Herne. Das NRW-Gesundheitsministerium hat festgelegt, welche Kliniken künftig welche Eingriffe vornehmen dürfen. Herner Kliniken mit „Gesprächsbedarf“.
Eine gute Portion Unzufriedenheit haben die Vorgaben des Landes beim EvK Herne ausgelöst. Dort sieht man gerade die Verteilung der Leistungsgruppen innerhalb des Versorgungsgebiets 13 kritisch, zu dem neben Herne auch Bochum und Dortmund gehören. „Hier scheint unserer Meinung nach Konzentration vor Qualität und Quantität der Leistungen zu kommen, was letztlich die Versorgung der Patientinnen und Patienten beeinträchtigt“, so EvK-Verwaltungsdirektor Danh Vu auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion.
EvK Herne: Eingriffe am Enddarm sowie Knie- und Hüftprothesen komplett gestrichen
Dafür nennt er mehrere Beispiele: die tiefen Eingriffe am Enddarm. Hier sei das EvK Herne mit seinem Darmkrebszentrum trotz großer Fallzahl und hoher Qualität komplett auf 0 gesetzt worden, obgleich das Darmkrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert sei. Gleiches gelte für die Implantation von Knie- und Hüftprothesen. Hier habe das EvK 400 Leistungen pro Jahr. Auch dieser Bereich sei für das EvK komplett gestrichen worden. Ähnliches gelte für die operative Versorgung von Speiseröhrenkrebs.
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Danh Vu: „Wir werden genau prüfen, ob und wie die Versorgung und die Behandlungsqualität in unserer Region gefährdet sein könnte und auch die wirtschaftliche Balance unseres Hauses mit in Betracht ziehen. Mit dem Ministerium und allen beteiligten Institutionen werden wir hierzu in einen vertrauensvollen Austausch gehen.“
Leistungsspektrum des Marien Hospitals Herne wurde vom Ministerium bestätigt
Für die St. Elisabeth-Gruppe sei die Krankenhausplanung (siehe Info) insgesamt positiv ausgefallen, heißt es Nachfrage der Herner WAZ. Sowohl die personelle und technische Ausstattung als auch die umfassende Erfahrung in der Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen sei weitestgehend berücksichtigt worden. Doch die Geschäftsführerinnen Simone Lauer und Sabine Edlinger nennen ein großes Aber: „Mit unserer Expertise könnten wir jedoch in einer Vielzahl von Fachgebieten eine größere Zahl von Patienten behandeln, als das NRW-Gesundheitsministerium für uns ab 2025 vorgesehen hat. Wir liegen in einigen Bereichen über der zulässigen Schwankungsbreite von 20 Prozent. Um die Patientenversorgung nicht zu gefährden, werden wir versuchen, dies beim Ministerium zu thematisieren.
Als Beispiel nennen sie das St. Anna Hospital: Das werde von Patienten deutlich häufiger für eine Behandlung ausgewählt, als das Ministerium dies plant. „Wir werden hier durch unterschiedlichste Behandlungen insgesamt um 10.000 Patienten über den vorgesehenen Fallzahlen liegen“, so Lauer und Edlinger.
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Das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie im St. Anna Hospital werde dagegen weiterhin alle Eingriffe an den Gelenken vornehmen. An diesem Standort werde die St. Elisabeth Gruppe zukünftig die Expertise für Wirbelsäuleneingriffe sowie Hüft- und Knieprothesen ausbauen. Das Ministerium habe für die langjährig etablierten Wirbelsäuleneingriffe, Hüft- und Knieprothesen mehr Eingriffe vorgesehen als bisher.
Keine Brustkrebsoperationen mehr im Anna-Hospital
Das Ministerium habe für das St. Anna Hospital auch den Schwerpunkt für komplexe Krebserkrankungen im Verdauungstrakt genehmigt, die die Klinik für Gastroenterologie und die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie gemeinsam therapieren.
Die Klinik für Innere Medizin werde ebenso weiterhin ihre Patienten im St. Anna Hospital versorgen wie die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Brustkrebsoperationen würden allerdings nicht mehr im St. Anna Hospital durchgeführt. Diese bietet die Gruppe zukünftig ausschließlich im Marien Hospital in Witten an.
Land bestätigt das Leistungsspektrum des Uniklinikum Marien Hospital Herne
Im Marien Hospital Herne, das Klinikum der Ruhr-Universität Bochum ist, habe das Ministerium das Leistungsspektrum der internistischen Fachabteilungen ihr Behandlungsspektrum bestätigt, darüber hinaus würden die beiden Fachkliniken der St. Elisabeth Gruppe, das Rheumazentrum Ruhrgebiet und das St. Marien Hospital Eickel, weiterhin ihr gesamtes Behandlungsspektrum erbringen.
Stadt Herne: Besondere Aspekte auf städtischer Ebene müssen berücksichtigt werden
Die Kommunalen Präventions- und Gesundheitskonferenz (KPGK) der Stadt Herne hat im Laufe des Verfahrens darauf hingewiesen, dass bei der Planung zwingend die besonderen gesundheitsrelevanten Aspekte der kommunalen Ebene berücksichtigt werden müssten. Für Herne seien das: überdurchschnittliche Erkrankungsraten, zum Beispiel an Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen; eine überdurchschnittliche Zahl von Krankenhausbehandlungsfällen; eine überdurchschnittliche Zahl der Krankentage (insbesondere psychische Erkrankungen wie Depressionen); eine überdurchschnittliche Sterberate, insbesondere an Krebserkrankungen; und eine insgesamt deutlich verringerte Lebenserwartung.
Die genannten lndikatoren beschrieben in eindrucksvoller Weise die gesundheitsbezogene Ausgangslage Hernes, die sich ganz wesentlich von derjenigen anderer Kommunen unterscheide und daher in besonderem Maße ein bedarfsgerechtes Angebot wohnortnaher stationärer Behandlungsmöglichkeiten, gerade im Bereich der spezialisierten Leistungsgruppen, erfordere. Einem Abzug spezialisierter Leistungsgruppen könne deshalb nicht zugestimmt werden.
>>> Krankenhausplan: Kliniklandschaft soll an Fallzahlen ausgerichtet werden
Der Krankenhausplan für NRW ist bereits seit vier Jahren in Arbeit. Erstmals soll die Kliniklandschaft nicht mehr an der Bettenzahl ausgerichtet werden, sondern an Fallzahlen und Behandlungsqualität. Krankenhäuser mussten sich für bestimmte Eingriffe bewerben und bestimmte Qualitätsvorgaben wie Häufigkeit der Eingriffe, technische Ausstattung und Personal nachweisen.
Nachdem das Ministerium die Planzahlen für die Kliniken und deren Leistungsbereiche veröffentlicht hat, läuft nun bis Mitte August ein Anhörungsverfahren, in dem die Kliniken beim Land Einsprüche gegen diese Planzahlen vorbringen können. Der endgültige Versorgungsauftrag soll dann bis Jahresende erteilt werden. Es geht um noch offene 60 sogenannte Leistungsgruppen mit zum Teil hohem medizinischen Spezialisierungsgrad.