Herne. Missstände auf dem erst 2020 eröffneten Herner Betriebshof: Warum es erneut harsche Kritik an der Stadtspitze gibt, was nun gefordert wird.

Im Sommer 2020 hat die Stadt den rund zwölf Millionen teuren Neubau des Zentralen Betriebshofs (ZBH) an der Meesmannstraße bezogen. Seitdem reißen Kritik und Klagen über Baumängel und Planungsfehler nicht ab, unter den rund 200 Beschäftigten ist längst von einer „Schrottimmobilie“ die Rede. Weil sich aus Sicht des Personals „trotz mannigfacher Beschwerden“ nichts geändert habe und sogar neue Probleme auftauchten, übt der Herner Ortsvorstand der Gewerkschaft Verdi öffentlich harsche Kritik an der Stadtspitze und stellt mehrere Forderungen auf.

„Wir reden uns den Mund fusselig, aber es bewegt sich nichts. Nicht nur, dass die zahlreichen Mängel nicht abgestellt werden, inzwischen treten immer wieder neue Probleme auf“, erklärt Hernes Verdi-Vorsitzender Kolja Arndt, der auch dem Personalrat der Stadt angehört. Sie seien mit ihrem Latein am Ende. Der Verdi-Ortsvorstand fordere daher nun „die dauerhafte Aufrechterhaltung der letzten zwei dezentralen Betriebshöfe an der Lohhofstraße und an der Thiesstraße“. Hierzu erwarte man eine dauerhafte Bestandszusage und entsprechende bedarfsgerechte Unterhaltsinvestitionen.

Kolja Arndt ist Verdi-Vorsitzender in Herne und gehört dem städtischen Personalrat an.
Kolja Arndt ist Verdi-Vorsitzender in Herne und gehört dem städtischen Personalrat an. © Verdi

Die Hoffnung auf Verbesserungen auf dem von der Stadttochter Entsorgung Herne gebauten und von der Stadt für 18 Jahre gemieteten Betriebshof hat die Gewerkschaft aber noch nicht aufgegeben: Verdi erwarte von der Stadtspitze „ein Durchgreifen und eine schnelle Beseitigung der eklatanten Missstände“, heißt es.

Arndt erinnert daran, dass Entsorgung Herne als kommunales Unternehmen an Weisungen der Stadt gebunden seien und dass dem Verwaltungsrat mehrere Stadtverordnete angehörten. „Wir verlangen, dass die Verantwortlichen jetzt endlich aus dem Quark kommen“, fordert er.

Herner Gewerkschaft präsentiert eine lange Mängelliste

Bereits vor einem Jahr hatte die Verdi-Betriebsgruppe intern Grundsatzkritik an dem für den Neubau gewählten Modell geübt: Die Kombination aus Bauherr/Vermieter Entsorgung Herne, Betreiber städtisches Gebäudemanagement und Mieter Stadtgrün „führt offensichtlich zum Stillstand bei der Mängelbeseitigung, bzw. der Durchsetzung von nötigen Nachbesserungen“, hieß es damals.

In ihrer aktuellen Pressemitteilung nimmt die Gewerkschaft noch einmal eine umfassende Bestandsaufnahme von Mängeln auf dem Betriebshof vor. Unter anderem wird angeführt:

  • Teile des Carports, der wegen Einsturzgefahr abgesperrt sei, könnten nicht genutzt werden. Das führe dazu, dass die städtischen Fahrzeuge inklusive Werkzeuge und Material ganzjährig im Freien stünden und dort der Witterung ausgesetzt seien.
  • Die eingerichteten Schüttboxen im Außenbereich seien für das Schüttgut zu klein dimensioniert.
  • Die Personalunterkunft könne nicht alle Beschäftigten aufnehmen, weil sie schon jetzt aus allen Nähten platze.
  • Die Heizungsanlage im Gebäude sei störanfällig, in den Duschen sei regelmäßig kein warmes Wasser verfügbar.
  • Im Sanitärbereich gebe es unhygienische Zustände; Böden Abwasserrrnnen und Duschköpfe würde keiner regelmäßigen Spezialreinigung unterzogen.
  • Die Wasserversorgung der jeweiligen Arbeitsteams im Außenbereich werde seit Monaten wegen fehlender Wasserzapfstellen improvisiert durch einen Gartenschlauch aus dem Sanitärbereich quer durchs Haus sichergestellt.
  • Ein Pförtnerhäuschen, eine Schlosserwerkstat, ein Schulungsraum für Auszubildende und ein wetterfester Pausenplatz im Freien seien der Billig-Kalkulation des Investors zum Opfer gefallen.

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Ankündigungen der Stadtspitze, dass an der Meesmannstraße moderne Arbeitsplätze unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte entstünden, hätten sich als „reine Luftnummer“ erwiesen, kritisiert Kolja Arndt. Noch bei der Eröffnung im August 2020 hatte Oberbürgermeister Frank Dudda betont, dass der Zentrale Betriebshof zum modernen Erscheinungsbild Hernes beitrage.