Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat seinen Stationsbericht veröffentlicht. Auch drei Herner Haltepunkte haben die Tester unter die Lupe genommen.

Der aktuelle Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr stellt den Stationen in der Region kein gutes Zeugnis aus. Die Tester kamen zu dem Fazit, dass sich der Zustand erneut verschlechtert habe. Auch auf drei Herner Bahnhöfe hatten sie ein Auge geworfen.

Abgesprungene Kacheln, undichte Decken - der bauliche Zustand der Bahnhöfe in der Stadt lässt zu wünschen übrig.
Abgesprungene Kacheln, undichte Decken - der bauliche Zustand der Bahnhöfe in der Stadt lässt zu wünschen übrig. © Unbekannt | Unbekannt

Und die kamen vergleichsweise nicht so schlecht weg. In der Gesamtbewertung erhalten der Hauptbahnhof Wanne-Eickel, der Bahnhof Herne und die Station Börnig die Kategorie „akzeptabel“. Das hieße, dass dort nach den Maßstäben der VRR-Tester keine Verbesserungen notwendig sind. Im Vergleich zu den Vorjahren bedeutet die Einstufung sogar eine Verbesserung. 2017 und 2018 hatte der Herner Bahnhof mit „noch akzeptabel“ abgeschnitten. Das heißt: Es bestehen geringfügige Mängel, Verbesserungen sind nicht dringend erforderlich. Börnig war 2017 als wegen erheblicher Mängel und dringend erforderlicher Verbesserungen als „nicht akzeptabel“ eingestuft worden.

Das Prädikat „nicht akzeptabel“ vergeben die Tester dennoch zweimal. Denn die Gesamtbewertung setzt sich zusammen aus den Faktoren Sauberkeit, Funktion und Graffiti - einmal im und am Gebäude selbst, einmal auf den Bahnsteigen. Und da fallen speziell Graffiti negativ auf. Am Herner Bahnhof und in Börnig sorgen sie auf den Bahnsteigen für ein „nicht akzeptabel“, in Wanne-Eickel ist es „noch akzeptabel“. In allen Gebäuden bzw. Zugängen ist es „noch akzeptabel“. Die Funktion der Ausstattung ist im Wanne-Eickeler Hauptbahnhof „noch akzeptabel“. Ansonsten vergaben die Tester das Prädikat „akzeptabel“.

Die WAZ hat Blitzbesuche an den Stationen gemacht. Mit Blick auf Sauberkeit gab es sowohl im Herner Bahnhof als auch am Hauptbahnhof keine Auffälligkeiten, zum Zeitpunkt des Tests leerte ein Bahn-Mitarbeiter in Herne die Mülleimer. In der Tat scheint der Herner Bahnhof beliebt bei Sprayern zu sein. Gerade auf den Bahnsteigen finden sich zahlreiche Graffiti, aber auch Zeichen, die mit Filz- oder Lackstift geschrieben wurden.

Stadt sieht Aufholbedarf bei Sauberkeit, aber auch Lichtblicke

Der bauliche Zustand? Überall gibt es Macken, abgeschlagene Kacheln und andere Mängel. Das gilt für beide Bahnhöfe. In den Zugängen zu den Gleisen sind am manchen Stellen die Decken undicht. Im Warteraum in Herne fehlen Scheiben. In Wanne sind die Scheiben komplett - und geputzt. Das könnte an den sechs Servicekräften liegen, die dort seit einiger Zeit im Einsatz sind.

Graffiti und Schmierereien bleiben ein großes Problem.
Graffiti und Schmierereien bleiben ein großes Problem. © Unbekannt | Bolsmann

Ein Sonderfall ist der Halt Börnig. Ein Bahnsteig, der relativ abgeschieden liegt. So fehlt dort Kontrolle. Die Graffiti am Warteunterstand sind überstrichen worden, doch es sind wieder neue da.

Aus Perspektive der Stadt ist der Zustand keineswegs so akzeptabel. „In Sachen Sauberkeit hat die Bahn in Herne noch einiges aufzuholen. Ein gutes Zeichen sind die sechs neuen Servicekräfte am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof, die allein durch ihre Präsenz viel bewirken. So etwas wünschen wir uns natürlich auch für den Herner Bahnhof“, sagt Philipp Stark, Stabsstelle Sauberkeit, auf WAZ-Anfrage. Dass die beiden großen Bahnhöfe in den nächsten Jahren renoviert würden, sei ebenfalls ein Lichtblick. Der aktuelle bauliche Zustand in Wanne und Herne sei alles andere als gut. Gut sei, dass die Bahn heute beweglicher sei, als noch vor ein paar Jahren und schnell reagiere, wenn ein behebbarer Missstand vorliege.

Nückel: Tester haben beide Augen nebst Hühneraugen zugedrückt


Thomas Nückel, FDP-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, hält den VRR in seinen Bewertungen für bescheiden. „Akzeptabel“ sei die Prämiennote, übersetzt hieße das, dass die Schulnoten des VRR mit 4 minus beginnen - und dann könne es nur noch schlechter werden. Nückel: „Auf jeden Fall hat man bei der Betrachtung der drei Herner Stationen der DB beide Augen nebst Hühneraugen zugedrückt.“

Nückel mutmaßt, dass die Beobachter des VRR nicht an einem Regentag in Herne und Wanne-Eickel gewesen sind. Besonders in Herne gleiche der Tunnel zu den Bahnsteigen einer Tropfsteinhöhle. Auch gebe es viele Stellen unter den Bahnsteigdächern, die undicht sind. Besonders ärgerlich sei in Herne das immer noch fensterlose Wartehäuschen. Nückel: „Im Dezember hatte die DB-Managerin bei einem Ortstermin noch für den Winter Abhilfe versprochen.“ Positiv sei, dass die viele Monate defekte Beleuchtung im hinteren Teil des Tunnels repariert worden sei. Das Graffiti-Problem sei leider schwer zu bekämpfen.