Essen / Herne / Bochum. In ihrem Essener „Beauty-Salon“ entfernt eine junge Frau aus Herne einer Kundin (25) die Körperbehaarung. Die Behandlung hat dramatische Folgen.

Das müssen höllische Schmerzen gewesen sein: Vor rund einem Jahr hat eine damals 18-jährige Frau aus Herne in ihrem Essener „Beauty-Salon“ eine Ganzkörper-Haarentfernung durchgeführt. Die Folgen waren schlimm. Ihre Kundin erlitt Hautverbrennungen am ganzen Körper. Am Freitag, 4. Oktober, stand die selbsternannte Schönheits-Expertin in Bochum vor Gericht.

Die Fotos, die nach der Behandlung der Essenerin (25) entstanden sind, zeigen Brandblasen und verkrustete Narben – an Armen, Beinen und im Gesicht. Entstanden sind sie durch den Einsatz eines offenbar defekten Laser-Geräts. Das hatte sich allerdings erst später herausgestellt.

Hernerin suchte Models über Instagram

Ort des Prozesses: das Justizzentrum in Bochum.
Ort des Prozesses: das Justizzentrum in Bochum. © dpa | Guido Kirchner

Es war im Herbst vergangenen Jahres, als sich die junge Frau aus Herne ihren großen Traum erfüllte. Sie hatten einen sechswöchigen Kurs im Lasern belegt, der Instagram-Account mit Vorher-nachher-Bildern war eingerichtet. „Ich habe damals Models für eine kostenlose Behandlung gesucht“, sagte die Angeklagte den Richtern. „Weil ich noch ein bisschen üben wollte.“ Die 25-Jährige, die Ende Oktober vergangenen Jahres in ihr „Studio“ kam, war eine frühere Freundin ihrer Schwester – und eine der ersten, die auch bezahlen sollten. Abgemacht waren 120 Euro. Doch dann ging alles schief.

„Ich habe ihr noch gesagt, dass sie sich melden soll, wenn es wehtut“, so die Angeklagte. Doch die Kundin habe wohl die Zähne zusammengebissen, weil sie gedacht habe, dass es dann besonders gut werde. Das Gegenteil war der Fall. In der Anklage war sogar von einer dauerhaften Entstellung die Rede. Doch das ist zum Glück nicht eingetreten. Wie der Anwalt der Kundin im Prozess bestätigte, sind die Narben durch eine langwierige Nachbehandlung inzwischen wieder verschwunden. Das habe jedoch 4000 Euro gekostet.

Ein gewisses Maß an Mitverschulden wollten die Richter allerdings nicht ausschließen. Das „Studio“ im Essener Stadtteil Rüttenscheid sei schließlich nicht einmal beschildert gewesen. Es lag in einem Innenhof, der nur durch eine geschlossene Hausdurchfahrt zu erreichen war. Dass hier keine professionelle Kosmetikerin am Werk gewesen sei, müsse jedem klar gewesen sein. Strittig ist auch, ob es überhaupt einen Verletzungsvorsatz gab. Infrage komme auch eine fahrlässige Körperverletzung, so Verteidiger Volker Schröder.

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Verurteilt wurde die heute 19-Jährige, die voller Schuldgefühle war, am Ende nicht. Sie hat sich im Prozess bereiterklärt, 3000 Euro an ihre ehemalige Kundin zu zahlen. Im Gegenzug wurde das Strafverfahren eingestellt. Weitere Kosten könnten allerdings folgen. Sie wird in einem Parallelverfahren bereits auf Zahlung von 15.000 Euro Schmerzensgeld verklagt.

Richterin folgt Hernerin auf Instagram

Aufgegeben hat die Angeklagte ihr Geschäft nicht. Sie bietet ihre Beauty-Behandlungen auch weiterhin an. Nur Laserbehandlungen macht sie nach eigenen Angaben nicht mehr: „Davor habe ich Angst.“ Sie will sich unter anderem auf Zahn-Bleaching spezialisiert haben.

Auf ihrem Instagram-Account hat sie seit dieser Woche schon wieder eine neue Followerin – und zwar die Richterin vom Bochumer Amtsgericht. Sie hatte sich zur Vorbereitung des Prozesses genau ansehen wollen, was die 19-Jährige so „treibt“. Einen Rat gab sie der Angeklagten auch noch mit: „Lassen sie sich vernünftig schulen. Das ist gefährlich, was sie da machen.“