Herne. In Herne wird der Circus Schnick-Schnack am neuen Standort aufgebaut. Dabei helfen Studenten aus aller Welt. Auch ein Tiny Haus entsteht.

Internationale Hilfe für den Herner Sozialzirkus: Elf Studierende arbeiten insgesamt zwei Wochen ehrenamtlich beim Circus Schnick-Schnack. Im Rahmen eines Projekts der gemeinnützigen Organisation Bauorden engagieren sich die jungen Menschen aus ganz Deutschland und dem Ausland für den Aufbau der Zeltstadt am neuen Standort. Dabei geht es den alten Zirkuswagen an den Kragen. Mit schwerem Geschütz wird geschliffen, lackiert und gepinselt. Auch ein Tiny Haus soll für zukünftige Gäste entstehen.

Zum Hintergrund: Der Sozialcircus Schnick-Schnack ist im Juli nach über 18 Jahren am alten Standort nach Horsthausen umgezogen. Wir berichteten. Im April seien die Arbeiten für die neue Zeltstadt direkt neben der Grundschule Jürgens Hof gestartet, erzählte Geschäftsführer Christian Stoll im Juli. Nun fehlt noch der letzte Schliff: die Renovierung der Zirkuswagen und die Umsetzung des Tiny Hauses.

Bauorden möchte Austausch unter den Studierenden fördern

Dafür rücken elf junge Helfende vom Bauorden an. „Das praktische Tun steht im Vordergrund“, sagt Philipp Schmitz, Geschäftsführer des Bauordens mit Sitz in Ludwigshafen. Für das handwerkliche Circus-Projekt war es dem Geschäftsführer ein Anliegen, dass die jungen Erwachsenen aus unterschiedlichen Regionen kommen, um einen Austausch unter den Studierenden zu ermöglichen. Diese übernachten in Zelten neben dem Zirkuszelt. Unter anderem kommen die Helfenden aus Malaysia, der Türkei, Nord-Irland und Ungarn, die meisten studieren jedoch Architektur in Aachen oder Bauingenieurswesen in anderen deutschen Städten. Die zwei Wochen ehrenamtliche Arbeit in Herne lassen sich die Studierenden als Baustellenpraktikum für das Studium anrechnen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Für Nora Czimbalmos geht es mit ihren Freunden danach aber noch nach Mecklenburg auf den Olgashof. Zwei Wochen reichen für das Praktikum nämlich nicht aus. Die 21-Jährige studiert Architektur in Aachen, kommt gebürtig jedoch aus Ungarn. „Ich wollte in Deutschland studieren, weil die Bedingungen zu Hause nicht gut so sind“, erzählt sie. An dem Projekt des Bauordens und des Circus Schnick-Schnack gefällt ihr besonders, dass man mit den Händen arbeiten könne und dass daraus tolle Dinge entstehen könnten. Ihren 22. Geburtstag muss die Studentin nächste Woche bei Schnick-Schnack feiern. „Das wird hoffentlich cool“, sagt sie lachend.

Die gebürtige Ungarin Nora Czimbalmos feiert ihren 22. Geburtstag zwischen Zirkuswagen, Werkzeug und Zelten auf dem neuen Gelände des Circus Schnick-Schnack in Herne.
Die gebürtige Ungarin Nora Czimbalmos feiert ihren 22. Geburtstag zwischen Zirkuswagen, Werkzeug und Zelten auf dem neuen Gelände des Circus Schnick-Schnack in Herne. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

„Diese Möglichkeit ist einzigartig“

Ebenfalls aus dem Ausland kommt die Nordirin Beth Schmidt. Ja, sie trägt einen deutschen Nachnamen. Darauf angesprochen grinst die 21-Jährige. „Mein Opa kommt aus Heidelberg“, sagt sie. Deswegen war sie bereits zweimal zu Besuch in Deutschland und wollte nach ihrem Bachelor-Abschluss in Architektur ein drittes Mal nach Deutschland reisen. Zwei Jahre Berufserfahrung muss sie nach dem Abschluss ihres Master-Studiums vorweisen, weswegen sie zwischen den beiden Abschlüssen schon ein wenig Erfahrung sammelt.

Am Handwerk und der Architektur fasziniert sie, dass man mit Menschen zusammenarbeiten und sich mit seiner Arbeit auch für Minderheiten in der Gesellschaft einsetzen könne. Daher war sie direkt Feuer und Flamme, nachdem sie vom Projekt des Bauordens beim Circus Schnick-Schnack in Deutschland erfahren hat. „Diese Möglichkeit gibt es bei uns in Nordirland nicht, die ist echt einzigartig“, erklärt sie.

Beth Schmidt kommt aus Nordirland und will nach ihrem Bachelor-Studium in Architektur ein wenig Berufserfahrung beim Circus Schnick-Schnack in Herne sammeln.
Beth Schmidt kommt aus Nordirland und will nach ihrem Bachelor-Studium in Architektur ein wenig Berufserfahrung beim Circus Schnick-Schnack in Herne sammeln. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Man merkt schnell, dass sich zwischen den jungen Erwachsenen schon jetzt Freundschaften entwickeln. Wenn jetzt noch die Zeltstadt am Ende der zwei Wochen vollständig renoviert ist, ist das Ziel des Projekts wohl erfüllt.

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