Herne. Im März hatte ein SPD-Politiker viele Missstände am Herner Bahnhof beklagt. Vier Monate später fällt die Bilanz nicht besser aus - im Gegenteil.

Von Unfallgefahren durch Taubenkot über undichte Stellen und Müll bis hin zu maroden Decken - über zahlreiche Missstände am und im Herner Bahnhof hatte SPD-Politiker Karl Josef Schleußner im März bei einem Ortstermin geklagt. Vier Monate später trafen sich der Bezirksverordnete mit der WAZ und der Stadt erneut im Bahnhof. Die Bilanz fiel diesmal noch schlechter aus.

Fahrgäste fotografieren den Müll

Karl Josef Schleußner (SPD) im März im Wartehäuschen auf dem Bahnsteig. Die provisorischen Holzplatten sind inzwischen gegen Plexiglasscheiben ausgetauscht worden.
Karl Josef Schleußner (SPD) im März im Wartehäuschen auf dem Bahnsteig. Die provisorischen Holzplatten sind inzwischen gegen Plexiglasscheiben ausgetauscht worden. © loc

„Das ist eine Katastrophe“, sagten der Sozialdemokrat und Philipp Stark von der städtischen Stabsstelle Sauberkeit beim Blick auf Müllberge in der Bahnhofshalle und vor allem auf den Bahnsteigen. Sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch bot sich Reisenden dieser verheerende Anblick. Fahrgäste griffen zum Smartphone, um die Zustände im Bild festzuhalten und auch an die WAZ zu übermitteln.

Stadtmitarbeiter Stark informierte am Mittwoch umgehend die zuständige Stelle der Deutschen Bahn (DB). Diese reagierte noch am selben Tag: Der Müll wurde entsorgt. Das äußere Erscheinungsbild der Bahnhöfe sei ihnen sehr wichtig, erklärte eine Bahn-Sprecherin am Donnerstag auf Anfrage. Deshalb fänden regelmäßige Reinigungen statt. Und: Sie würden den Bahnhof Herne künftig „noch stärker in den Fokus nehmen“. Warum es am Dienstag und Mittwoch zu solchen Zuständen kommen konnte, sagte die Sprecherin nicht.

Reagiert hat die Bahn bereits im März auch auf den SPD-Hinweis zum Wartehäuschen auf Gleis 1. In diesem fehlten im Winter wochenlang die Scheiben, gleichzeitig lief jedoch die Heizung auf vollen Touren. Kurz nach dem WAZ-Bericht ließ die Bahn Plexiglasscheiben einsetzen - wenn auch sehr notdürftig, so Schleußner. Kurz nach der Reparatur sei eine Scheibe schon wieder eingedrückt gewesen.

Sanierung steht erst 2021 an

Willkommen in Herne: Diesen ersten Eindruck bekommen Fahrgäste im Bahnhof von der Stadt.
Willkommen in Herne: Diesen ersten Eindruck bekommen Fahrgäste im Bahnhof von der Stadt. © loc

Die anderen damals angeführten Missstände existierten aber nach wie vor, sagte der Bezirksverordnete. Wer von den Gleisen die Treppen hinabsteigt, bekommt nach wie vor diesen ersten Eindruck von Herne: eine Decke mit Rissen, Löchern und abblätterndem Putz. Nichts getan habe sich auch an der undichten Stelle neben dem Passbildautomaten: Bei Regen tropfe es hier auf den Fußboden, so Schleußner. „Manchmal steht ein Eimer drunter, manchmal nicht.“

Diese Stelle sei provisorisch abgedichtet worden, so die Bahnsprecherin zur WAZ. Die Reparatur sowie die Sanierung der abblätternden Decke im Zugang zu den Gleisen stehe im ersten Quartal 2021 im Rahmen der geplanten „Modernisierungsoffensive“ an. Hintergrund: Oberbürgermeister Frank Dudda hatte die Modernisierung unter Berufung auf die Bahn bereits beim Neujahrsempfang im Januar 2018 fürs Jahr 2019 angekündigt und auch bereits die Kosten beziffert: 6,5 Millionen Euro.

Senior rutschte auf Taubenkot aus

Von der weißen Abdeckung tropft in der Unterführung bei Regen Taubenkot herunter und verwandelt das Pflaster in eine gefährliche Rutschbahn..
Von der weißen Abdeckung tropft in der Unterführung bei Regen Taubenkot herunter und verwandelt das Pflaster in eine gefährliche Rutschbahn.. © loc

Der größte Handlungsbedarf besteht aus Sicht Schleußners in der Unterführung auf der Bahnhofstraße, wo zahlreiche Tauben brüten. Der Politiker hatte Anfang des Jahres beobachtet, wie hier ein älterer Herr auf Taubenkot ausgerutscht war. Der sich auf einer Abdeckung sammelnde Kot tropft bei Regen herunter und verwandelt das Pflaster in eine gefährliche Rutschbahn.

Den im März von der Bahn angeführten Hinweis, dass Lösungen auch „aufgrund des Tierschutzes“ nicht ganz einfach seien, lässt Karl Josef Schleußner nicht gelten: „Am Kölner Bahnhof und in anderen Städten werden Netze gespannt. Und dort gilt doch wohl kein anderes Tierschutzgesetz.“

Zu diesem Thema konnte die Bahnsprecherin am Donnerstag noch keine Angaben machen.