Herne. Im Herner Rathaus kühlt es ab. Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) hüllt sich in eine Fleecedecke. Die 19-Grad-Marke wird klar unterschritten.

Die Politik in Herne geht in die Weihnachtspause. Vorher stieg die letzte Ratssitzung – und die verlief ganz anders als üblich – frostig halt.

  • Verwaltungsgebäude der Stadt Herne sollen auf 19 Grad geheizt werden
  • Im Ratssaal ist es deutlich kälter
  • Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) ist mit einer Decke im Rathaus unterwegs

Am besten einmummeln

Die Energiekrise machte sich auch im Rat bemerkbar. Auf 19 Grad wollte die Stadt ihre Verwaltungsgebäude herunterkühlen, um Energie zu sparen. 19 Grad? „Die Temperaturen sind ein wenig heruntergekühlt“, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) eingangs der Sitzung – und untertrieb damit gewaltig. Linken-Ratsherr Andreas Ixert zückte sein Thermometer und berichtete von 17,3 Grad im Saal. Dem OB machte das nichts aus. Er kennt sein Haus, hatte vorgesorgt: Der 59-Jährige brachte eine Decke mit und band sie um seine Hüfte. Viele bibbernde Stadtverordnete und städtische Bedienstete hatten nur eine Lösung: Sie ließen ihre Wintermäntel und Schals einfach an. Tipp an die Stadt: Decken für alle austeilen – oder besser: Glühwein statt Mineralwasser ausschenken!

Ganz schön frisch war es im Rat bei der letzten Sitzung vor Weihnachten.
Ganz schön frisch war es im Rat bei der letzten Sitzung vor Weihnachten. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wechsel auf der Dezernentenbank

Mit Wintermantel und Schal saß auch Sozialdezernent Johannes Chudziak auf der Bank der Beigeordneten. Es war sein letzter Auftritt im Rat: Der Sozialdemokrat geht am 1. Januar zurück an seine alte Wirkungsstätte, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nach Münster, auch dort wird er Sozialdezernent. Seinen Job in Herne trat er 2013 als Nachfolger von Meinolf Nowak an, hatte dafür seinen Job als persönlicher Referent des Ersten Landrats und Kämmerers im LWL aufgegeben. 35 Jahre war er damals, was der damalige OB Horst Schiereck so kommentierte: „Er wird den Altersdurchschnitt in Herne brutal senken.“ Nun, fast zehn Jahre später, ist die Stelle neu ausgeschrieben. Der OB wünscht sich eine Frau auf dem Posten, weil auf der Dezernentenbank bislang nur Männer – böse Zungen behaupten: alte weiße Männer – sitzen. Dass die Neue jung sein soll, steht aber nicht im Anforderungsprofil. Ach ja: Der scheidende Dezernent erhielt zum Abschied den obligatorischen Blumenstrauß, und OB Dudda gab ihm auf den Weg, dass Chudziak das Herner Rathaus „sehr vermissen“ werde. Immerhin: Chudziak will in Herne wohnen bleiben und mit dem Zug nach Münster pendeln.

Neue Partei im Rat

Erst AfD, dann WfH, jetzt Bündnis Deutschland: Hernes Ratsfrau Beate Fiedler.
Erst AfD, dann WfH, jetzt Bündnis Deutschland: Hernes Ratsfrau Beate Fiedler. © Unbekannt | OH

Es gibt eine neue Partei im Rat: Bündnis Deutschland. Mitglieder sind die beiden Ratsvertreter Beate Fiedler und Uwe Lawrenz. Direkt nach den Kommunalwahlen 2020 zerbrach die fünfköpfige AfD-Ratsfraktion im Streit, Fiedler und Lawrenz bildeten daraufhin die Ratsgruppe „Wir für Herne“ (WfH). Nun meldet Fiedler via Facebook: „Wir haben endlich wieder eine politische Heimat, die mit unserer Überzeugung übereinstimmt.“ Gemeint ist die vor wenigen Wochen gegründete Partei Bündnis Deutschland. Mit dem Slogan „Freiheit, Wohlstand, Sicherheit“ will sie Wählerinnen und Wähler, aber auch Mitglieder aus dem konservativen Lager gewinnen und eine Lücke zwischen AfD und CDU schließen. Zu den Mitgliedern gehört laut Bündnis Deutschland übrigens auch ein gewisser Markus Scheer. Der Bochumer galt jahrelang als wichtiger Netzwerker in der NRW-AfD, trat im Frühjahr aus der Partei aus und gab den Vorsitz der Bochumer AfD ab.