Herne. Räumungsverkauf: Christiane Pflicht schließt ihr Wollgeschäft „Wolle, Knopf und Co.“in Wanne nach zehn Jahren. Wir haben nach dem Grund gefragt.
- „Wolle, Knopf und Co.“ in Wanne schließt nach zehn Jahren
- Christiane Pflicht gibt ihr Wollgeschäft aus wirtschaftlichen Gründen auf
- Kundinnen und Kunden erhalten derzeit 20 Prozent auf alles
Zehn Jahre ist es her, dass Christiane Pflicht ihr Wollgeschäft auf der Hauptstraße 339 in Wanne eröffnet hat. Im September soll „Wolle, Knopf und Co.“ nun ein für alle Mal geschlossen werden. Regale, die vor knapp zwei Wochen noch über und über mit Wolle befüllt waren, leeren sich allmählich. Am Eingang ziert ein knallroter Sticker mit der Aufschrift „Räumungsverkauf“ die Schaufensterscheibe. Wer sich bis zum 1. September noch ein paar Wollknollen sichern möchte, erhält ab sofort 20 Prozent auf die Ware.
„Echt schade“, sagt eine Kundin von Christiane Pflicht und packt sich noch mal zehn Wollknollen in ihre Einkaufstasche, als die WAZ Herne dem Wollgeschäft einen Besuch abstattet. Auch auf Facebook äußern viele Kundinnen und Kunden ihr Bedauern über die Ladenschließung. „Das ist rührend, aber genau diese Unterstützung hätte ich in den vergangenen zwei Jahre gebraucht“, erklärt die 53-Jährige.
Hernerin Christiane Pflicht will im Alter von 53 Jahren noch mal neu starten
Zu Beginn der Corona-Pandemie hätten sich noch viele Hernerinnen und Herner bemüht, den lokalen Einzelhandel zu unterstützen, doch das sei mit der Zeit eingeschlafen. „Wirtschaftlich macht es für mich einfach keinen Sinn mehr, weiterzumachen“, sagt Pflicht. Wolle sei mittlerweile ein Luxusgut, dass gerade zu Zeiten der Inflation nur noch wenig und schonmal gar nicht im Fachgeschäft gekauft werde. „Hätte ich von dem Laden leben müssen, wäre hier schon vor einem Jahr Schluss gewesen“, so die Hernerin.
Auf die Schließung ihres Wollgeschäfts blickt Pflicht sowohl mit einem lachenden, als auch mit einem weinenden Auge. „Sieben von zehn Jahren waren richtig schön. Am meisten werde ich die netten Menschen um mich herum vermissen“, sagt die Geschäftsfrau. Mit der Selbstständigkeit habe sie jedoch abgeschlossen und wolle nun in eine sichere Tätigkeit zurückkehren. „Als ich vor ein paar Wochen im Urlaub war, habe ich endgültig beschlossen, dass nun Zeit für was Neues ist“, sagt Pflicht.
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Für den Stadtteil Wanne sei ein weiterer Leerstand natürlich alles andere als vorteilhaft. Auf der Hauptstraße hätten zu Corona-Zeiten bereits eine Fahrschule und das Inneneinrichtungsgeschäft von Petra Hohrath dichtgemacht. Hohraths Ehemann und Geschäftspartner sei an Corona verstorben und wirtschaftlich habe die Ladenerhaltung ebenfalls keinen Sinn mehr gemacht. So seien hochwertige Fachgeschäfte in Wanne mittlerweile Mangelware.