Herne. Dönerbuden-Betreiber kämpfen mit den steigenden Lebensmittel-Kosten, erhöhten zuletzt ihre Preise. Wieso das in Herne besonders riskant ist.
- Laut Gürsel Ülber, Vorstandsvorsitzender des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa, müsste ein Döner eigentlich 7,30 Euro kosten.
- Herner Dönerbuden-Betreiber erhöhten zuletzt ihre Preise, teilweise um ein Fünftel.
- Viele Gastronomen schätzen, dass noch weiter Preissteigerungen folgen werden. Die geringe Kaufkraft in Herne erschwere das aber.
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Vier Jahre ist es nun her, dass Muhammed Kanbur die „Kebap Hütte“ in Sodingen eröffnet hat. „Damals hat ein Döner noch 3,50 Euro gekostet“, erinnert er sich zurück. Mittlerweile zahlt die Kundschaft fünf Euro für einen Döner, „den Preis habe ich vor einem Monat von 4,40 Euro angehoben.“ Allerdings, fürchtet der erfahrene Gastronom, werde das nicht reichen. Demnächst wolle er sechs Euro für einen Döner verlangen. „Und selbst dann weiß ich nicht, ob wir damit hinkommen. Ich bin ratlos.“
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„Ein Döner müsste eigentlich 7,30 Euro kosten“, sagte kürzlich erst Gürsel Ülber, der Vorstandsvorsitzende des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa, der Deutschen Presse-Agentur. „Auf lange Sicht kann ich mir schon vorstellen, dass es in diese Richtung geht“, bestätigt Kanbur. „Gerade, wenn man auf qualitativ hochwertige Lebensmittel setzt, geht es nicht anders.“ So zahle er derzeit für das Kilo Fleisch einen Aufpreis von 2,70 Euro und auch der Preis für das Brot habe sich nahezu verdoppelt. Beim Gas zahle er statt 15 Euro mittlerweile 29 Euro für eine Flasche.
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Für einige seiner Kollegen malt er ein dunkles Zukunftsbild: „Ich fürchte, dass die kleinen Dönerbuden ohne Stammkundschaft das nicht überleben werden.“ In seiner Kundschaft stoße er glücklicherweise auf Verständnis. „Noch, muss man sagen. Aber unsere Kunden wissen die Qualität zu schätzen.“
Dönerbuden-Betreiber: „Herne ist nun mal nicht Düsseldorf“
Auch Oguz Göktas hat in seinem Lokal „Meister Döner Kebap“ an der Roonstraße die Preise angezogen. Gab es den Döner vor kurzem inklusive Toppings wie Käse und Jalapeños für 4,50 Euro, zahlten Kunden nun 5,20 Euro – allerdings ohne Toppings. Die müssten nun extra berechnet werden. „Wir können diese Kosten nicht nur über den Döner-Preis umlegen“, erklärt Göktas. „Für Getränke nehmen wir jetzt zwei Euro und nicht mehr 1,60.“ Im Einkauf seien sämtliche Preise gestiegen, besonders aber der für Tomaten, „die sind aktuell wie Gold“. Wie weit er seine Preise noch erhöhen kann, ohne seine Kundschaft zu verärgern, da sei Oguz Göktas sich unsicher. „Man muss auch immer die Kaufkraft einer Stadt im Auge behalten. Und Herne ist nun mal nicht Düsseldorf.“
Im „Dönerland Röhlinghausen“ steht die Preiserhöhung noch bevor. Betreiber Dogan Mükelem erklärt: „Wir nehmen aktuell noch 4,50 Euro, bald aber fünf. So geht es nicht mehr.“ Sämtliche Lebensmittel kosteten derzeit mehr, von der Rechnung für Strom und Gas ganz abgesehen. Den Schritt habe er sich nicht leicht gemacht, aber mittlerweile sei es überfällig – zumal auch die Konkurrenz bereits erhöht hat.
Wie etwa Ali Büzel im „Lezzet Kebap Haus“ in Wanne vor einer Woche: Der Kalbsfleischdöner geht nun für fünf statt vier Euro über die Theke und der Hähnchenfleisch-Döner für vier Euro statt 3,50 Euro. „Die Leute verstehen das. Sie wissen ja selbst, dass aktuell alles teurer wird“, so Büzel. Ob diese Preiserhöhung allerdings ausreiche, um die gestiegenen Kosten aufzufangen, da sei er sich noch nicht ganz sicher. „Aber da muss man abwarten.“
>>> Döner oder Hackfleischdrehspieß?
- Ein „Döner Kebab“ oder „Döner“ besteht laut dem niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz aus dünnen Scheiben von Rind-/Kalbfleisch und/oder Schaf-/Lammfleisch, die auf einen Drehspieß aufgesteckt werden. Es dürfe auch Hackfleisch bei der Herstellung eines Dönerspießes verwendet werden, „jedoch zu höchstens 60 Prozent“.
- Drehspieße, die zu über 60 Prozent aus Hackfleisch und anderen Zutaten bestehen, können auch als „Hackfleischdrehspieß“ bezeichnet werden.