Heiligenhaus / Velbert. Eine Kultur des Miteinanders will Pfarrer Stefan Mergler in der Pastoralen Einheit St. Michael und Paulus Velbert sowie St. Suitbertus Heiligenhaus etablieren.

Zeit des Umbruchs in der katholischen Kirche: Seit September gibt es nun die Pastorale Einheit der Pfarrgemeinden St. Michael und Paulus in Velbert sowie St. Suitbertus in Heiligenhaus. Der leitende Pfarrer ist ebenfalls neu: Stefan Mergler ist in der vergangenen Woche in St. Paulus eingeführt worden, am Sonntag stellt er sich den Heiligenhauser Gemeindemitgliedern bei der Heiligen Messe in St. Suitbertus (9.30 Uhr) vor. Im Gespräch mit der WAZ erzählt er von seinem Weg und wie es jetzt weitergeht.

Einführung des neuen Pfarrers Stefan Mergler am Sonntag den 15.9.2024 in der katholischen Pfarrkirrkirche St. Paulus in Velbert. Foto: Uwe Möller / Funke Foto Services
Einführung des neuen Pfarrers Stefan Mergler am Sonntag den 15.9.2024 in der katholischen Pfarrkirrkirche St. Paulus in Velbert. Foto: Uwe Möller / Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Singend gießt Pfarrer Stefan Mergler den Kaffee ein, „ich habe in einigen Gemeinden den Ruf als singender Pfarrer“, sagt er mit einem freundlichen Lächeln. „Durch Singen kann man vieles erreichen, lobpreisen oder einfach zeigen, dass man gerade glücklich ist“. Und das sei er, frisch angekommen im Niederbergischen, mit Schnittstellen zum Rheinland und Ruhrgebiet. Viel herumgekommen ist er, seitdem er den Ruf Gottes vernahm. „Das war 2005 auf dem Weltjugendtag in Köln“, erzählt er. Dieser habe ihn zu seinem neuen Leben geführt.

Singender Pfarrer für Velbert und Heiligenhaus freut sich auf seine neue Aufgabe

Aus dem Spessart stammt der 53-Jährige, der Maschinenbau in Darmstadt studierte und danach acht Jahre lang in der Automobilbranche in München arbeitete. Dort habe der frühere Stürmer nicht nur regelmäßig seinen Lieblingsverein, den FC Bayern München, im Olympiastadion angefeuert, sondern bei einer neukatechumenalen Gemeinde seine kirchliche Heimat gefunden. „Hier habe ich den Glauben noch einmal anders erfahren“. Bis dahin hatte er andere Pläne gehabt für sein Leben, „ich wollte heiraten, Kinder kriegen“, doch irgendwie habe doch was gefehlt, berichtet der gebürtige Franke.

Viele Menschen kamen zur Einführung von Pfarrer Stefan Mergler in die St. Paulus-Kirche nach Velbert.
Viele Menschen kamen zur Einführung von Pfarrer Stefan Mergler in die St. Paulus-Kirche nach Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Er nahm 2005 am Weltjugendtag in Köln teil, dann geschah alles sehr schnell: So sei er spontan auf die Bühne gegangen bei der Frage, wer sich denn vorstellen könne, dem Ruf Gottes zu folgen; den Segen erhielt er von Kardinal Marx, damals noch Bischof in Trier, jetzt Erzbischof von München und Freising. „Wie in einem D-Zug“ sei alles geschehen, er nahm an einem Berufungstreffen teil, kündigte seinen Job. „Ich habe einen ganz anderen Weg eingeschlagen, der natürlich auch Risiken barg. Aber ich habe darauf vertraut, dass Gott mich führen wird“. An seinem letzten Arbeitstag habe ihm ein Kollege gesagt, er werde nun vom Lebensretter zum Seelenretter, „das fand ich sehr schön“.

Pfarrer legt wert auf eine funktionierende Mannschaft

Sein Studium der Theologie und Philosophie in Bonn beendete er 2010 mit einem Diplom, viel herumgekommen ist er in der Zeit und danach, sowohl in Deutschland als auch im Ausland - war in Dänemark, Island, Irland oder Mexiko, zuletzt in Hilden, Haan, Remscheid und Bonn. Ein Mannschaftsspieler sei er dabei schon immer gewesen, „sei es früher auf dem Feld oder in meinem Job, ich habe es geliebt, im Team gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, und so sehe ich es auch in der Gemeinde. Wir haben sowohl in Heiligenhaus als auch in Velbert zwei tolle Gemeindebüros, Pastor Nuszer, Pater John, Kaplan Biju, den Pastoralreferenten Gisbert Kunzmann und im November wird ein weiterer Kaplan aus Indien zu uns stoßen“. Noch offen sei der Posten der Gemeindereferentin, nachdem Ellen Niehaus Ende August ausgeschieden ist, „und ich würde mich freuen, wenn es wieder eine Frau werden wird“.

Einführung des neuen Pfarrers Stefan Mergler am Sonntag den 15.9.2024 in der katholischen Pfarrkirrkirche St. Paulus in Velbert. Foto: Uwe Möller / Funke Foto Services
Einführung des neuen Pfarrers Stefan Mergler am Sonntag den 15.9.2024 in der katholischen Pfarrkirrkirche St. Paulus in Velbert. Foto: Uwe Möller / Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie sieht es denn aus bei dem Thema Frauen in der katholischen Kirche? „Der Papst hat sich dazu klar geäußert, aber auch betont, dass es Wege geben muss, Frauen stärker in der Gemeindearbeit zu integrieren. Und das finde ich sehr gut“. Auch den Kontakt zu den Pfarrerinnen der evangelischen Kirchengemeinde wolle er suchen, der Ökumene stehe er sehr offen entgegen. „Man muss natürlich klar definieren, dass es auch Bereiche gibt, die jeder für sich machen muss. Aber gerade, was auch die öffentliche Wahrnehmung zum christlichen Glauben angeht, ist Ökumene wichtig“.

Glaube muss wieder eine Rolle spielen bei den Menschen

Stefan Mergler freut sich nun auf seine Zeit in Velbert und Heiligenhaus, wohnen wird er künftig in Velbert. Geplant sei, langfristig hier zu bleiben, denn einigen Herausforderungen werde er sich stellen müssen, antwortet er auf die Frage der vielen Kirchenaustritte, denn er sieht in den Negativschlagzeilen eher die Spitze des Eisbergs für diesen Schritt: „Für viele hat der Glaube im Alltag keine Relevanz mehr, doch ich möchte die Schönheit des Glaubens vermitteln. Die bedingungslose Liebe Gottes, die im Tode Jesus Christus deutlich wird“. Einen Weg zu finden, mithilfe des Glaubens, auch aus Schicksalsschlägen und Leid heraus, Gott zu verstehen, das sei seine Aufgabe als Hirte; „er geht manchmal voran, manchmal aber auch hinter der Herde“.

Was die Pastorale Einheit angehe, werde er in Ruhe „viele Gespräche führen und viel zuhören. Ich freue mich auf die Menschen, und wir werden uns alles erstmal anschauen, dann sehen wir weiter, wie es künftig laufen könnte. Ich freue mich auf eine Kultur des Miteinanders“.