Herne/Bochum. Das riesige Lidl-Lager auf der Stadtgrenze Herne/Bochum geht an den Start. Blicke hinter die Kulissen? Der Konzern gibt sich verschlossen.
Das neue Lidl-Verteilzentrum an der A43 auf der Stadtgrenze von Herne und Bochum geht jetzt an den Start. Die Inbetriebnahme sei für die Woche ab dem 16. September vorgesehen, heißt es vom Unternehmen auf Nachfrage. Fertig ist der Bau dann aber noch lange nicht. Bald soll der zweite Bauabschnitt starten - und der Riesenbau noch größer werden.
Herne: Baustart im Oktober 2022 - am Ende 54.000 Quadratmeter Grundfläche
Unter der Beobachtung von tausenden Autofahrerinnen und Autofahrern auf der A43 ist an der Herner Südstraße seit Oktober 2022 ein riesiges Logistikzentrum entstanden. Wie ein Puzzle wuchs die Halle aus Fertigteilen zusammen. An dutzenden Rampen sollen Lastwagen künftig Ware anliefern und abholen, alles auf dem neuesten Stand der Technik. Drinnen wurde teils vollautomatisierte Hochregallager und Kühlbereiche gebaut. Auf den später einmal 54.000 Quadratmetern Grundfläche soll künftig Ware für 120 Lidl-Filialen bereitgehalten werden, die von hier aus beliefert werden. Zum Vergleich: Der ganze Ruhrpark hat etwa 75.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
„Der Umzug des ersten Teilbereichs vom bisherigen Standort hat bereits in den vergangenen Wochen begonnen“, sagt Lidl-Sprecherin Valerie Heck. Direkt neben dem Neubau liegt (komplett auf Herner Stadtgebiet) das gut 25 Jahre alte bisherige Lidl-Lager. Es wirkt im Vergleich zu der neuen Anlage trotz des eher geringen Alters wie eine aus der Zeit gefallene kleine Halle. Dabei hat es von der Grundfläche ähnliche Dimensionen wie jetzt der erste Bauabschnitt. Das alte Lager wird aber abgerissen.
Zweiter Bauabschnitt – so geht es jetzt weiter
„Das Altlager wird ab dem 30. September 2024 zurückgebaut, um die Baufreiheit für den zweiten Bauabschnitt zu schaffen“, sagt Heck. „Die Fertigstellung des gesamten Standorts ist bis zum Frühjahr 2026 geplant.“ Den Plänen nach wird der Neubau dann in die Richtung verlängert. Lidl hatte angekündigt, eine hohe zweistellige Millionensumme, vielleicht sogar eine dreistellige, zu investieren.
Der große Kapazitäts-Sprung soll erst 2026 kommen: „Mit Fertigstellung des Verwaltungs- und Warenverteilzentrums wird die Zahl der Mitarbeiter in der Lidl Herne Vertriebs-GmbH & Co. KG von derzeit 250 auf rund 450 steigen“, kündigt Lidl auf Nachfrage an. Es gebe mehr als 15 verschiedene Berufsfelder in den Bereichen Logistik, Vertrieb, Warengeschäft, Immobilien und Personal, heißt es. „Die Personal-Akquise soll im ersten Halbjahr 2025 beginnen.“
Verteilzentrum auf der Stadtgrenze von Herne und Bochum
Das Verteilzentrum entsteht genau auf der Stadtgrenze zwischen Herne und Bochum im interkommunalen Gewerbegebiet „HerBo“. Der größte Teil wird auf Herner Stadtgebiet liegen. Auch die Postadresse bleibt an der Herner Südstraße. Die besondere Herausforderung: Beide Städte hatten bei den Baugenehmigungen ihr Wörtchen mitzureden. Das soll nicht immer reibungslos funktioniert haben, was Lidl so aber nicht bestätigen will. „Die Zusammenarbeit mit den beiden Städten läuft sehr gut und konstruktiv. Der Bau des neuen Verwaltungs- und Warenverteilzentrums entspricht weiterhin der Baugenehmigung.“
Hinter die Kulissen des Lagers will Lidl nicht blicken lassen. Der Konzern hat mehrfache Anfragen nach einem Besuch der Baustelle und des Lagers abgelehnt oder unbeantwortet gelassen. Warum, ließ der Konzern, der wie Kaufland zur Schwarz-Gruppe gehört, offen.
Streit hinter den Kulissen im Lidl-Lager
Hinter den Kulissen des Lidl-Lagers hatte sich in den vergangenen Monaten ein Streit zwischen dem Betriebsrat, Betriebsleitung dem Konzern und innerhalb der Mitarbeiterschaft hochgeschaukelt. Die Gewerkschaft Verdi sprach davon, dass kritische Betriebsräte geschasst werden. Auch das Arbeitsgericht beschäftigte sich mit dem Lidl-Lager.
Die Stimmung im Lager scheint gereizt. Als die Redaktion von öffentlichem Grund aus Fotos vom neuen Gebäude macht, will der Sicherheitsdienst das zunächst verbieten.