Herne. Fast ein Jahr lang war ein Eiscafé in der Herner Innenstadt wegen eines Wasserschadens geschlossen. Jetzt hat es wiedereröffnet.

Das Wetter spielte mit: Am Sonntag waren die Temperaturen noch etwas verhalten, doch der Wochenbeginn bringt Sommerwetter. Ideale Bedingungen für die Gelateria Abruzzo auf der Bahnhofstraße 80 in der Herner Innenstadt. Doch das Wetter ist Davide Pelle fast egal. „Hauptsache, wieder geöffnet“, seufzt er erleichtert. Denn hinter ihm liegt eine fast einjährige Leidenszeit.

„Das hat geplätschert wie im Schwimmbad“

An dieses Datum und die Uhrzeit kann sich Pelle noch genau erinnern: „Am 24. Juli mussten wir das Geschäft um 13 Uhr schließen, weil aus der Wohnung über uns Wasser ins Eiscafé gelaufen ist“, erzählt er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. „Das hat geplätschert wie im Schwimmbad.“ Er habe von jetzt auf gleich die Kunden hinauskomplimentieren müssen, weil auch die Stromversorgung betroffen gewesen sei - zu gefährlich. Er habe sofort abgeschlossen und einen Klempner gerufen. Die Ursache, so stellte sich später heraus, seien Handwerksarbeiten gewesen.

Seitdem war das Eiscafé geschlossen, waren die Fenster mit Papier verhüllt. Im Grunde hatte der 38-Jährige einen Totalschaden zu beklagen: Wände, Decke, Eistheke, Elektronik, Kühlanlage - alles hinüber. Der Schaden liege im stattlichen sechsstelligen Bereich.

Familienunternehmen: Davide Pelle mit seinen Eltern Gabriele und Elide Sarah Pelle. Seit 1978 sind sie mit einem Eiscafé in Herne tätig.
Familienunternehmen: Davide Pelle mit seinen Eltern Gabriele und Elide Sarah Pelle. Seit 1978 sind sie mit einem Eiscafé in Herne tätig. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Trotz dieser Katastrophe habe er nie einen Gedanken ans Aufgeben verschwendet. Seine Eltern, die aus den Abruzzen stammen, hätten die Gelateria 1978 in Herne eröffnet, damals noch an der Bochumer Straße. Er selbst sei in Herne geboren, und mit einem Zwinkern präzisiert er seinen Geburtsort noch einmal: „Ich bin in der Eisküche geboren.“ Schon als kleiner Junge habe er seinem Vater, der nach wie vor mit im Geschäft ist, beim Eis machen zugeschaut. „Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen, das liegt bei mir im Blut“. Er habe von klein auf alles gelernt, was zum Eis machen gehört. Und er betont: „Wir machen noch Eis wie vor 50 Jahren.“

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Angesichts der langen Schließungszeit hätten viele Kunden gedacht, dass das Abruzzo nicht mehr geöffnet werde, „es hat viele Gerüchte gegeben“. Aber es habe alleine drei Monate gedauert, ehe Böden, Wände und Decken wieder getrocknet gewesen seien. „Zum Glück sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt er mit Blick auf die Kosten für Renovierung und Wiederanschaffung aller Geräte. Inzwischen erstrahlt das Eiscafé in neuem Glanz und gewährt mit historischen Fotos an den Wänden einen charmanten Blick auf die Anfänge in Herne. Und Pelle hat weitergehende Pläne. Die Terrasse im hinteren Bereich soll zu einem Wintergarten umgebaut werden. Dort könnten die Kunden auch im Winter sitzen. Darüber hinaus kann er sich vorstellen, den Wintergarten für Feiern zu vermieten.

Doch im Moment ist er einfach nur glücklich, dass er wieder Eis, Cappuccino und Espresso verkaufen kann.