Herne. Alles wird teurer: Wie wirkt sich das aufs Verhalten der Herner aus? Verzichten sie auf vieles oder leben sie wie gewohnt weiter? Eine Umfrage.
Ob Sprit, Gas oder Lebensmittel - die Preise erhöhen sich seit Wochen. Wie wirkt sich das aufs Verhalten der Herner aus? Verzichten sie auf vieles oder leben sie wie gewohnt weiter? Die WAZ hat sich in der Herner Innenstadt umgehört.
Rita (66 Jahre) und Gerd (73 Jahre) Kanache, beide Rentner, aus Herne
„Klar merken wir die Preiserhöhung - vor allem beim Einkaufen achte ich auf die Preise. Wir sind beide Rentner, weshalb wir im Alltag gut auf unser Auto verzichten können und aufs Fahrrad umsteigen können. So kann immerhin Sprit gespart werden. Wir waren seit acht Jahren nicht im Urlaub, weshalb wir uns diesen Sommer trotzdem Urlaub in Österreich gönnen werden.“
Sandra Öztürk, Bankkauffrau (34 Jahre) aus Herne
„Ich achte seit der Preiserhöhung mehr auf Angebote und überlege mir zweimal, ob ich bestimmte Lebensmittel wirklich auf Vorrat brauche. Da ich derzeit schwanger bin, bin ich sowieso mehr zu Fuß unterwegs und verabrede mich mit Freundinnen lieber zu Hause anstatt in der Stadt. Ich merke die Preiserhöhungen vor allem beim Bäcker und achte mehr auf den Preis.“
Georg Kersting, Notfallsanitäter (30 Jahre) aus Herne
„Ich habe mir das 9-Euro-Ticket gekauft und fahre seitdem mit dem Bus zur Arbeit nach Oer-Erkenschwick. Davor bin ich immer mit dem Auto gefahren und kann dadurch viel Sprit sparen. Bei Lebensmitteln achte ich vermehrt auf Angebote, aber generell spare ich nicht bei gesundem Essen, das ist mir sehr wichtig. Hier wird am falschen Ort gespart, weshalb ich lieber weniger Auto fahre oder so gut es geht ganz darauf verzichte.“
Jens Fasen, Rentner (59 Jahre) aus Herne
„Mich ärgert vor allem, dass die Leute, die am meisten von der Preiserhöhung betroffen sind, vergessen werden und für die oft viel zu spät gehandelt wird. Menschen, die Hartz IV beziehen, treibt das schnell in die Armut. Ich versuche, so gut es geht auf die Preise zu achten, aber bei den Energiepreisen habe ich einfach keinen Einfluss.“
Keoma Dreier, Selbstständiger aus Herne-Wanne
„Aktuell spüren wir als Jungfamilie noch relativ wenig von der Preiserhöhung. Klar ärgert einen das und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die Preise höher als erwartet sind. Deshalb kaufen wir bewusster ein und achten schon hin und wieder auf die Preise. Aber bis jetzt hat die Situation keine Auswirkungen.“
Markus Werner (49 Jahre) aus Herne
„Ich merke die Preiserhöhung vor allem dann, wenn ich mir denke, wie viel man früher für 100 Mark bekommen hat, im Vergleich zu heute. Ich finde es schade, dass vor allem die elementarsten Lebensmittel, die für den täglichen Bedarf notwendig sind, so teuer geworden sind. Luxus-Lebensmittel wie Spargel oder frische Erdbeeren habe ich mir schon länger nicht mehr gegönnt. Am Ende muss man mit dem Geld einfach irgendwie klarkommen.“
Angelika Gerberding, Rentnerin (62 Jahre) aus Herne
„Aufgrund meiner gesundheitlichen Einschränkungen bin ich auf meinen Rollstuhl angewiesen und bin in meinem Alltag sehr oft auf das Taxi angewiesen, weil ich mit den Öffis nicht zu allen Ärzten komme. An diesem Punkt kann ich nicht sparen und dann diese hohen Lebensmittelpreise. Mein Kühlschrank ist am Ende des Monats oft leer. Generell finde ich das 9-Euro-Ticket eine gute Sache, aber die Busse sind zum Teil so überfüllt, dass ich mit dem Rollstuhl gar nicht mitfahren kann und deshalb ein Taxi rufen muss.“
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