Herne. Die Arbeiterwohlfahrt fordert im Rahmen ihrer Kampagne „Ohne geht’s schlecht“ bessere Bedingungen für die Offene Ganztagsschule.

OGS - diese Abkürzung steht für die Offene Ganztagsschule, also die Betreuung von Grundschulkindern nach dem Unterrichtsende. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat der Abkürzung in ihrer aktuellen Kampagne eine andere Bedeutung gegeben: Ohne geht’s schlecht.

Hintergrund ist der Beschluss des Bundeskabinetts, dass Grundschulkinder ab dem Jahr 2025 einen gesetzlichen Anspruch auf einen OGS-Platz haben. „Grundsätzlich befürworten wir diesen Anspruch“, sagt Marc Schaaf, Geschäftsführer der Awo Ruhr-Mitte, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Allerdings müssten zuvor andere Rahmenbedingungen abgesteckt werden. Kritikpunkt: Die Finanzierung der OGS sei nicht auskömmlich. Diese Klage ist nicht neu. Bereits vor zwei Jahren hatte die Awo mit der Kampagne „Gute OGS darf keine Glücksache sein“ auf das Problem hingewiesen.

Awo: Herne hat innerhalb des Budgets gute Rahmenbedingungen geschaffen

Den Rechtsanspruch zu schaffen, ohne die Rahmenbedingungen festzulegen sei der zweite Schritt vor dem ersten. Die Rahmenbedingungen in NRW seien sehr unterschiedlich und hingen von der Finanzausstattung der Städte ab. Herne zum Beispiel sei eine Haushaltssicherungskommune, da habe die Finanzierung der OGS durch die Kommune Grenzen. Schaaf fordert eine landesweite Regelung der Gruppenstärken, der Personalschlüssel und der Ausstattung der Räume. Dies sei zurzeit sehr unterschiedlich. Zum Glück gebe es in Herne eine gute Kooperation mit der Stadt, sodass innerhalb des Budgets Rahmenbedingungen geschaffen worden seien, wie es die Awo gerne hätte. Aber ausreichend sei es nicht.

Gerade die Coronakrise habe offenbart, wie wichtig der OGS-Bereich ist. Doch in der politischen Diskussion sei sie viel zu selten im Fokus. Dabei wachse die OGS massiv, das macht Linda Jaskowiak, Einrichtungsleiterin der OGS Horstschule in Holsterhausen, deutlich. Vor 14 Jahren habe sie mit 38 Kindern angefangen, nun seien bei 240 Schülern an der Schule 160 in der OGS. Und es gebe eine Warteliste mit 15 Kindern. Aber noch mehr Kinder in den vorhandenen Räumen unterzubringen - das sei niemandem zuzumuten.

Horstschule: Kinder aus 48 Nationen

Die Kinder kommen aus 48 Nationen, viele aus sozial benachteiligten Familien. Im Zuge des Flüchtlingszuzugs vor fünf Jahren habe die Horstschule drei Auffangklassen gehabt, nun sei es noch eine. „Diese Kinder muss man eigentlich mit einem Betreuungsschlüssel von Eins zu Eins abholen“, so Jaskowiak, doch die Realität sei eine andere. Sie betreue alleine eine Gruppe mit 23 Kindern.

Immerhin, so Schaaf: Die Stadt Herne arbeite sehr strategisch, es gebe für die nächsten fünf Jahre einen Ausbauplan für den OGS-Bereich. So gebe es eine Rangliste mit dem dringendsten Handlungsbedarf. Und der Plan werde mit den OGS-Trägern abgesprochen.

Das Land müsste festlegen, wie viele Kinder eine Gruppe bilden, und wie dann die personelle Ausstattung aussehen muss. Und wie die Räume für die Betreuung aussehen müssten. Eine Forderung der Landesarbeitsgemeinschaft der OGS-Träger: pro Kind müssten 1000 Euro mehr zur Verfügung stehen.