Herne. Der Kommunale Ordnungsdienst in Herne soll Bodycams bekommen - obwohl die Kameras in der Testphase nie benötigt wurden. Wie passt das zusammen?

Das soll mehr Sicherheit bringen: Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) in Herne wird nun dauerhaft mit Bodycams ausgestattet. Ein Testlauf, begründet die Stadt ihre Entscheidung, sei erfolgreich verlaufen. Die kleinen Kameras an den Uniformen seien ein gutes Mittel zur Deeskalation bei Konflikten, so das Fazit der Verwaltung. Überraschend: Während der einjährigen Probephase mussten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KOD ihre Kamera nicht einmal nutzen.

Zum Hintergrund: Die Bodycams gehören zu einem Maßnahmenpaket, mit dem die Stadt den Kommunalen Ordnungsdienst in Herne besser aufstellen und so letztlich auch die Sicherheit in der Stadt erhöhen will. Der Anstoß kam von der Politik, und vor zwei Jahren stellte Ordnungsdezernent Burbulla seine Pläne vor. Kern des Pakets: Mehr KOD-Mitarbeitende, erweiterte Arbeitszeiten, eine bessere Ausstattung - und zu letzterer gehören eben auch die Bodycams. Schon vor dem Testlauf mit einigen Mitarbeitenden rechnete Burbulla mit einem Erfolg der Kameras. „Sie kühlen Emotionen ab“, sagte er.

Stadt Herne: Sicherheitsempfinden wurde spürbar gesteigert


Kameras kühlen Emotionen ab: Hernes Ordnungsdezernent und Stadtdirektor Frank Burbulla.
 
Kameras kühlen Emotionen ab: Hernes Ordnungsdezernent und Stadtdirektor Frank Burbulla.   © Stadt Herne | Frank Dieper

Nun darf er sich bestätigt fühlen. Die Nutzung der Bodycams habe zu einer „positiven Entwicklung“ geführt, heißt es in einem Bericht der Stadt an die Politik. Konkret: „Die Akzeptanz in der Bevölkerung sowie bei den Mitarbeitenden ist hoch und das Sicherheitsempfinden wurde spürbar gesteigert.“ Und: „Die Bodycams haben sich als wertvolles Instrument erwiesen, um die Sicherheit und Ordnung in der Stadt zu gewährleisten.“

Die neuen Bodycams wurden auch auf der Cranger Kirmes 2023 getestet.
Die neuen Bodycams wurden auch auf der Cranger Kirmes 2023 getestet. © Frank Dieper

Getestet und nun angeschafft wurden Bodycams der Firma Netco. Dieses Modell ist laut Stadt mit einem Frontdisplay ausgestattet, so dass sich gefilmte Menschen dort unmittelbar selbst sehen und ihre Attacke quasi live verfolgen können - und somit zugleich die Möglichkeit haben, das eigene Verhalten zu reflektieren, so das Rathaus. Das zeige Wirkung: Seit Beginn der Pilotphase am 1. August 2023 habe es keine einzige Situation gegeben, die eine Aktivierung der Kamera erforderlich gemacht hätte. In einzelnen Fällen sei es bereits ausreichend gewesen, das Display der Bodycam zu aktivieren, um potenziell eskalierende Situationen zu entschärfen. 

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Das alles entspreche in vollem Umfang den Erwartungen an die Wirksamkeit und Effektivität der Geräte. Ihre bloße Sichtbarkeit habe dazu geführt, dass sich die Verhaltensweisen aggressiver Menschen im Kontakt mit dem KOD sofort geändert hätten und Konflikte so vermieden worden seien. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien zufrieden: Das Anlegen der Technik sei zur Routine geworden, und die Nutzung habe ein positives Echo hervorgerufen. Kurz: „Die präventive Wirkung der Bodycams, insbesondere durch die Aktivierung des Frontdisplays, hat sich als äußerst effektiv erwiesen und trägt maßgeblich zur Deeskalation von Konflikten bei.“

In einem Erfahrungbericht will die Stadt der Politik ihre Entscheidung zur Anschaffung der Bodycams erläutern - im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung am Mittwoch, 18. September, im Ratssaal im Rathaus Herne (Beginn der öffentlichen Sitzung: 16 Uhr). Abstimmen muss (oder darf) die Politik dann offenbar nicht mehr über die Anschaffung. Offensichtlich wird das nunmehr als ein laufendes Geschäft der Verwaltung angesehen.

>>> So funktionieren die Bodycams

  • Die Bodycams der Firma Netco werden einfach an die Uniform geklemmt. Mit einem 165-Grad-Weitwinkel, so wirbt das Unternehmen, entgehe der Kamera nichts. Die Aufnahmen könnten per WLAN, LTE oder USB übertragen werden. Die Bilder werden später ausgewertet und sollen die Beweissicherung bei Auseinandersetzungen und Ordnungswidrigkeiten  verbessern.
  • Für die sieben Geräte in der Testphase hat die Stadt laut Rathaus rund 7800 Euro ausgegeben, für die Schulung kamen weitere 1800 Euro hinzu. Außerdem falle eine jährliche Lizenzgebühr in Höhe von 119 Euro pro Gerät.
  • Berufsgeheimnisträgerinnen und -träger dürfen nicht aufgenommen werden, also etwa Geistliche, Anwälte und Notare, Abgeordnete oder Journalisten – aber nur „in deren Bereichen“ nicht, sprich bei der Arbeit. Die Kameras dürfen KOD-Mitarbeitende bei Treffen mit diesen Berufsgruppen aber mitführen. Nur filmen dürfen sie nicht.