Herne. Die Nachfrage nach Bestattungen in Kolumbarien ist in Herne hoch. Wo die Stadt neue Anlagen errichtet, warum es Zweifel an den Plänen gibt.

Die Stadt Herne reagiert auf die hohe Nachfrage nach Bestattungen in Kolumbarien: Auf dem Südfriedhof soll eine neue Anlage entstehen. In der Politik sind allerdings Zweifel laut geworden, ob die Rechnung der Verwaltung aufgehen wird. Und auch Baumbestattungen bleiben ein Thema.

Die für den Südfriedhof zuständige Bezirksvertretung Sodingen hat den Bauplänen bereits zugestimmt, nach der Sommerpause muss dann der Planungsausschuss grünes Licht geben: Auf dem Südfriedhof soll noch in diesem Jahr in unmittelbarer Nähe zu den bisherigen Anlagen ein neues Kolumbarium mit zwei Quadern und insgesamt 96 Urnennischen entstehen; in jeder Nische können zwei Schmuckurnen untergebracht werden. Die Baukosten belaufen sich auf rund 260.000 Euro.

Das erste städtische Kolumbarium Hernes ging 2010 in Betrieb

Diese Bestattungsform hat die Stadt in Herne erstmals im Juni 2010 auf dem Südfriedhof angeboten. Insgesamt gibt es dort zurzeit zehn Anlagen mit 2596 Nischen, von denen nur 29 noch nicht belegt sind. Da die Ruhezeit 15 Jahre betrage, würden die ersten Nischen ab Oktober 2025 wieder frei, berichtet die Stadt auf Anfrage der WAZ.

Die rote Markierung zeigt, wo auf dem Herner Südfriedhof die neue Kolumbarienanlage entstehen soll; die bestehenden Kolumbarien sind blau gekennzeichnet. Zur Orientierung: Unten links ist der Friedhofseingang Wiescherstraße.
Die rote Markierung zeigt, wo auf dem Herner Südfriedhof die neue Kolumbarienanlage entstehen soll; die bestehenden Kolumbarien sind blau gekennzeichnet. Zur Orientierung: Unten links ist der Friedhofseingang Wiescherstraße.

Wie viele Angehörige die Belegung verlängern werden, darüber kann die Stadt derzeit nur spekulieren, weil es keine Erfahrungswerte gibt. An dieser Stelle setzen in der SPD auch die Zweifel an. „Wenn ich nicht weiß, wie viele Belegungen verlängert werden, kann ich doch keine große Investition tätigen. In zwei Jahren geht dann möglicherweise die Rechnung nicht auf“, sagt der SPD-Bezirksverordnete Ernst Schilla in der Bezirksvertretung Sodingen.

Die Stadt macht sich da weniger Sorgen: Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, so Stadtgrün-Vize Gudrun Kaltenborn im Bezirk. Stadtsprecher Patrick Mammen ergänzte auf Anfrage der WAZ, dass nicht alle Nischen gleichzeitig frei würden. Und: „Besonders beliebte Plätze werden auch vorzeitig von Interessenten gekauft.“ Das heiße: Die Nische sei eventuell 2010 gekauft worden, aber noch gar nicht oder nur mit einer Urne belegt.

Gudrun Kaltenborn ist in Herne stellvertretende Leiterin von Stadtgrün.
Gudrun Kaltenborn ist in Herne stellvertretende Leiterin von Stadtgrün. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Kolumbarien gibt es derzeit noch auf einem weiteren städtischen Friedhof: In Holsterhausen stehe seit 2020 eine Anlage mit 174 Nischen, die bereits alle vergeben seien, erklärt Stadtsprecher Patrick Mammen. Auch hier betrage die Ruhezeit 15 Jahre. Wie auf dem Südfriedhof werde hier eine weitere Anlage mit zwei Quadern und 96 Nischen gebaut.

Baumbestattungen sind in Herne nach wie vor ein Thema

Mitte Juli ist auf dem Ostfriedhof in Horsthausen das erste Indoor-Kolumbarium Hernes in Betrieb gegangen. In der Kapelle wurden 516 Nischen eingerichtet. Außerdem sollen 174 Plätze in einem Gemeinschaftskolumbarium entstehen.

In der restaurierten Kapelle des Herner Ostfriedhofs ist das erste Innen-Kolumbarium entstanden.
In der restaurierten Kapelle des Herner Ostfriedhofs ist das erste Innen-Kolumbarium entstanden. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Trotz starker Bedenken bei Stadtgrün sind Baumbestattungen nach wie vor ein Thema in Herne. Auf Initiative der SPD in Sodingen und auf Antrag der Grünen im Planungsausschuss rückte diese naturnahe und ökologische Bestattungsform im (Ruhe-)Wald oder in Grüngebieten in den Fokus. Die Politik hat Ende 2023 beschlossen, dass die Verwaltung prüfen soll, ob diese in anderen Städten immer stärker nachgefragte Art der Bestattung auch auf städtischen Flächen angeboten werden kann. In der zweiten Jahreshälfte 2024 soll das Ergebnis vorgelegt werden.

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Der ehemalige Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl - er ging Anfang 2024 in den Ruhestand - hatte ausdrücklich vor einer Einführung gewarnt. Diese neue Bestattungsform könne eine „Gebührenspirale nach oben“ in Gang setzen, weil sie zulasten der städtischen Kolumbarien gehen könnte.

>>> Kolumbarien: Prüfung auch für den Friedhof Holthausen

  • Neben der Prüfung über die Einführung von Baumbestattungen hat Politik noch eine weitere Untersuchung in Auftrag gegeben.
  • Die Bezirksvertretung Sodingen hat angeregt, auf dem Friedhof in Holthausen ebenfalls Kolumbarien einzurichten. Auch hier soll das Ergebnis bis Ende des Jahres vorliegen.