Herne. Das Pflegeheim „Haus Stella“ und der Pflegdienst machen nach Insolvenz des Betreibers dicht. Was passiert mit den Bewohnerinnen und Bewohnern?
Die insolvente Pflege-Kette GBS schließt im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenregie die erst 2023 eröffnete Herner Senioreneinrichtung „Haus Stella“ und den gleichnamigen Pflegedienst. Geschäftsführer Harald Pfannkuch bestätigt auf WAZ-Nachfrage das Aus zum 30. September.
Mischung aus Wohngemeinschaften und betreuten festen Wohnungen
„Der Standort hier in Herne wird aufgegeben“, sagt Pfannkuch. Die Pflegeeinrichtung bestehe aus aktuell 15 Menschen in zwei Wohngruppen, die wie in einem Pflegeheim stationär betreut werden. Dazu kommen Menschen im „Servicewohnen“, die dort selbstständig in vollausgestatteten Wohnungen leben und nur einzelne Pflegedienste nutzen.
„Wir sind dabei, für beide Gruppen vernünftige Lösungen zu definieren“, sagt Pfannkuch. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngruppen versuche die GBS in andere Einrichtungen zu vermitteln. In 13 von 15 Fällen sei das bereits gelungen. Für die zwei verbliebenen stünden noch Gespräche an. Man sei nicht in Zeitnot. Pfannkuch zeigt sich optimistisch, dass auch die anderen beiden untergebracht werden können.
Die Stadt bestätigt das im Kern, wenn auch mit etwas anderen Zahlen. Laut städtischer Heimaufsicht werden in der Wohngemeinschaft derzeit noch 16 Personen versorgt. „Davon haben fünf Personen bereits anderweitige Versorgungsformen ab Oktober gefunden“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. „Nach hiesigem Kenntnisstand“ sei im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens noch bis zum 6. September die Möglichkeit einer Übernahme des Pflegebetriebs durch andere Interessenten geprüft worden.
Geschäftsführer: „Haben verantwortungsvoll Dinge in die Hand genommen“
Für die Mieter der anderen Wohnungen ändere sich nichts, „wenn sie sich mit der Vermieterin einigen“, sagt Harald Pfannkuch. Man sei aber im Gespräch, einen neuen Pflegedienst zu organisieren, so dass auch dort die Versorgung nach dem 30. September sichergestellt sei. Auch von der Stadt heißt es: „Nach unserem Kenntnisstand möchte die Eigentümerin der Immobilie diese Mietverhältnisse mit den betroffenen Personen fortführen.“ Pfannkuch weist Vorwürfe zurück, dass Betroffene auf der Straße säßen: „Wir haben verantwortungsvoll Dinge in die Hand genommen.“
Das angekündigte Aus für „Stella“ hatte im Umfeld für Unruhe und Ängste gesorgt. Angehörige von Bewohnerinnen und Bewohnern sollen sich vor den Kopf gestoßen und überrumpelt gefühlt haben. Auch zuletzt 32 Angestellte am Standort haben die Kündigung erhalten. Der Pflegedienst soll ebenfalls geschlossen werden.
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Die Stadtverwaltung und die Heimaufsicht hätten „fortlaufend in engem Austausch mit der Geschäftsführung, Insolvenzverwaltung und der zuständigen Pflegedienstleitung“ gestanden, erklärt Christoph Hüsken. Ende August habe eine Informationsveranstaltung für die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner in der Einrichtung vor Ort stattgefunden. Die Heimaufsicht habe an dieser Veranstaltung ebenfalls teilgenommen „und stand bzw. steht allen Betroffenen für Beratungsangebote zur Seite“. Der Betreiber sei auch dazu verpflichtet worden, sich um die zukünftige Unterbringung und Versorgung der Betroffenen zu kümmern.
Die Bewohner oder deren Betreuer seien auch aktiv durch die Heimaufsicht kontaktiert worden. „Das Ziel der Verwaltung ist es, alle betroffenen Bewohner*innen über die Möglichkeiten einer adäquaten Anschlussversorgung zu beraten bzw. bei der Suche nach einer geeigneten Alternative zu unterstützen“, sagt Hüsken.
Unternehmen trennt sich von ambulanten pflegerischen Angeboten
Das Herner Unternehmen mit deutschlandweit 600 Angestellten trenne sich im Rahmen der Insolvenz von allen ambulanten pflegerischen Angeboten, erklärt Geschäftsführer Pfannkuch. Das Unternehmen schrumpfe von 20 auf wahrscheinlich 16 oder 17 Standorte. Er gestehe ein, dass die ambulanten Angebote eine große Herausforderung seien. „Wir sind da vielleicht nicht gut genug aufgestellt, um am Markt bestehen zu können.“ In anderen Bereichen habe man dagegen große Stärken.
Pfannkuch zeigt sich sehr zuversichtlich, dass das Insolvenzverfahren zum 31. Oktober beendet werden könne. Die Pflege-Kette mit Heimen und Diensten in Herne, Essen, Velbert, Unna und in Ostdeutschland hatte im Februar Insolvenz angemeldet und ein Verfahren in Eigenregie genehmigt bekommen.
Haus Stella in Herne: Eröffnung erst vor gut einem Jahr
„Der Rest wird weitergehen. Er wird in Ruhe weitergehen“, sagt Pfannkuch. Er hatte im Februar auf WAZ-Nachfrage gesagt, dass die Restrukturierung dringend notwendig sei. Pfannkuch sprach von „strukturbedingten Schwierigkeiten wie Unterfinanzierung und Fachkräftemangel“. Die Situation in der Pflege seit deutschlandweit bekannt.
Das Haus Stella war erst vor einem guten Jahr eröffnet worden. Die GBS war selbst in den 1990er Jahren gegründet worden. Das Unternehmen hatte stets die Gemeinnützigkeit betont.
Heimkapazitäten gibt es aktuell zumindest auf dem Papier in Herne ausreichend. Christoph Hüsken verweist auf den Heimfinder. Derzeit sind 143 freie Plätze in stationären Einrichtungen in Herne dort gemeldet. Darüber hinaus könnten individuell unter Umständen auch andere Versorgungsformen wie „seniorengerechte Wohnungen mit ambulanter Versorgung oder Einrichtungen in umliegenden Städten in Betracht kommen“.