Herne. Nach über einjähriger Zwangspause freute sich das Herner Literaturhaus-Team am Donnerstag erstmals wieder über Publikum.

Es war ein intimer Kreis, der sich zum ersten „Büchersommer“ nach dem Lockdown in der Alten Druckerei eingefunden hatte. Knapp 30 Gäste, mehr durfte Elisabeth Röttsches nicht zu ihrer ersten Veranstaltung seit März 2020 im Literaturhaus begrüßen. Doch die Freude über das Wiedersehen war auf beiden Seiten groß.

Die Pandemie habe „allen viele schlaflose Nächte gekostet“, gestand Elisabeth Röttsches und dankte den treuen Kundinnen und Kunden wie dem eigenen Team fürs Durchhalten.

Beliebtes Format im Sommer wie im Winter

Nur die Schnellsten hatten ein kostenloses Ticket für diesen Bücherabend ergattert und sie ließen sich auch vom Starkregen nicht von ihrem Weg zur Bebelstraße abhalten. Das Format ist beliebt und funktioniert im Sommer wie vor Weihnachten - sogar digital. Am Donnerstag waren es neben Literaturhaus-Chefin Elisabeth Röttsches ihre Kolleginnen Barbara Strauß und Verena Geiger, die den Anwesenden mit viel Herzblut 29 aktuelle Bücher vorstellten.

Elisabeth Röttsches mit einem der vorgestellten Romane des „Büchersommers“. 29 Bücher im Schnelldurchlauf - anschließend dürfte im Laden gestöbert werden.
Elisabeth Röttsches mit einem der vorgestellten Romane des „Büchersommers“. 29 Bücher im Schnelldurchlauf - anschließend dürfte im Laden gestöbert werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der Saison entsprechend waren viele „Sommerbücher“ dabei. Leicht zu lesen einige, andere literarisch anspruchsvoll, etliche auch mit inhaltlichem Bezug zur Ferienzeit. Peter Richters Roman „August“ etwa, der die Rezensentin Elisabeth Röttsches geradezu Sonne und Sand spüren lässt: „Man riecht das Meer“. Trotzdem endet der beschriebene Urlaub zweier Paare in den Hamptons mit einem mittleren Desaster. Ähnliches widerfährt den Personen in Max Küngs „Fremde Freunde“, wo drei Ehepaare in einem Ferienhaus in Frankreich miteinander auskommen müssen und wo „seltsame Dinge passieren“, wie Verena Geiger durchblicken ließ.

Spannung im Strandkorb

Ein bisschen Spannung schadet auch im Strandkorb nicht. William Boyds „Trio“ wurde den Besucherinnen ebenso ans Herz gelegt wie Veronique Ovaldés „Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln“ oder „Zeit der Schuld“ von Gianrico Carofiglio“, in dem die Mafia eine Rolle spielt. Als „Meister der leichten Krimis“ empfahl Elisabeth Röttsches Alex Lepic, dessen neuer Roman „Red Eye, Lacroix und das Sommerhaus in Giverny“ die Reihe um den französischen Commissaire fortsetzt.

Die nächsten Veranstaltungen

Das reguläre Veranstaltungsprogramm im Literaturhaus soll im September wieder anlaufen, beginnend mit einem Abend zu Mascha Kaleko mit Judith Jakob.

Vorher liest die Journalistin und Autorin Johanna Adorján im Rahmen der „Literatour 100“ am Samstag, 7. August, 19.30 Uhr, aus „Ciao“.

Weitere Buchtipps in der Herner WAZ in Kürze

Unverzichtbar für die Liste erschienen dem Literaturhaus-Team drei viel beachtete Romane - auch wenn viele Bücherfreunde bereits von ihnen gehört haben dürften. „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ von Alena Schröder bezieht sich auf ein Gemälde von Vermeer und erzählt die Geschichte einer Familie in Berlin über vier Generationen. Als „ganz große Entdeckung“ bezeichnete Elisabeth Röttsches die kurzen Geschichten „Vom Aufstehen“ der ostdeutschen Autorin Helga Schubert, und auch Juli Zehs Roman „Über Menschen“ über neue und alte Dorfbewohner in Brandenburg gehört zu den „Top 3“. Als „begnadeten Erzähler“ empfahl die Literaturhaus-Leiterin auch Norbert Gstrein und sein Buch „Der zweite Jakob“. Gstrein hat schon in Herne gelesen. Auch Judith Hermann passt in die Reihe: „Daheim“, begeistert besprochen von Verena Geiger, folgt einer Frau beim Aufbruch in ein neues Leben am Meer. „Kein Wort zuviel“, lobte die Rezensentin.

Stöbern und kaufen

Als Expertin für Kinderliteratur stellte Barbara Strauß zwei Bücher für Kleine und nicht mehr ganz Kleine vor: „Pauls Garten“, ein Bilderbuch von Timon und Julian Meyer, und Juli Zehs „Socke und Sophie“, ein Pferdebuch mit Sachbuchteil.

In der Buchhandlung nebenan durften anschließend die besprochenen Bücher in die Hand genommen, durchgeblättert und gekauft werden. Eine Gelegenheit, die die Literaturhaus-Gäste gerne wahrnahmen.