Herne. Der Cranger Weihnachtszauber geht zu Ende. Der Veranstalter zieht Bilanz: Was gut lief, was schlecht – und was er 2022 unbedingt verbessern will.
„Der Cranger Weihnachtszauber war Balsam für die Seele“: Dieses Resümee zieht Veranstalter Sebastian Küchenmeister zum Ende der sechswöchigen „Winterwunderwelt“ auf dem Cranger Kirmesplatz in Herne. Nach den monatelangen Einschränkungen mit Lockdowns und Kirmesabsagen durch Corona hätten Schausteller und Beschicker endlich wieder an einer Großveranstaltung teilnehmen können, sagt er im Gespräch mit der WAZ. Insgesamt seien in diesem Jahr rund 130.000 Besucherinnen und Besucher nach Crange gekommen – etwa 25 Prozent weniger als 2019. Im vergangenen Jahr fiel die Veranstaltung wegen Corona aus.
Der dritte Cranger Weihnachtszauber vom 18. November bis 30. Dezember 2021 sei kein einfacher gewesen, bekennt Küchenmeister. Angesichts steigender Inzidenzen sei lange unklar gewesen, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden könne. Am Ende gab es grünes Licht: Das Gelände sei eingezäunt, Kontrollstellen am Eingang seien eingerichtet und 2G der Besucherinnen und Besucher sei überprüft worden. Die Maßnahmen hätten gegriffen: „Dadurch konnten wir auf dem Gelände eine maximale Sicherheit ermöglichen.“ Und: „Es gab auf dem Weihnachtszauber keine Ansteckungen.“ Dass er am Eingang erstmals 1 Euro als „Hygieneumlage“ kassierte, habe kaum Kritik verursacht. Das Geld habe er in zusätzliche Security, Hygienespender und Masken für Gäste investiert.
Cranger Weihnachtszauber: Umsatzeinbußen um bis zu 60 Prozent
Wirtschaftlich, so der 34-Jährige, sei der Cranger Weihnachtszauber nur zufriedenstellend verlaufen. Die Schausteller hätten in diesem Jahr zum Teil kräftige Umsatzeinbußen hinnehmen müssen: Fahrgeschäfte rund 20 bis 30 Prozent, Essensstände 30 bis 40 Prozent, Ausschankbetriebe sogar 50 bis 60 Prozent. Bei den Fahrgeschäften für Kinder habe es dagegen nur geringe Einbußen um die 10 Prozent gegeben. Das zeige, dass der Weihnachtszauber eine Familien-Veranstaltung sei. Grund für das zum Teil dicke Minus: Offenbar sitze das Geld nicht so locker, und es gebe eine Verunsicherung bei den Gästen – beides Konsequenzen der Corona-Krise.
Mit diesem Minus könnten er sowie die Kolleginnen und Kollegen aber leben. Die Schaustellerinnen und Schausteller seien froh, dass der Cranger Weihnachtszauber überhaupt stattfinden konnte. Und das bis zum Ende: Als die Inzidenzen im Herbst weiter anstiegen, stand zwischenzeitlich ein Aus im laufenden Betrieb zur Diskussion. In NRW hätten die Schaustellerinnen und Schausteller Glück gehabt, in anderen Bundesländern nicht; dort seien Weihnachtsmärkte geschlossen worden. „Wir sind dankbar, dass wir bis zum 30. Dezember öffnen durften“, sagt der Dortmunder Schausteller, der auf dem Platz unter anderem seine Riesenschaukel Konga aufgebaut hatte. Eine Schließung auch auf Crange „wäre eine Katastrophe, ein Riesenschaden gewesen“.
Veranstalter will Verkehrssituation auf Crange verbessern
Auch interessant
Dass nicht alles rund lief, will der Veranstalter nicht verhehlen. Bauchschmerzen habe ihm der Autoverkehr bereitet, konkret: die Staus rund um den Cranger Kirmesplatz vor allem an den Wochenenden, die zum Teil schlechte Qualität der Parkplätze und die zugeparkten Anwohnerstraßen. „Das ist unser größtes Projekt, das wir anpacken und im Sommer abarbeiten müssen.“ Darüber will er mit der Stadt sprechen, unter anderem aber auch mit dem Kirmesplatz-Nachbarn, dem Unternehmen Schwing. Zum nächsten Weihnachtszauber soll der Verkehr besser fließen, und Anwohnerinnen und Anwohner sollen mehr Ruhe haben: „Wir wollen, dass alle zufrieden sind.“
Ideen hat er schon mehrere: Denkbar sei etwa eine Einbahnstraßen-Regelung für die Parkplätze vor dem Eingangsbereich: Autofahrerinnen und Autofahrer könnten wie bislang über den Knotenpunkt Heerstraße/Dorstener Straße zu den Parkplätzen fahren, abfließen könnte der Verkehr dann aber über das Cranger Tor, schlägt Küchenmeister vor. Das würde für eine Entzerrung sorgen. Außerdem sei er bereit, weiter Geld für eine bessere Befestigung der Parkplätze sowie für Personal, das an den Anwohnerstraße stehe, in die Hand zu nehmen. Parkplätze kostenlos anbieten, mache dagegen keinen Sinn: „Die Menschen wollen so nah wie möglich am Gelände parken.“ Den bisherigen Parkplatz an der Monza-Bahn habe er deshalb in diesem Jahr gar nicht mehr eingerichtet – er sei den Besucherinnen und Besuchern zu weit weg gewesen.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Keine Verlängerung
Der Veranstalter hatte bei der Stadt Herne beantragt, dass der Weihnachtszauber über den 30. Dezember 2021 hinaus bis zum 1. oder 2. Januar 2022 öffnen darf. Das hatte die Stadt Anfang Dezember abgelehnt. „Großveranstaltungen werden derzeit wieder stärker eingeschränkt, da große Ansammlungen von Menschen das Infektionsgeschehen fördern“, lautete die Begründung der Verwaltung.
Auch das im Dezember vom Veranstalter geplante Höhenfeuerwerk durfte nicht stattfinden – um weitere Corona-Infektionen zu verhindern, so die Stadt. Mit beiden Absagen kann Sebastian Küchenmeister nach eigener Aussage leben. Es sei wichtig, die Menschen zu schützen. Und: Er sei froh, dass die „Winterwunderwelt“ überhaupt stattfinden konnte.