Hattingen. Ein Streit an einer Baustelle in Hattingen eskaliert. Ein Mann wäre fast gestorben. Jetzt stehen zwei Männer vor Gericht - einer ist Wittener.

Erst gab es Geschrei, dann floss Blut: Vor rund sieben Monaten ist ein Streit an einer Baustelle in Hattingen komplett eskaliert. Ein Anwohner wurde lebensgefährlich verletzt. Jetzt stehen zwei der mutmaßlichen Täter vor Gericht – und schweigen.

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Die beiden Männer sind 29 und 30 Jahre alt. Einer kommt aus Dortmund, der andere aus Witten. Sie gehörten zu einer Gerüstbauerfirma, die am 24. Juli vergangenen Jahres Arbeiten in der Käthe-Kollwitz-Straße durchgeführt hat.

Auto des späteren Opfers zugeparkt

Die Angeklagten sollen ihren Lkw vor den Häusern mit den Nummern 17-21 geparkt und dann mit dem Abladen begonnen haben. Gegen 13.30 Uhr nahm das Drama seinen Lauf.

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Ein Anwohner, der offenbar zur Arbeit wollte, kam mit seinem Wagen nicht aus der Parklücke. Der Lkw stand im Weg. Laut Anklage forderte er die Bauarbeiter auf, wegzufahren. Doch die stellten sich stur. „Wir müssen auch arbeiten“, soll einer von ihnen geantwortet haben. „In fünf Minuten sind wir wieder weg.“ So lange wollte der 45-Jährige jedoch nicht warten.

Anwohner fotografierte einen der Arbeiter

Er nahm sein Handy, fotografierte den älteren der beiden Arbeiter, der mit freiem Oberkörper oben auf dem Lkw stand. Dann drohte er angeblich mit der Polizei. Das war dem 30-Jährigen offenbar zu viel.

Der Tatort *** Messerstecherei *** am Donnerstag, dem 25. July 2024 in der Käthe-Kollwitz-Straße in Hattingen Welper;
Der Tatort: Vor einem Jahr war an der Käthe-Kollwitz-Straße in Hattingen eine Baustelle, an der es zu einer Messerstecherei kam. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er mit einer Gerüstbauerratsche – einer Art Schraubenschlüssel – auf den Anwohner losgegangen ist. Er soll versucht haben, den Mann zu schlagen und zu treten. Der flüchtete jedoch, kam kurz darauf mit dem Bauleiter zurück.

„Jetzt siehst du, was du davon hast.“

Angeklagter laut Anklageschrift

In der Zwischenzeit war der Lkw jedoch schon versetzt worden. Eigentlich war die Situation damit entschärft. Doch das Schlimmste sollte erst noch folgen. Laut Anklage prügelten die beiden Angeklagten plötzlich auf den Anwohner ein, dann zückte der Ältere ein Teppichmesser und stach mehrfach zu. Dabei soll er dann auch noch diese Worte gerufen haben: „Jetzt siehst du, was du davon hast.“

Wie es heißt, musste der Gerüstbauer sogar von einem Kollegen zurückgehalten werden, damit er nicht noch weiter zusticht.

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Der Anwohner hatte die schweren Verletzungen im ersten Moment offenbar gar nicht wahrgenommen. Bis er laut Anklage plötzlich merkte, dass er ganz schwach wurde. Gleichzeit sah er, wie das Blut aus seinen Armen spritzte. Die Klinge des Messers hatte ihn aber auch im Oberkörper getroffen. Dass er nicht gestorben ist, war Glück. Die Hauptschlagadern waren nur knapp verfehlt worden.

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Die Gerüstbauer waren nach der Bluttat geflüchtet. Die Staatsanwaltschaft hatte den Hauptangeklagten jedoch schnell ausfindig machen können. Dabei hat ihnen das Foto geholfen, das der Anwohner gemacht hatte. Der zweite Angeklagte wurde angeblich über die Einsatzlisten der Firma ausfindig gemacht.

Weiterer Verdächtiger noch nicht gefasst

Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass noch ein dritter Mann an dem Angriff beteiligt war. Ein Arbeiter in einem blauen T-Shirt. Der konnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft allerdings bis heute nicht identifiziert werden.

Die Angeklagten haben sich am ersten Verhandlungstag noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Dass soll erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Im Falle des 30-Jährigen lautet die Anklage auf versuchten Totschlag. Sein jüngerer Kollege muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten.

Das Essener Schwurgericht hat für den Prozess zunächst noch sechs Verhandlungstage bis Mitte Mai vorgesehen.