Herne. Immer wieder kommt es in Deutschland zu Hochwasser und Überschwemmungen. Herne ist bisher glimpflich davon gekommen. Woran liegt das?

Vor einigen Wochen gab es im Osten Deutschlands und in Teilen Österreichs starke Überschwemmungen und Hochwasser. Auch aktuell gibt es Warnungen für das Ruhrgebiet vor starkem Dauerregen.

Herne ist in diesem Jahr bisher noch recht glimpflich davon gekommen. Laut Stadtsprecher Christoph Hüsken gab es bis jetzt keine durch Starkregen ausgelösten Ereignisse. Woran liegt das und was tut die Stadt, damit Herne auch in Zukunft so gut wie möglich vor Hochwassern geschützt ist?

Die Verwaltung habe in Zusammenarbeit mit der Stadt Gelsenkirchen und der Emschergenossenschaft einen Alarm- und Maßnahmenmatrix erarbeitet, bei der in unterschiedlichen Alarmstufen das Handeln der Beteiligten differenziert betrachtet und ausgearbeitet worden sei. Dabei gehe es darum, wer macht was, wann und wie. Die Maßnahmenplanung werde zurzeit weiter vertieft und der Kreis der Beteiligten erweitert, so Hüsken.

Die Stadtentwässerung (SEH) habe zudem in den letzten Jahren ihre Konzepte im Hinblick auf Starkregenereignisse erweitert. Beispielsweise sei die Mannstärke angepasst worden, außerdem gebe es mobile Pumpen und weiteres Equipment.

Hochwassergefahr geringer als in anderen Städten

Die Gewässerstruktur in Herne sei sehr stark urban überprägt, so Hüsken. Etwas mehr als acht Kilometer der Herner Fließgewässer seien durch Deiche gesichert und unterscheiden sich laut Stadtsprecher somit deutlich von den naturnahen Gewässerstrukturen, wie sie bei den jüngsten Hochwassern in Österreich, Tschechien oder auch in Süd- und Ostdeutschland aufgetreten seien. Die Hochwassergefahr infolge eines Flusshochwassers sei in Herne so nicht gegeben, auch, weil die Einzugsgebiete - also die Fläche, auf der der Niederschlag in Richtung eines Gewässers abfließt - kleiner seien.

Die Deiche entlang des Hüller Bachs oder der Emscher böten ein Schutzniveau für ein 100- bzw. 200-jähriges Regenereignis und könnten somit große Wassermassen schadlos abführen. Darüber hinaus gebe es in Herne zwei ausgewiesene Überschwemmungsgebiete.

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2021 gab es in Deutschland ein schlimmes Hochwasser unter anderem an der Ahr. Welche Maßnahmen hat die Stadt seitdem ergriffen? Laut Hüsken ist ein Alarm- und Maßnahmenplan aufgestellt worden, um sowohl die Kommunikation als auch die Maßnahmen im Hochwasserfall effektiv und koordiniert durchführen zu können. Es seien Noteinspeisungen für Pumpwerke geschaffen, Notfallkonzepte erstellt und Notfallübungen der SEH durchgeführt worden.

Sandsäcke seien angeschafft und weitere Stauräume geschaffen worden, um Hochwasserspitzen abzupuffern. „So wurden durch diverse Maßnahmen im Stadtgebiet verteilt seit 2021 insgesamt 2600 Kubikmeter zusätzliches Stauvolumen geschaffen. Weitere 1250 Kubikmeter werden gerade an der Forellstraße geschaffen und weitere folgen“, erklärt Hüsken.

Stadt Herne entwickelt Strategie „Schwammstadt Herne“

Neben weiteren Stauräumen seien alternative Möglichkeiten zur Regenwasserbewirtschaftung geplant. Die Stadt Herne entwickele aktuell eine Gesamtstrategie „Schwammstadt Herne“. Diese Strategie soll die Planungsgrundlage für den Umgang mit Regenwasser legen und verfolge dabei das Ziel, Regenwasser vor Ort zurückzuhalten oder dem natürlichen Wasserkreislauf zuzuführen, sodass Überschwemmungen im Stadtgebiet erst gar nicht entstehen können.

„So wurden durch diverse Maßnahmen im Stadtgebiet verteilt seit 2021 insgesamt 2600 Kubikmeter zusätzliches Stauvolumen geschaffen. “

Christoph Hüsken
Stadtsprecher

In diesem Kontext liege der Fokus nicht ausschließlich auf dem öffentlichen Raum, sondern auch Privatpersonen würden bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen beraten und unterstützt, erklärt Hüsken. So könne man sich unter anderem bei der Stadt Herne unentgeltlich ein Gerät zur Überprüfung der Versickerungsfähigkeit ihres Grundstücks leihen.