Wanne-Eickel. . Christiane Pflicht wagt in Wanne-Nord den Sprung in die Selbstständigkeit: Anfang September öffnet sie ihr Handarbeitsgeschäft „Wolle, Knopf und Co.“ Dabei hat sie prominente Unterstützung.

Ob alleine auf dem Sofa oder zusammen im Café: Was einmal als Altfrauen-Beschäftigung galt, kommt immer mehr in Mode – Handarbeiten erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Gestricktes und Gehäkeltes hat den Sprung vom kratzigen Weihnachtspullover auf die Laufstege geschafft. Und wo Nachfrage besteht, lässt sich auch ein Angebot erschließen. Dachte sich Christiane Pflicht, die Inhaberin von „Christiane Plicht – Wolle, Knopf und Co.“. Das Handarbeitsgeschäft, soll am 1. September auf der Hauptstraße 339 eröffnet werden.

„Handarbeiten sind mein Hobby, seit ich denken kann“, sagt Pflicht. Die 43-Jährige ist gelernte Industriekauffrau und war 24 Jahre lang Einkäuferin bei Schwing. Als ihr Beschäftigungsverhältnis dort endete, beschloss sie, den lang gehegten Wunsch nach Selbstständigkeit in die Tat umzusetzen. In Wanne-Nord ist sie geboren, deshalb wollte sie ihr Geschäft auch hier eröffnen. Und um an dem eher schwierigen Standort Fuß zu fassen, holte sie sich prominente Hilfe: Christian Stratmann.

Prinzipal hilft

„Frau Pflicht hat mich mit ihrem kreativen Konzept einfach überzeugt“, sagt der Mondpalast-Chef. Der Prinzipal hilft, den Laden mit der eher schwierigen Lage populär zu machen. „Es soll Signalwirkung für andere Vermieter haben“, so Stratmann. Man solle lieber langfristig planen und nicht das schnelle Geld mit Spielhallen und Imbissbuden suchen, die sowieso aufgrund des Überangebots nach kurzer Zeit wieder schlössen. Wanne-Eickel sei ohnehin schon in ganz Deutschland bekannt, ein echter Marketingvorteil also.

Im Moment steht das zweiteilige Ladenlokal noch leer, lediglich der Schriftzug im Fenster weist auf Christiane Pflichts Geschäft hin. Markenhäkelgarne, Wolle und die verschiedensten Knöpfe soll es hier geben. Vor allen Dingen der persönliche Kontakt mit dem Kunden soll hergestellt werden. „Ich möchte eine Häkel- und Strickstube einrichten und Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene anbieten“, sagt Pflicht. Außerdem wird es eine „Pannenhilfe“ geben. Wenn man sich also mal verstrickt hat, bringt die gebürtige Wanne-Eickelerin die Maschen wieder in Reihe.

Risikobereitschaft

Und wer selber nicht so geschickt mit der Nadel ist, kann bei Pflicht auch Arbeiten in Auftrag geben oder sich gleich am Sortiment an Schals, Loops, Mützen und Wohnaccessoires bedienen, das im Laden bereit liegen soll. „In detailverliebten Einzelhandelsgeschäften lässt man sein Geld lieber als in der Spielhalle an der Ecke – und das soll genau so sein“, sagt Holger Wennrich von der Wirtschaftsförderung Herne und ehemaliger Schulkamerad von Pflicht. 200 Millionen Euro Kaufkraft flössen jährlich aus Herne in benachbarte Städte und ins Internet ab, mit kreativen Geschäftsideen wie der von Pflicht könne man das abfangen und die eigene Stadt wieder attraktiver für Bummler machen.

„Der Wunsch nach Mitmenschlichkeit und Kundenkontakt, der dieser Geschäftsidee zu Grunde liegt, hat mir imponiert“, sagt Klaus Wältermann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Wanne-Nord und Kürschnermeister in dritter Generation. Christiane Pflicht wolle sich der 80 Unternehmen und Partner umfassenden Gemeinschaft anschließen. Und weil man in der heutigen Zeit auf den Kunden zugehen müsse und nicht warten könne, bis er von selber komme, wird Pflicht sich am 1. und 2. September mit einer Modenschau am Herbstfest der Werbegemeinschaft beteiligen.

„In Berlin-Mitte würde so eine Geschäftsidee von Anfang an funktionieren“, meint Wennrich, „In Wanne-Nord ist die Eröffnung ein Zeichen für große Risikobereitschaft.“ Pflicht stellt sich der Herausforderung mit Unterstützung ihrer Mutter und Schwiegermutter.