Herne. Leseempfehlungen für die Urlaubs- und Ferienzeit. Es geht um Skandale, Niedertracht, Elche und die Frage: Wie kühle ich am Strand mein Essen?
Viel Lesestoff für die Sommerzeit: Acht Bücherempfehlungen - vom knallbunten Identitätsroman über ein schauriges Märchen, einen harten Krimi-Stoff und eine Wohlstandssatire bis hin zum tierischen Abenteuer.
Wilder Skandal-Ritt
Julia Korbik (32), Autorin aus Herne (letzte Veröffentlichung: „Bonjour Liberté: Françoise Sagan und der Aufbruch in die Freiheit“) empfiehlt: „Identitti“ von Mithu Sanyal. „Dieses Buch ist ein wilder Ritt, und so knallbunt und verstörend-schön wie sein Cover. Am Anfang steht ein Skandal: Saraswati, angesagte Professorin für Intercultural Studies, entpuppt sich als weiße Frau. Und das, wo sie sich doch jahrelang als Nichtweiße ausgegeben hat! Herrlich leicht mixt Mithu Sanyal schwierige Themen wie Identität, Rassismus und kulturelle Aneignung – und fragt danach, was uns ausmacht.“ (Hanser, 432 Seiten, 22 Euro)
Eine zweite Empfehlung von Julia Korbik: „Radikale Selbstfürsorge. Jetzt!“ von Svenja Gräfen. „Mit der Self-Care – zu Deutsch: Selbstfürsorge – ist das so eine Sache. Theoretisch ist die Idee nicht falsch: achtsamer mit sich selbst zu sein. Praktisch aber scheint es am Ende doch immer nur darum zu gehen, Geld für eine Duftkerze auszugeben. Nicht so bei Svenja Gräfen: In ihrem schlauen, empathischen Buch zeigt sie, wie notwendig Selbstfürsorge gerade in Coronazeiten ist – und wie wenig das Ganze mit dem Kauf bestimmter Produkte zu tun hat.“ ((Eden Books, 200 Seiten, 15 Euro).
Alice, ganz anders
Judith Mertgens (25), Mitarbeiterin der Stadtbibliothek Herne empfiehlt: „Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland“ von Christina Henry. „,Die Chroniken von Alice’ ist eine düstere und fesselnde Adaption des Märchenklassikers ,Alice im Wunderland’. Alice ist die Hauptfigur, die mit ihrem Freund Hatcher aus der Psychiatrie entkommt und auf ihrem Abenteuer auf bekannte Charaktere treffen. Diese sind aber komplett anderes aufgebaut als im Original. Die Autorin hat ein Talent dafür, die schönen Märchen auf eine schaurige Art und Weise wiederzugeben. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!“ (Penhaligon Verlag, 352 Seiten, 18 Euro)
Tina, Emma, Elle & Co.
Lars-Oliver Christoph (55), WAZ-Redakteur in Herne, empfiehlt: „Spitzenreiterinnen“ von Jovana Reisinger. „Die neun Protagonistinnen dieses Episodenromans heißen wie Frauenzeitschriften (Tina, Brigitte, Emma, Elle …). Es geht um Rollenzwänge, Geschlechtersterotype, Terror in der Frauenwelt und immer wieder auch um männliche Gewalt. Das ist manchmal böse, häufig (bitter-)komisch und bisweilen auch sehr traurig.“ (Verbrecher Verlag, 270 Seiten, 22 Euro)
Eine weitere Empfehlung von Lars-Oliver Christoph: „Cutter & Bone“ von Newton Thornburg. „Der tolle Krimi-Verlag Polar hat diesen 1976 erstmals erschienenen Post-Vietnam-Roman des vor zehn Jahren verstorbenen US-Schriftstellers neu herausgegeben. Thornburg erzählt eine Verlierergeschichte, die über Niedertracht, Verbrechen und Wahnsinn in ein Inferno mündet. Grandios!“ (Polar, 350 Seiten, 14,90 Euro).
Zerstörerisches Erbe
Elisabeth Röttsches (63), Buchhandlung Koethers & Röttsches, empfiehlt: „August“ von Peter Richter. „Der Roman spielt in den Hamptons an der amerikanischen Ostküste. Es ist eine wunderbare, etwas bissige Gesellschaftssatire über zwei Familien, die dort Urlaub machen. Sie merken schnell, dass ein schöner Strand und eine elegante Umgebung nicht unbedingt helfen, wenn die Chemie nicht stimmt. Es handelt sich auch um eine Persiflage auf unsere Wohlstandsgesellschaft, in der ich mir nur noch Gedanken darüber machen muss, welches Getränk ich zum Strand mitnehme und wie ich mein Essen kühle.“ (Hanser, 256 Seiten, 22 Euro).
Auch dieses Buch empfiehlt Elisabeth Röttsches: „Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln“ von Véronique Ovaldé. „Der Roman ist eine raffiniert konstruierte Kombination aus Gesellschaftssatire und Thriller. Er handelt von einer jungen Frau, die ihre Familie vor einem zerstörerischen Erbe retten möchte. Sie geht dabei einen sehr eigenen Weg und legt falsche Fährten. Eine Entdeckung!“ (Frankfurter Verlagsanstalt, 224 Seiten, 22 Euro).
Ich werd’ zum Tier
Dorothé Schlautmann (54), Leiterin der städtischen Kinder- und Jugendbibliothek Herne, empfiehlt: „Die Tierwandler - unser Lehrer ist ein Elch“ von Martina Baumbach. (Band 1 der Reihe „Die Tierwandler“). „Ein neues Schuljahr beginnt und plötzlich geht es im Unterricht ums Verwandeln. In der Sport-AG von Lehrer Olsson treffen sich ganz besondere Kinder, sie sind Tierwandler. Sie lernen hier, sich in einer Tiergestalt zu erleben. Die Verwandlung in ein Tier und das auch noch im Unterricht, das ist für Kinder etwas ganz Besonderes. Spannende Ferienlektüre für Kinder ab acht Jahren, die witzige Tiermagie mögen und an ihre Talente glauben.“ (Thiemann-Verlag, 192 Seiten, 9,99 Euro)