Herne. Im Kampf gegen Elterntaxis setzen immer mehr Städte auf Schulstraßen. In Herne ist das zunächst nur an einer Schule geplant. Wie die Pläne sind.
Mit vorübergehenden Straßensperrungen an Grundschulen, sogenannten Schulstraßen, versuchen einige Städte bereits gegen Raser an Schulen sowie das anhaltende Problem der Elterntaxis vorzugehen. Auch die Stadt Herne befasst sich derzeit mit der Frage, welche Straße an welcher Schule zu den Bring- und Abholzeiten gesperrt werden sollte. Wichtig sei aber vor allem auch, die Kinder und Eltern zu sensibilisieren und zu erziehen, wie sie sich verhalten sollen, um die Gefahren auf dem Schulweg zu minimieren, betont die Verkehrswacht Wanne-Eickel bei der Schulanfangsaktion an der Galileo-Schule.
Elterntaxis seien – wie an fast allen Grundschulen in Herne – auch hier teilweise ein Problem, sagt Schulleiterin Sonja Mersch. „Eine Schulstraße wäre schön.“ Denn vor der Schule sei die Straße immer eng, voll und unübersichtlich. Die meisten der 210 Schülerinnen und Schüler der Grundschule kämen zu Fuß, aber auch hier ließen es sich manche Eltern nicht nehmen, ihre Kinder bis kurz vors Klassenzimmer zu bringen, sagt sie am Rande des Aktionstages, bei dem die Verkehrswacht in Kooperation mit der Polizei und dem HCR und gesponsort von der Dekra und der Herner Sparkasse, mit allen Schülerinnen und Schülern sicheres Verhalten im Verkehr übt.
Mit dem Problem der Elterntaxis setzt sich Klaudia Meyer in Herne tagtäglich auseinander, da sie bei der Stadt für die Kinder- und Jugendmobilität zuständig ist. Sie befasst sich mit der Frage: Benötigt Herne eine Schulstraße und wenn ja, an welcher Schule? „Gefühlt haben wir an jeder Grundschule in Herne Probleme – an der einen mehr, der anderen weniger“, sagt sie. Fix sei es bisher noch nicht, wo die Stadt eine Schulstraße einrichten könnte. „Die Claudiusschule, die Josefschule und die Michaelschule sind akut auf uns zugekommen“, so Meyer. Mit der Claudiusschule und der Josefschule sei man in die Zusammenarbeit eingestiegen.
Bevor eine Schulstraße eingerichtet werde, setze man nämlich erstmal auf drei Säulen, um anderweitig gegen Elterntaxis vorzugehen. Bei einem Schulwegcheck wird das Umfeld der Schule in Augenschein genommen und geprüft, ob durch kleinere Umbaumaßnahmen wie eine Ampel oder einen Zebrastreifen die Sicherheit verbessert werden kann. „Wir machen auch Verkehrsmessungen und gucken, wie schnell die Autos dort fahren.“ Als Nächstes werde versucht, dem Problem mit Elternhaltestellen zu begegnen, bei denen Eltern in einer überschaubaren Entfernung, häufig auf einem nahegelegenen Supermarktparkplatz die Kinder absetzen sollen, sodass diese von dort alleine zur Schule laufen können. Solche Elternhaltestellen haben inzwischen einige Grundschulen in Herne eingerichtet.
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Zudem solle das Thema Verkehrserziehung im Unterricht den Kindern vermittelt werden, damit diese den Wunsch, lieber zu laufen, an die Eltern weitergeben. „Erst wenn alle Stricke reißen, bleibt die Einrichtung einer Schulstraße“, so Klaudia Meyer. Denn eine Schulstraße habe ja nicht nur Vorteile, gibt sie zu bedenken, sondern bedeute auch eine große Einschränkung für Verkehrsteilnehmer und Anwohner. Außerdem müsse so ein Verbot auch kontrolliert werden. Deshalb ist für sie klar: „Wir starten in Herne erstmal nur mit einer Schule als Pilotprojekt.“ Dieses werde wohl an einer der drei Schulen starten, die sich bisher an sie gewandt haben. Sollten weitere Schulen Interesse an einer Schulstraße haben, müssten sie sich ebenfalls melden.
Das Pilotprojekt soll erstmal ein Jahr beobachtet und der Effekt evaluiert werden, bevor es eventuell eine weitere Schulstraße in Herne geben könnte. Auch die erste Schulstraße wird es so schnell nicht geben: „Realistisch gesehen wird das dieses Jahr nichts mehr“, so die Fachfrau.
Umso wichtiger ist es also für Grundschulen, mit Aktionen wie dem Verkehrstraining der Verkehrswacht oder durch selbst eingerichtete Elternhaltestellen, der Problematik zu entgegnen. An der Galileo-Schule sei der Verkehr durch eine Einbahnstraßen-Regelung und Pöller zum Glück schon etwas beruhigt, sagt Schulleiterin Sonja Mersch. Das sei ein Vorteil gegenüber manch anderer Schule in schwierigerer Lage.
Für Heinz Hendricks, Vorsitzender der Verkehrswacht, sind Schulstraßen sowieso nicht die Lösung. „Eine Straße zu sperren, hilft nicht besonders viel“, sagt er. Dabei verlagere sich das Problem nur. Er sei ein Freund von Elternhaltestellen und davon, wenn Kinder selbst mit dem Fahrrad oder Roller zur Schule fahren. Denn die Bewegung an der frischen Luft tue ihnen vor der Schule auch noch gut.