-Kirche der Gemeinde St. Barbara bleibt ebenfalls erhalten. Die Gemeinde bleibt weiterhin Gottesdienstgemeinde mit Kinder- und Jugendarbeit sowie Verbandsgruppen. Das Gemeindehaus soll jedoch mittelfristig aufgegeben werden.
- Am Standort der Gemeinde St. Franziskus wird nur das Gebäude, in dem das Jugendheim und die Kita untergebracht sind, weitergenutzt. Die Kirche soll aufgegeben werden; möglicherweise kommt eine Nachnutzung durch eine andere christliche Konfession in Frage. Die weitere Umsetzungsphase soll hier für Klarheit sorgen.
- Die Immobilien der Gemeinde St. Joseph werden weiter von der Pfarrei genutzt. Hier ist das innovative Projekt „Offene Kirche“ angesiedelt, welches weiter ausgebaut werden soll.
- Auch die Gebäude der Gemeinde St. Laurentius werden weiter wie bisher genutzt. Die Kirche St. Laurentius bleibt Pfarrkirche der Gesamtpfarrei. Das Konzept „Kunstkirche“ wird weiterentwickelt. Darüber hinaus wird der Standort für die Kooperation von Chören und Musikern als Musikkirche genutzt. Die Angebote für Seniorinnen und Senioren im Gemeindehaus soll es weiterhin geben.
- Seit 2018 erprobt die Gemeinde St. Marien im dortigen Kirchenraum das Projekt „KircheNEU“. Das Kirchengebäude wird hier bereits erfolgreich multifunktional für verschiedene Veranstaltungen und als „Experimentier-Kirche“ genutzt. Für diese Nutzung soll die Kirche entsprechend umgebaut werden. Das Gemeindehaus wird aufgegeben.
- Große Veränderungen gibt es in der GemeindeSt. Michael. Kirche und Gemeindehaus, die eine bauliche Einheit bilden, sollen veräußert werden. Lediglich das Pfarrhaus bleibt bestehen. Die Jugendarbeit hat bereits erfolgreich einen neuen Ort im Stadtteil Bickern gefunden. Für die Gottesdienste und das weitere Gemeindeleben ist eine ökumenische Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel in der benachbarten evangelischen Auferstehungskirche in Bickern geplant. Erste Schritte dieser wegweisenden Zusammenarbeit sind bereits gemeinsam gegangen.