Herne. . Die Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“ führte unsere Leser diesmal ins Zentrallager von Lidl an die Südstraße. Die Teilnehmer waren begeistert vom informativen Rundgang.
Scheinbar endlos lang erstrecken sich hinter Metallgitterzäunen die Hallen an der Südstraße. Wie am Flughafenterminal docken beidseitig Lkw an den Rampen an. Nur ein kleines Schild weist darauf hin, wer hier seit 1998 residiert: Lidl. Genauer – eines der 38 bundesweiten Logistikzentren des Discounters für Verpackung und Verteilung, sowohl von Waren, als auch von Pappe und Plastikflaschen, die recycelt werden.
Im Rahmen der Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“ freuen sich 14 WAZ-Leser auf einen Blick hinter die Kulissen eines modernen Warenumschlagplatzes, in dem die Lagerplatzverwaltung voll elektronisch per Codes abläuft.
Sie sind gespannt, sehr gespannt. Leser Heinrich Böckmann (61) und Gattin Ute (54) können es kaum erwarten, dass es los geht, „schließlich gelangt man ja in Bereiche, die man noch nie gesehen hat“. Beide sind Fans der WAZ-Sommeraktion – „das war immer eine Bereicherung“ – , haben an Führungen bei Pieper und der Wanne-Herner-Eisenbahn teilgenommen. Antonio Mendoza (39), Betriebsleiter des Logistikzentrums, verspricht die volle Informationsladung – und bringt sie auch in äußerst lebendiger und informativer Art rüber.
Vor dem Abmarsch lockt der Imbiss
Den ersten Applaus fährt er ein, als er locker zum kleinen Imbiss lädt: „Stärken Sie sich vorher. Die Hallen sind 23 000 qm groß, da sind wir schon ein bisschen unterwegs.“ Das ist eigentlich riesig und doch werden mittlerweile doppelt so große Verteiler gebaut. Mendoza, der seit sechs Jahren Betriebsleiter in Herne und seit zwölf Jahren bei Lidl beschäftigt ist, geht voran in Richtung Hallen und verrät: „Wir sind eins der kleinsten und ältesten Zentren.“ Es sorgt dafür, dass die Lidl-Filialen zwischen Stadtlohn, Mettmann, Essen-West und Ostgrenze Castrop-Rauxel zuverlässig mit Artikeln beliefert werden. Immerhin 210 Mitarbeiter im gewerblichen und kaufmännischen Bereich lassen die Waren in Herne kreisen, fertigen Eingang und -ausgang effizient an sechs Tagen von sechs bis 20 Uhr in der Woche ab.
Hier herrscht eine andere Welt, die Warenwelt
Sekunden später steht die Gruppe mitten im Lager. Eine andere Welt, eine Warenwelt herrscht hier. 13 Meter hoch ragen die Regale, vollgestopft mit bestückten Paletten. Schwerpunkt in Herne sind das sogenannte Trockensortiment und Aktionsware. Von gekühlten Waren hat man sich verabschiedet. Die werden in anderen Lägern umgeschlagen. Emsig wie die Bienen wuseln die Mitarbeiter auf Gabelstaplern und elektrischen Palettenschiebern (Ben Hur) herum. Mendoza kennt und nennt seine Leute alle beim Namen. Prima, findet die Gruppe, so was sorgt für gutes Betriebsklima, meint Ewald Jost (68).
Warenzuweisung per Kopfhörer
Wo welche Waren hin kommen, erfahren die Mitarbeiter per „Talkman“. Über Kopfhörer und Minicomputer wird der Platz für die Ware zugewiesen. Alles läuft sehr effizient, wenig geräuschvoll und teilweise atemberaubend schnell ab. So sorgen die Schnellläufer bei den WAZ-Lesern für „Ahs“ und „Ohs“. Kein Wunder: Das sind bis zu 25 Stundenkilometer schnelle und beladen fünf Tonnen schwere Fahrzeuge, die gleich drei Paletten hintereinander packen und an ihre Standorte bringen. Sie stapeln die Waren in den Hochregalen oder sortieren sie auf den sogenannten Spuren, die vor den 85 Lade- und Entlade-Toren das Feld markieren, auf dem die Lkw ihr Ladegut vorfinden. Auch hier lassen die Zahlen staunen: So lieferten im letzten Jahr 15 464 Lkw Waren an und 55 593 Waren aus.
Rund 15 Tage reicht der Bestand, um ohne Neuanlieferung die Filialen zu beliefern. Aber, so Mendoza, „die Kunst ist es, einen niedrigen Warenbestand zu haben, ohne dass Fehlartikel dabei sind“. Also Artikel, mit denen Filialen unbedingt bestückt werden müssen. Ewald Jost ist beeindruckt von der Führung. „Diese ganze Logistik, das ist schon toll.“ Als Kunde hat er sich nie Gedanken über die Hintergründe der Warenwege gemacht. „Ich sehe nun vieles mit anderen Augen.“ Und: „Immer ist alles da im Laden. Jetzt wissen wir, wie es funktioniert.“ Und für das Ehepaar Böckmann steht fest: „Wir wollen im nächsten Jahr bei der Sommeraktion gerne wieder dabei sein.“