Herne. Erst am Freitag haben Herner Vereine erfahren, dass die Sporthalle am Westring ab Montag für Drehaufnahmen gesperrt wird. Der Ärger ist riesig.
„Das ist der Hammer!“ Petra Hermann-Kopp vom Baukauer TC und Hans Peter Karpinski vom Herner Stadtsportbund sind stinksauer. Erst am Freitagvormittag hat die Stadtverwaltung Herner Vereine und Schulen darüber informiert, dass die Turnhalle am Westring am kommenden Montag und Dienstag gesperrt wird für den Schul- und Vereinssport. Grund: Aufnahmen für eine Krimiserie der RTL-Sendergruppe bzw. fürs neue Streamingportal RTL+.
Teilsperrung des Berliner Platzes in Herne-Mitte
Oliver Berbens Produktionsfirma Moovie GmbH - eine Constantin-Tochter - hatte bereits in der vergangenen Woche am Berliner Platz bzw. im ehemaligen Hafthaus am Bergelmanns Hof in Herne-Mitte gedreht. Für diese und weitere geplante Aufnahmen von Montag, 8. November, bis Samstag, 13. November, muss ein Teil des Parkplatzes gesperrt werden. Außerdem wird am Freitag, 12. November, die Straße Bergelmanns Hof von 6.30 bis 20 Uhr nicht befahrbar sein. Von der Sporthalle am Westring war in der ersten Presseinformation der Stadt allerdings noch nicht die Rede.
Petra Hermann-Kopp ist auf 180. Wegen der Informationspolitik der Stadt, aber auch weil die Halle an zwei Tagen nicht genutzt werden kann. „Reicht es denn nicht, dass wir Vereine Sperrungen wegen Sanierungen, defekter Anlagen und fehlender Hausmeister hinnehmen müssen?“, fragt die Vorsitzende des Baukauer TC. Hinzu komme: Ärzte, Eltern, Krankenkassen und Sportexperten wiesen darauf hin, dass sich die Bevölkerung und insbesondere Kinder auch durch die Pandemiefolgen zu wenig bewegten. „Und dann so etwas!“
Vorwurf: Stadt lässt Herner Vereine und Schulen im Regen stehen
Unterstützung erhält sie von Hans Peter Karpinski. Der Chef des Herner Stadtsportbunds ist am Freitag von den Vereinen über die Sperrung informiert worden. „Ich kann das nicht nachvollziehen“, schimpft auch er. Er habe nichts gegen Dreharbeiten. „Ich habe aber etwas dagegen, dass man die Vereine und Schulen im Regen stehen lässt“, sagt er. Er habe sofort Kontakt zur Stadt aufgenommen, dabei aber auch keine näheren Informationen erhalten.
Auf WAZ-Anfrage erklärte Stadtsprecher Michael Paternoga, dass die Stadt den Unmut der Sportvereine und des Stadtsportbundes gut nachvollziehen könne und sie „die Situation bedauert“. Man hätte die Vereine und Schulen gerne früher informiert. Die Absicht, in der Halle zu drehen, habe die Sportverwaltung allerdings sehr kurzfristig erreicht. Der Schulsport könne am Montag in den ersten beiden Stunden aber noch in der Halle stattfinden. Der Verwaltung sei bekannt, was in Herne gedreht werde, so Paternoga. Man bitte jedoch um Verständnis dafür, dass dies öffentlich nicht mitgeteilt werden könne.
Auch die Produktionsleiterin der Krimiserie bedauert gegenüber der WAZ den Ärger der Sportler. Sie hätten eine Duschanlage für die Aufnahmen gesucht und vor einer Woche die - geeignete - Sporthalle am Westring besichtigt. Die Entscheidung für den Dreh sei dann aber in der Tat „recht kurzfristig“ gefallen.
Die Homepage des Streamingportals RTL+ lässt derzeit keine Rückschlüsse darauf zu, für welche Produktion aktuell in Herne gedreht wird. Unter der Rubrik „Vorschau“ findet sich nur ein Hinweis auf die neue Serie „Sisi“, die aber wohl weder etwas mit Krimi zu tun hat noch in einer Sporthalle gedreht wird.