Herne. Ihr Start-up „hejhoni“ soll die kreativen Wortschöpfungen von Kindern festhalten. Für die Herner Gründer war der eigene Sohn namensstiftend.
Carlo guckt vom Sofa des durch-designten Einfamilienhauses aus in den herbstlichen Garten, in dem ein Eichhörnchen vorbei huscht: Ein „Honi“ – wie er es vor einigen Monaten mal nannte. Was er damit „anrichtete“, wird der Dreijährige erst in Zukunft begreifen. Denn seine Eltern machten die ulkige Wortschöpfung ihres Sohnes zur Geschäftsidee: Ihr Herner Start-up „Hejhoni“ soll „die Zauberwörter deines Kindes für immer festhalten“.
„Unser Sohn war so sprachgewandt und hat uns so lustige Worte geliefert“, sagt Gründerin Judith Stemmann, die vor ihrer dreijährigen Elternzeit als Marketingleiterin, PR-Managerin und in einer Bank arbeitete. „Diese kleinen Zauberwörter, an die sich Eltern gern erinnern, verschwinden meist in irgendeinem Notizbuch“, so die 42-jährige Hernerin. Im Sommer 2020 kam ihr die Idee für „hejhoni“ – der Wortschöpfung von Sohn Carlo entliehen.
Herner Gründerin brannte Start-up unter den Nägeln
Statt in ihren früheren Job zurück zu gehen, habe ihr die Gründung „unter den Nägeln gebrannt“. Sie wandte sich an Alena Blaß, eine befreundete Grafikdesignerin, mit der sie gemeinsam die ersten Posterdesigns mit Kinder-Wörtern entwickelte. „Sowas gibt es noch nicht am Markt. Niemand hat sich bisher der Einzigartigkeit der Wörter gewidmet, die Kinder in ihrem Spracherwerb entwickeln.“
Schließlich stieg auch ihr Ehemann, Sebastian Stemmann, mit in das Start-up ein – im Gegensatz zu den beiden Gründerinnen aber nur nebenberuflich. „Da geht uns die Story flöten, dass wir eine reine Frauenausgründung sind“, sagt Judith Stemmann lachend.
Onlineshop für kreative Wörter
Auf www.hejhoni.de bieten die Gründer bereits designte Poster an, erstellen aber auch personalisiert neue Illustrationen, je nach erfundenem Kinderwort.Kunden können zwischen drei grafischen und einem Illustrations-Design wählen – die Bestellungen gehen digital an eine Herner Druckerei.Bislang holt Judith Stemmann jedes Poster selbst von der Druckerei ab, kontrolliert es auf Druckfehler, verpackt und verschickt es.
Bei einem Gründerwettbewerb der Wirtschaftsförderung Herne gewannen Alena Blaß und Judith Stemmann mit „hejhoni“ ein Gründerstipendium. „Die Jury war gar nicht gewohnt, dass gestandene Unternehmer vor ihnen stehen, die Konkurrenz kam gerade von der Uni. Bei uns war der Reifegrad der Idee aber schon sehr weit fortgeschritten.“
Postershop mit Sitz in Herne-Mitte startete 2021
Zum Jahresstart 2021 meldeten sie ihr Unternehmen mit Sitz in Herne-Mitte an und bauten den Postershop auf, der zum 1. Juni 2021 freigeschaltet wurde. Wortschöpfungen wie „Busischal“ für BH, „Schlabberlabber“ für Schmetterling oder „Fennedingdong“ für Fernbedienung können Eltern online bei „hejhoni“ personalisiert als Poster illustrieren und sich nach fünf bis sieben Tagen zuschicken lassen.
Während die 33-jährige Alena Blaß sich um die Posterdesign und die Webseite kümmere, steuere Sebastian Stemmann Marketing-Strategien und ein großes Netzwerk bei. Judith Stemmann selbst kümmere sich um PR, Social Media und Finanzen. „Für andere ist das eine schlimme, für mich aber eine schöne Aufgabe“.
Gründung mit kleinen Kindern sei sehr herausfordernd
Wie Judith und Sebastian Stemmann ist auch Grafikdesignerin Alena Blaß vor drei Jahren Mutter geworden – eine Herausforderung für die das Gründer-Team. „Wir sind ein gutes Beispiel für ,Gründen mit Kind’“, sagt der 40-jährige Sebastian Stemmann. „Manchmal muss man sich zwei- oder dreiteilen – weil die Bedürfnisse des Kindes über dem Geschäft stehen. Ich weiß echt nicht, wie Alleinerziehende das machen.“
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Ohne Kitas, seinen Vollzeit-Job und den Job von Alena Blaß’ Partner könnte „hejhoni“ aber bislang nicht bestehen. Um den Online-Poster-Shop bekannter zu machen, arbeitet Judith Stemmann mit sogenannten „Mama-Influencern“ auf Instagram zusammen, also Frauen, die ihren Alltag als Mutter online darstellen – und von der „hejhoni“-Idee begeistert sind.
Gründer will, dass „Honi“ irgendwann in den Duden wandert
„Ich hätte gern, dass ,Honi’ irgendwann mal im Duden steht“, sagt Sebastian Stemmann. Quasi als Synonym für eine kindliche Wortschöpfung. „Im Gegensatz zu einem gemalten Bild konserviert sich das Wort nicht selbst – daher wollen wir der Flüchtigkeit Substanz geben.“
Ihrem eigenen Sohn sagen die Stemmanns manchmal spaßeshalber: „In ein paar Jahren erbst du ein Unternehmen.“ Während er mittlerweile einige Kleinkinderworte abgelegt hat, verwenden seine Eltern „Honi“ immer noch gern als Synonym für Eichhörnchen. Ob ihr Sohn schon wisse, was seine Wortschöpfung ausgelöst hat? Das muss Sebastian Stemmann verneinen. „Ich hoffe, er findet das gut.“