Bochum. . Viele Kitas und Offene Ganztagsschulen in Bochum blieben am Montag geschlossen. Verdi ist sehr zufrieden, die Awo hingegen kritisiert den Streik.
Um den Hals ein rotes Tuch mit weißer Aufschrift „Verdi“ gehängt, eine ebenfalls rote Trillerpfeife im Mund. So haben sich am Montagmorgen rund 400 Beschäftigte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) aus Bochum und Herne an der Universitätsstraße getroffen.
Sie arbeiten in der Kita, im Offenen Ganztag oder in Behinderteneinrichtungen und haben ein gemeinsames Ziel – sie wollen mehr Geld verdienen. Und weil sich die Gewerkschaft Verdi und die Awo NRW auch in einer dritten Verhandlung der Tarifauseinandersetzung nicht einigen konnten, streiken sie.
In vier von 29 Kitas in Bochum gab es Notgruppen
„Ich bin wirklich mehr als zufrieden“, freute sich Agnes Westerheide, zuständig für den Verdi-Bezirk Bochum und Herne. Mit dem Bus ging es für die Streikenden von Bochum nach Essen, zu einer zentralen Kundgebung vor dem Gebäude des Kreisverbandes. Dort wurde es voll, mehr als 3500 Menschen demonstrierten laut Westerheide.
Leer blieb es dafür in den vielen Awo-Kitas in Bochum. Nur vier der 29 hatten geöffnet, in ihnen wurden Notfallgruppen eingerichtet – für Kinder, deren Eltern keine andere Betreuungsmöglichkeit organisieren konnten. Eine dieser Notgruppen war in der Einrichtung „Am Schamberge“ in Linden. Die Eltern zeigten sich hier verständnisvoll: „Ich bin der Meinung, dass Erzieher viel zu wenig verdienen. Deswegen muss etwas gemacht werden, wenn anders nichts passiert“, sagte die Mutter Ina Koch, die ihre drei Kinder Marla, Frieda und Leo mittags abholte. Beim vergangenen Streik hatte sie eine andere Betreuung organisieren können, das war diesmal nicht möglich.
Eltern haben Verständnis für Streik, die Awo kaum
Die vierjährige Antonia wurde an diesem Streiktag – wie viele andere Kinder auch – von den Großeltern abgeholt. „Dass gestreikt wird, finde ich wichtig“, fand Marion Menzel, die als Busfahrerin selbst schon an Streiks teilgenommen hat.
Kaum Verständnis gab es hingegen bei der Awo NRW. „Gerade weil wir uns in den Gesprächen bereits aufeinander zu bewegt haben, darf die Tarifauseindersetzung jetzt nicht auf dem Rücken von Kindern, Eltern und Pflegebedürftigen fortgeführt werden. Das ist zu diesem Zeitpunkt unnötig und klar kontraproduktiv“, sagte Geschäftsführer Uwe Hildebrandt und forderte, weitere Streiks zu verhindern.
Awo und Verdi: Einigung Anfang März möglich
Sowohl von der Awo als auch von Verdi ist zu hören, dass die vergangenen
Verhandlungen konstruktiv verliefen.
Verdi fordert aktuell neun Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit von 18 Monaten. Die Awo bietet sieben Prozent mehr Lohn.
Die nächsten Verhandlungen finden am 6. und 7. März statt. Eine Einigung schließen beide Seiten nicht aus.
Eine der wenigen Awo-Mitarbeiterinnen, die an diesem ersten von zwei Streiktagen nicht teilnahm, war Heike Blotenberg, Leiterin der Kita „Am Schamberge“. „Weil ich nicht in der Gewerkschaft bin“, erklärte sie. Dass die Kollegen für mehr Geld demonstrieren, unterstütze sie aber voll. Insgesamt sei alles reibungslos abgelaufen. „Es gab zwar auch Gegenstimmen von den Eltern. Die haben den Inhalt verstanden, waren aber nicht erfreut über Einschränkungen. Viele haben sich untereinander arrangiert.“
Nicht nur in den Kitas, auch im Offenen Ganztag sei der Tag entspannt verlaufen, sagte Awo-Sprecher Christopher Becker. Probleme hätte es keine gegeben, auch nicht in der Wohnstätte für Menschen mit Behinderung in Langendreer.
Der Streik geht am Dienstag weiter
Für die Streikenden geht es am heutigen Dienstag weiter. Diesmal in Recklinghausen. Agnes Westerheide ist zuversichtlich: „Es haben wirklich viele teilgenommen. Ich hoffe, dass die Arbeitgeber das als Zeichen sehen“, erklärte sie nach den Demonstrationen an Tag eins.