Herne. Jahrzehnte lang flogen in einer Halle in Crange Tennisbälle. Doch damit ist bald Schluss. Stattdessen werden dort Hunde ihre Runde drehen.

Das waren Zeiten, als Boris Becker und Steffi Graf Pokale sammelten. Sie lösten in Deutschland einen Tennisboom aus - der eine verblassende Erinnerung ist. In jener Zeit erfreuten sich Tennisplätze und Tennishallen großer Beliebtheit, längst ist das Interesse erkaltet. Auch in der sogenannten Plettemeyer-Halle in der Corneliusstraße werden nur noch selten die Schläger geschwungen, und bald übernehmen Hunde die beiden Plätze. Britta Jennewein-Cocco wird die Halle übernehmen, um dort Hundesport anbieten - und noch mehr.

Standort für „Wolfsmenue“ hat einige Nachteile.

Die 57-Jährige ist Inhaberin des Geschäfts „Wolfsmenue“, mit dem sie Frischfleisch-Futter für Hunde und Katzen anbietet. Das Geschäft läuft eigentlich gut, zumal es inzwischen Franchise-Läden in Hagen, Mülheim und Mannheim gibt. Doch am Herner Stammsitz registriert sie seit einiger Zeit sinkende Umsätze, die Ursachen dafür sind vielfältig: Ihr Geschäft liegt an der Ecke Cranger Straße/Juliastraße - dort steht den Kunden nur ein geschotterter Parkplatz zu Verfügung, der aufgrund der langanhaltenden Regenfälle der vergangenen Monate eine Zumutung für die Kunden sei. Verbunden mit veränderten Anlieferungswegen sei die Situation mit Dreck und Pfützen auf dem Parkplatz so nicht mehr tragbar. Zusätzliche Belastungen durch die A-42-Baustelle führten dazu, dass Jennewein-Cocco vor einiger Zeit begann, sich nach einem neuen Standort umzuschauen - und über die Vermittlung der Herner Wirtschaftsförderung in Kontakt mit dem Essener Eigentümer der Tennishalle kam.

Britta Jennewein-Cocco will ab Herbst in einer Tennishalle an der Corneliusstraße Hundesport anbieten.
Britta Jennewein-Cocco will ab Herbst in einer Tennishalle an der Corneliusstraße Hundesport anbieten. © Tobias Bolsmann

Mit dem wurde sich Jennewein-Cocco schnell einig. So würde sie gerne in Zukunft im Bungalow neben der Tennishalle ihr Tierfutter verkaufen - für sie gerade räumlich eine hervorragende Lösung. Der neue Standort ist nur rund einen Kilometer vom alten entfernt und ebenso gut von der Autobahn aus erreichbar - sie hat zahlreiche Kundinnen und Kunden aus dem gesamten Ruhrgebiet.

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Daneben würde Britta Jennewein-Cocco auch die Tennishalle mit zwei Plätzen betreiben, der Antrag auf Nutzungsänderung ist eingereicht. Ab Herbst sollen Hunde dort Sport treiben können, in verschiedenen Disziplinen. Agility ist inzwischen vielen Menschen bekannt, Jennewein-Cocco selbst betreibt diesen Hundesport seit bereits über20 Jahren. Aktuell ist sie mit ihrer belgischen Schäferhündin Giuli Landesmeisterin in der Disziplin Obedience (Gehorsam) geworden und hat in dieser Disziplin auch erfolgreich an der Weltmeisterschaft für belgische Schäferhunde teilgenommen. Die Aufteilung in zwei Flächen will sie beibehalten. Auf einer soll ein fester Agility-Parcours errichtet werden, die andere soll frei bleiben und für weitere Hundesportarten je nach Anforderung genutzt werden.

Diese Art von Angebot ist bislang selten

Über mangelndes Interesse kann sie sich bereits jetzt nicht beklagen, was daran liegt, dass es diese Art von Angebot bislang selten gibt. Vergleichbare Hallen existieren bislang lediglich in Dorsten, Lünen und Wülfrath, das Kernruhrgebiet ist also noch ein weißer Fleck. Eine Hundesporthalle sei deshalb gerade im Winter interessant, weil Vereine oder Hundeschulen ihre Rasenflächen dann kaum nutzen können. Tatsächlich möchte eine Hundeschule permanent einziehen, daneben führe sie Gespräche mit mehreren Hundetrainern. Und selbstverständlich will Britta Jennewein-Cocco auch selbst Übungsstunden durchführen. Positiver Effekt: Es könnten etwa ein Dutzend Arbeitsplätze rund um das neue Angebot entstehen.

Aufwändige Umbauarbeiten sind nach den Worten von Jennewein-Cocco nicht erforderlich, statt des Tennisteppichs werde ein Kunstrasen verlegt, auf dem die Hunde laufen können. So dürfte es ab Herbst heißen: Vorteil Hund.