Herne. Elterntaxis führen an Schulen immer wieder zu gefährlichen Situationen. Eine Herner Grundschule geht nun dagegen vor.
Besonders in der dunklen, nassen Herbst- und Winterzeit werden sie an vielen Schulen wieder zu einer Plage: die Elterntaxis. Mit dem Wunsch, ihr Kind möglichst nahe beim Schultor abzusetzen, parken Eltern im Halteverbot oder halten sogar mitten auf der Straße. Während beispielsweise die Stadt Duisburg gezielt mit Knöllchen gegen Elterntaxis vorgeht, gibt es ein solch gezieltes Eingreifen des Ordnungsamtes in Herne nicht.
Die Grundschule Jürgens Hof in Herne hat nun eine Aktion gestartet, um diesen „Elterntaxis“ entgegenzuwirken. „Es kam an der Schule immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil Eltern vor der Schule geparkt haben“, sagt Martin Renner, kommissarischer Schulleiter. Dabei hielten die Eltern entweder im Parkverbot und ließen die Kinder zur Bürgersteig- oder auch zur Straßenseite aussteigen. „Manche parken auf dem Bürgersteig und gefährden dadurch die Kinder, die auf dem Gehweg laufen“, beobachtete Renner regelmäßig.
Herne: Eltern sollen Kinder an Supermarkt-Parkplatz absetzen
Nach Rücksprache mit der Schulpflegschaft und dem Filialleiter des nahe gelegenen Discounters „Netto“ wurde dort kurzerhand ein „Kiss & Ride“-Parkplatz eingerichtet. An festgelegten Tagen sollen die Eltern dort halten und ihre Kinder verabschieden, die von dort, begleitet von einigen Eltern, zur Schule laufen. Zunächst an sechs Tagen solle testet werden, wie die Aktion bei Eltern und Kindern ankommt. „Der Wunsch wäre, dass es eine Dauereinrichtung wird“, so Renner. Dazu solle es dann auch ein Gespräch mit dem Filialleiter des Supermarktes geben.
Dass Elterntaxis nicht nur ein Problem an Grundschulen sind, betont WAZ-Leser Detlef Münch. Er ärgert sich als Anwohner der Horststraße regelmäßig über die Fahr- und vor allem Parkweise der Eltern vor der Dependance der Erich-Fried-Gesamtschule. „Im Wendehammer ist absolutes Halteverbot, und dennoch stellen sich Eltern dorthin“, beklagt er. Auch die Einfahrten zu seinen Anwohnerparkplätzen seien regelmäßig blockiert. Wenn er Eltern vor Ort darauf anspreche, würden diese noch patzig reagieren. „Ich musste früher auch zweieinhalb Kilometer zur Schule laufen“, betont Münch. Da seien diese ja schon älteren Kinder durchaus in der Lage zu, so seine Meinung.
Ihn ärgert aber vor allem, dass das Ordnungsamt nicht vor Ort sei, wenn es dort ab 7.30 und um 15.30 Uhr richtig rund hergehen würde. „Wenn, sehe ich das Ordnungsamt um 8 Uhr, da sind alle schon in der Schule“, beklagt der Anwohner und wünscht sich gezieltere Kontrollen gegen Elterntaxis wie in anderen Städten.
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Die Stadt Herne gibt auf WAZ-Anfrage an, je nach Auftragsdichte täglich an Grundschulen präsent zu sein. „Je nach Beschwerdelage finden die Kontrollen an allen Grundschulen gleichermaßen statt“, teilt Stadtsprecher Christoph Hüsken mit. Während in Duisburg allein im Jahr 2022 insgesamt 226 kostenpflichtige Verwarnungen erteilt wurden, gebe es in Herne keine statistische Erhebung dazu.
Und an welcher Schule ist das Problem besonders verbreitet? Auch dazu kann die Stadt auf WAZ-Anfrage keine genauen Angaben machen, sondern teilt mit: „An fast allen Grundschulen ist die Situation ähnlich. Es gibt immer mal Zeiten, in denen es an der einen etwas extremer ist als an der anderen.“ Bis dato seien keine grundsätzlichen Maßnahmen zur weiteren Regelung oder Einschränkung des Verkehrs getroffen worden, jedoch beobachte die Stadt auch Vorgehensweisen in Nachbarkommunen mit großem Interesse.
Bis dahin müssen offenbar die Grundschulen selbst aktiv werden, um vor allem den jüngeren Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen. Wie die Aktion an der Grundschule Jürgens Hof. Nach den ersten drei von insgesamt sechs Aktionstagen fällt das erste Fazit des kommissarischen Schulleiters jedenfalls positiv aus. „Es halten sich bisher wirklich alle an die Aktion – trotz des schlechten Wetters. Vor der Schule parkt keiner mehr.“ Ob die Eltern auch langfristig darauf verzichten, direkt an der Schule zu halten, müsse sich erst längerfristig zeigen. Entscheidend sei dabei auch, ob die Straße vor der Schule nach dem Ende der Baustelle eine Einbahnstraße bliebe. „Dafür haben wir zehn Jahre gekämpft.“