Herne. Auch nach zwei Jahren bleibt es bei der Tafel beim Aufnahmestopp. Viele Menschen, die um Hilfe bitten, können deshalb nicht versorgt werden.
Die Herner Tafel bleibt am Limit: Neue Hilfsbedürftige können noch immer nicht aufgenommen werden. Vor zwei Jahren hatte die Anlaufstelle einen Aufnahmestopp verhängt, und dabei müsse es auch bleiben, sagt Tafel-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe zur WAZ. Es gebe weiterhin nicht genügend Lebensmittel.
Rückblick: Im Sommer vor zwei Jahren hatte die Herner Tafel Alarm geschlagen und die Reißleine gezogen. Die traurige Rechnung: zu viele Bedürftige und zu wenig Lebensmittel – da konnten keine zusätzlichen Menschen mehr versorgt werden. 2200 Menschen wurden da Woche für Woche in der Anlaufstelle an der Bielefelder Straße in Holsterhausen von den Festangestellten und Ehrenamtlichen versorgt. Grund für den Aufnahmestopp waren der Ukraine-Krieg und seine Folgen. Vor dem Angriff der Russen teilte die Tafel Lebensmittel an rund 1500 Menschen aus, und weil anschließend viele Flüchtlinge nach Herne kamen, aber auch Alteingesessene die Folgen der Inflation spürten, stieg die Zahl der Tafel-Kundinnen und Kunden auf besagte 2200 an. Mehr könnten nicht versorgt werden, hieß es.
Herne: Verbraucher und Supermärkte kalkulieren genauer
Und heute? Da bleibe es beim Aufnahmestopp, sagt Berswordt-Wallrabe. Dennoch sei die Zahl der Kundinnen und Kunden mittlerweile auf knapp 3000 angestiegen. Wie das zusammenpasse? Wenn bei einem Menschen Not herrsche, dann versuche die Tafel zu helfen, wo es gehe, und sei es auch „nur“ für einen begrenzten Zeitraum. Die Kapazitätsgrenze sei aber erreicht.
Grund sei der Umstand, dass der Anlaufstelle nur eine endliche Anzahl von Lebensmitteln zur Verfügung stehe. Wegen der explodierten Kosten schauten mehr Supermarkt-Kundinnen und Kunden als früher beim Einkaufen auf den Cent und griffen vermehrt zu Produkten, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stünden und deshalb reduziert seien. Diese Produkte blieben damit nicht mehr so häufig wie früher für die Tafel übrig. Außerdem kalkulierten viele Supermärkte mit ihren Lebensmitteln genauer, um in Zeiten der Krise besser wirtschaften zu können. Auch deshalb bleibe am Ende weniger übrig.
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Deshalb müsse die Tafel weiterhin Menschen, die ebenfalls um regelmäßige Lebensmittel-Spenden bitten, eine Absage erteilen. Es gebe viele Nachfragen beziehungsweise Wünsche, als Kundin beziehungsweise Kunde aufgenommen zu werden. Darunter auch weitere Flüchtlinge aus der Ukraine.
Der Tafel-Sprecher sieht trotz des Aufnahmestopps aber nicht schwarz. Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die Anlaufstelle sei ungebrochen, lobt er, deshalb könne der Verein viel Hilfe leisten. Viele Unternehmen etwa leisteten auch in diesen Zeiten einen großen und wichtigen Beitrag. Zugute komme der Tafel auch der Umstand, dass Herne ein großer Logistikstandort ist und dass sich neue Unternehmen in dieser Sparte angesiedelt haben beziehungsweise ausbauen. Er nennt zwei Beispiele: Der Lebensmittel-Lieferant und Online-Supermarkt Picnic ist neu in Herne, und Lidl erweitert sein Verteilzentrum kräftig. Dadurch blieben mehr Produkte für die Tafel übrig. Dennoch muss Berswordt bekennen: Ein Ende des Aufnahmestopps ist noch nicht absehbar.
Wer die Tafel unterstützen möchte, kann das mit Lebensmittelspenden tun. Gern genommen sind aber auch Geldspenden. Kontakt: http://www.herner-tafel.de.