Herne. Ihre Bühne ist das Fußballstadion. Nun standen die Stadionsprecher der großen Revierclubs auf der Bühne des Herner Mondpalasts.

In den großen Fußballarenen sind eigentlich die Fans in den Kurven für den Gesang zuständig. Am Mittwoch schmetterten jedoch die Stadionsprecher von sieben Revierclubs - ganz einträchtig und einstimmig die Hymne „Ruhrpott, mein Ruhrgebiet“ aus dem „Ruhrical“, das seit 2019 permanent durchs Ruhrgebiet tourt.

Herner Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer als Karajan des Ruhrgebiets

„Ruhrpott, mein Ruhrgebiet, volles Theater. Der Platz, den ich so lieb. Mein Platz auf dieser Welt. Ruhrpott, mein Ruhrgebiet: Komm, mach Dich startklar“ heißt es im Refrain - und damit begrüßen die bekannten und markanten Stimmen der Vereine nicht nur die neue Bundesligasaison, die am Freitag, 23. August, startet, sondern auch die Spielzeiten im Wanner Mondpalast und des „Ruhricals“. Der Dirigent des ungewöhnlichen Chores war auch auf den großen Fußballbühnen unterwegs, hat aber nicht den Taktstock geschwungen, sondern in seine Pfeife getrillert: der Herner Ex-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, der sich angesichts der neuen Aufgabe gleich mal als Karajan des Ruhrgebiets bezeichnete.

Leadsänger Michael Wurst, Stadionsprecher VfL Bochum, ließ auch Thorsten Kinhöfer die Hymne mitsingen.
Leadsänger Michael Wurst, Stadionsprecher VfL Bochum, ließ auch Thorsten Kinhöfer die Hymne mitsingen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die Idee für die fußballvölkerverbindende Gesangseinlage hatten Bernd Böhne und Michael Kloßek, die Macher des „Ruhricals“. Die Stadionsprecher seien alle sofort von der Idee begeistert gewesen, denn sie seien auch Botschafter ihrer Vereine, aber auch für das Ruhrgebiet. „Wir haben gespürt, wie viel Leidenschaft vorhanden ist“, so Michael Kloßek. Das Motto laute: „In den Farben jeder seins - im Ruhrgebiet vereint.“

Und warum hob sich im Mondpalast der rote Vorhang für die ungewöhnliche Boyband, bei der VfL-Bochum-Sprecher Michael Wurst den Part des Leadsängers übernahm? Die Antwort ist nach den Worten von Mondpalast-Chef Marvin Boettcher simpel: Er steht auf neutralem Boden. Denn als Westfalenligist spielt der DSC Wanne-Eickel nicht mit im Fußballkonzert der großen Vereine. Angesichts der jahrzehntelangen Rivalität dürfte es den Stimmen der Stadien leichter gefallen sein, nach Wanne-Eickel zu kommen - und nicht in eine für sie verbotene Stadt, deren Namen man nicht einmal aussprechen darf.

Hinzu komme, dass der Mondpalast im Grunde das Fußballtheater schlechthin sei, denn Hausautor Sigi Domke schuf mit der Kickerkomödie „Ronaldo & Julia“, die frei nach Shakespeare zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund angesiedelt ist, einen Klassiker. Mittlerweile sei „Ronaldo & Julia“ die erfolgreichste Fußballkomödie auf deutschsprachigen Bühnen.

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Und auch wenn der Mondpalast lediglich über rund 500 Plätze verfüge: Die Zahl der Gäste, die in den vergangenen Jahren gekommen sei, könne die Schalke-Arena und den das BVB-Stadion gleich mehrfach bis auf den letzten Platz füllen.

Und wer weiß: Vielleicht sind die Ruhrgebiets-Vereine auch im nächsten Jahr wieder auf der Mondpalast-Bühne vereint.

Die Stadionsprecher auf einen Blick

Das sind die Stadionsprecher: Michael Wurst (seit 17 Jahren Stadionsprecher beim VfL Bochum), Walter Ruege (seit 45 Jahren Stadionsprecher Rot-Weiß Essen), Norbert „Nobby“ Dickel (seit 32 Jahren Stadionsprecher Borussia Dortmund), Dirk Oberschulte-Beckmann (seit fast 30 Jahren Stadionsprecher FC Schalke 04), Stefan Leiwen (seit 21 Jahren Stadionsprecher beim MSV Duisburg), Peter Frangen und Jochen Ehlemann (beide seit einem Jahr Stadionsprecher SG Wattenscheid 09) sowie Christian Wolf (seit zwei Jahren Stadionsprecher bei Rot-Weiß Oberhausen).