Herne. Nach 20 Jahren fallen die ersten Photovoltaikanlagen aus der Förderung. Zwei Herner Pioniere haben individuelle Lösungen gefunden.
Die sogenannte Energiewende kommt langsam in die Jahre. Das offenbart sich in der Tatsache, dass zum 31. Dezember - nach 20 Jahren - die ersten Photovoltaikanlagen aus der staatlichen Förderung fallen. Für Pioniere ergeben sich damit eine Reihe von Fragen. Die WAZ hat mit zwei von ihnen gesprochen.
Zum Hintergrund: Zum 1. April 2000 trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Wer eine Ökostromanlage betrieb, erhielt vom Staat eine Einspeisevergütung in Höhe von 99 Pfennigen, umgerechnet also etwa 50 Cent. In wenigen Tagen werden die ersten Anlagen komplett aus der Förderung fallen.
Zu den Pionieren in Herne, die die Kraft der Sonne nutzen, gehört die Isap AG in Baukau. Als man 1998 den Grundstein für das Firmengebäude gelegt habe, erzählt Firmenchef Norbert Assen im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, habe man Innovation in den Bau der Zentrale einbringen wollen. Deshalb habe man sich für die Installation der Photovoltaikanlage entschieden. Die Investitionskosten hätten damals bei 125.000 Mark gelegen, der Staat habe das Vorhaben teilweise gefördert.
Isap nutzt erzeugten Strom für Rechenzentrum und Klimaanlage
Auch auf das Isap-Konto flossen bis jetzt jene rund 50 Cent für jede Kilowattstunden, die die Anlage ins Stromnetz einspeist. Doch vor einigen Monaten begann Assen sich mit der Frage zu beschäftigen, wie es ab 1. Januar weitergeht. Er habe vor der Frage gestanden, ob die Anlage weiter Strom einspeisen soll, was deutlich weniger Ertrag bringe; ob man einen Speicher einbaut, um den produzierten Strom zu sammeln; oder ob das Unternehmen zum Selbstversorger wird.
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Am Ende fiel die Entscheidung für die letzte Option. Der Grund: Da das IT-Unternehmen ein Rechenzentrum inklusive Klimaanlage betreibt, braucht Isap rund um die Uhr Strom. Und der wird ab dem neuen Jahr vom eigenen Dach kommen.
Hans Kinzel aus Sodingen hat seine eigene Energiewende schon vor der Bundesregierung eingeleitet. Seine ersten Photovoltaikanlagen ließ er 1997 und 1998 installieren, 2000 kam eine dritte Ausbaustufe hinzu. Der ehemalige Bauleiter, der sich selbst als technikaffin bezeichnet, hatte schon bei der Planung des Eigenheims in der Händelstraße auf energetische Standards geachtet.
Vorkehrungen für Photovoltaik schon 1980 getroffen
Deshalb hatte er schon 1980 die Vorbereitung für eine Photovoltaikanlage getroffen, obwohl es zur damaligen Zeit noch gar keinen erschwinglichen Module gegeben habe. Er habe 1997 für eine Modul 3500 Mark bezahlt, so Kinzel. Angesichts dieses Preises relativiere sich die staatliche Förderung. Die habe 1997 sogar nur bei 22 Pfennig gelegen, ab 2000 sei sie auf 99 Pfennige gestiegen. Über den langen Zeitraum hat sich auch Kinzels Anlage bezahlt gemacht.
Doch Kinzel stand ebenso vor der Frage, wie es weitergeht - und hat ebenfalls eine Antwort gefunden. Er will einen Akku zur Speicherung, den er bereits seit 2013 nutzt, gegen ein größeres Modell austauschen. Der speichert die Sonnenenergie, bis sie benötigt wird. Kinzel rechnet damit, dass er keine Probleme bekommen wird, den eigenen Bedarf zu decken.
Politik hat noch keine Anschlussregelung verabschiedet
Die beiden Pioniere haben ihre Antwort gefunden, dennoch bleiben kurz vor dem Stichtag viele Fragen offen. Der Grund: Die Anschlussregelung ist noch nicht von Bundestag und Bundesrat beschlossen worden. Geschieht dies nicht, dürfen Netzbetreiber den Strom nach aktueller Rechtslage eigentlich nicht mehr abnehmen und vergüten. Die Verbraucherzentrale NRW hat deshalb gemeinsam mit anderen Verbänden in einem Hinweispapier für Betreiber von Ü20-Photovoltaikanlagen insgesamt sieben Tipps gegeben, wie sie sich verhalten sollten.
Auch die Herner Stadtwerke bieten in diesem Zusammenhang Begleitung und Beratung an. Experten würden sich die Anlage anschauen und Lösungen unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten anbieten, heißt es. Infos: smarttec-haustechnik.de/solar