Herne. Ein Herner gibt zu, mit einem Messer auf den neuen Freund seiner „Ex“ eingestochen zu haben. Angeblich wollte er nur „piksen“.

Sechs Monate nach einer Messerattacke auf einen gelernten Metzger muss sich ein 36-jähriger Herner seit Montag vor dem Bochumer Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Eifersuchtstat aus - die Anklage lautet auf versuchten Mord. Der Angeklagte dagegen präsentierte eine andere – „eifersuchtsfreie“ – Version. Er beteuert: „Ich wollte den nur anpiksen.“

Es war der 15. Januar gegen 15 Uhr, als die zwei Männer in einem Mehrfamilienhaus in Recklinghausen aufeinandergetroffen waren. Fest steht wohl: Beide kannten sich bereits seit einigen Jahren. Außerdem unstreitig: Das spätere Opfer war seit einigen Monaten liiert mit der langjährigen Partnerin des Angeklagten. Laut Anklage war Eifersucht „mit hoher Wahrscheinlichkeit das tragende Motiv“.

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Nach einem ersten Streitgespräch an der Wohnungstürschwelle des späteren Opfers im Obergeschoss, soll der 36-Jährige ins Erdgeschoss zu einem Bekannten gelaufen, sich dort ein Küchenmesser (elf Zentimeter Klinge) gegriffen haben, erneut auf das spätere Opfer zugestürmt sein und dem Mann (41) das Messer in die Brust gestoßen haben. Laut Staatsanwaltschaft wurde durch den Stichkanal der Herzbeutel nur knapp verfehlt. Nachbarn sollen den Angeklagten schließlich zurückgehalten haben.

Herner ist bereits zwölf Mal vorbestraft

Während das mutmaßliche Opfer diesen Tatablauf weitestgehend bestätigte, schilderte der Herner eine ganz andere Version. Der 36-Jährige behauptete, dass der später Verletzte ihn seit Jahren mit Drogen versorgt habe („Er war mein Ticker“) und es am fraglichen Tag einen heftigen Streit gegeben habe. Der 41-Jährige habe ihm erst gar nichts verkaufen wollen, dann mit einer Mini-Menge abspeisen wollen. Daraufhin sei es „richtig zur Sache“ gegangen. Schlussendlich habe er zwar mit einem Küchenmesser zugestochen, aber nur, weil er sich von einer Ausholbewegung bedroht gefühlt habe. „Ich wollte ihn nicht verletzen, auch nicht töten“, beteuerte der Angeklagte. Mit Eifersucht habe das alles gar nichts zu tun gehabt.

Fakt ist: Eine Woche vor der Bluttat waren von der Polizei 60 Gramm Amphetamine und fast 100 Gramm Marihuana bei dem späteren Opfer beschlagnahmt worden. Dass er der Dealer des Angeklagten gewesen sei, bezeichnete der 41-Jährige dennoch als „Lüge“. Es seien allein eigene Vorräte gewesen. Der vielfach vorbestrafte Herner (zwölf Voreintragungen im Strafregister) sitzt seit Januar in U-Haft. Im Falle einer Verurteilung droht eine mehrjährige Haftstrafe. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 7. September anberaumt.