Hattingen. Bei allen Kita-Trägern in Hattingen musste 2025 die Betreuung reduziert werden. Personal-Vorgaben reichen nicht aus. So steuern die Träger gegen.
Die Kitas in Hattingen kämpfen um Personal. Trägerübergreifend wird deutlich, dass der vom Land vorgesehene und bezahlte Mindestsatz an Erziehern nicht ausreicht, um die Betreuung dauerhaft sicherzustellen. Wer nur das vorgeschriebene Personal einsetzt, rutscht fast zwangsläufig in die Notbetreuung. Deshalb steuern viele der Kita-Träger in Hattingen gegen.
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Allein in den zwölf städtischen Kitas Hattingens werden 758 Kinder betreut. Dazu kommen die Kinder in 16 weiteren Einrichtungen von evangelischer und katholischer Kirche, Awo und anderen. Kitas aller Träger mussten in diesem Jahr bereits vereinzelt in Notbetreuung gehen bzw. Öffnungszeiten reduzieren. Hohe Krankenstände führen in Kombination mit dem engen Personalkorsett, das das Land vorgibt, immer wieder zu Ausfällen.
„Insbesondere wenn Mitarbeitende unterjährig ausfallen, ist die Vakanz schwer zu kompensieren. In solchen Fällen werden mitunter Mitarbeitende von Zeitarbeitsfirmen akquiriert.“
Deshalb finanzieren viele der Träger selbst mehr Personal, als sie vom Land bezahlt bekommen. Entscheidend für die Mindestbesetzung einer Kita ist die Gruppenform - zum Beispiel gelten bei Unterdreijährigen andere Regeln - und die Zahl der durch die Eltern gebuchten Betreuungsstunden. „Damit nicht jeder Personalausfall unmittelbar zu einer personellen Unterbesetzung führt, werden weitere Fachkraft- und Ergänzungskraftstundenanteile als Ausgleich für durchschnittliche Ausfallzeiten berücksichtigt“, erklärt die Stadt Hattingen ihre Personalpolitik. Für jede Kita gibt es damit „Puffer-Stunden“. Auch füllen insgesamt vier Springer die Lücken, die in den städtischen Kitas entstehen. Seit diesem Kita-Jahr werden zudem Auszubildende nicht mehr auf den Personalschlüssen angerechnet, sondern zusätzlich eingesetzt.
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Auch andere Träger müssen in zusätzliches Personal investieren. „Wir beschäftigen leicht über den Mindestwert hinaus“, berichtet Heike Wallis-van der Heide, Bereichsleitung Kinder und Familie der Awo. Einen Springerpool gibt es hier zwar nicht, aber Auszubildende, die über das eigentliche Fachkräfte-Minimum hinausgehen. „Trotz hoher Krankenstände ist die Personallage stabil“, erklärt sie deshalb. Dennoch mussten bereits Betreuungsstunden reduziert werden.
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Um das zu verhindern, stellt auch der katholische Kita-Zweckverband über Soll ein: „Trägerseits werden 16 zusätzliche Fachkraftstunden pro Kita zur Verfügung gestellt“, so Sprecherin Wiebke Neumann.
„Der evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten muss wie alle Kindergartenträger aufgrund der zu geringen Pauschalen bei den Kosten in Vorleistung gehen.“
Im evangelischen Kindergartenverbund sind „aufgrund der aktuellen Situation auch in unseren Kindergärten viele Mitarbeitende an Atemwegserkrankungen erkrankt“, sagt die kaufmännische Geschäftsführerin Angelika Arend. Eine Springerin gibt es für die Kitas des Kirchenkreises. Sie ist derzeit in Hattingen eingesetzt. „Zu Beginn eines Kindergartenjahres werden zusätzliche Personalstunden in jedem Kindergarten zur Verfügung gestellt, um personelle Veränderungen auszugleichen. So sollen Einschränkungen der Betreuung verhindert werden. Diese Puffer reduzieren sich in der Regel in den folgenden sechs Monaten“, erläutert Arend und führt aus: „Der evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten muss wie alle Kindergartenträger aufgrund der zu geringen Pauschalen bei den Kosten in Vorleistung gehen.“
Mit Versprechen auf Bewerbersuche
Doch selbst wenn die Träger es sich leisten können, mehr Personal vorzuhalten als gesetzlich vorgesehen ist, stehen sie alle vor dem Problem eines enormen Fachkräftemangels. „Der ist auch in Hattingen zu spüren“, erklärt Stadtsprecherin Jessica Krystek. „Obwohl die Stadt als Arbeitgeberin mit all ihren Vorteilen des öffentlichen Dienstes bietet, gestaltet sich die Suche schwierig. Eine Dauerausschreibung ohne Bewerbungsfrist ist aktiv“, berichtet sie.
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Die Awo investiert „extrem in Ausbildung“, betont Heike Wallis-Van der Heide. Und nach erfolgreichem Abschluss bietet sie einen unbefristeten Arbeitsplatz. Beim evangelischen Kirchenkreis beobachtet Angelika Arend: „Die Besetzung von Fachkraftstellen, insbesondere für den Bereich Leitung und Inklusion ist schwierig, aber regional unterschiedlich.“ In Hattingen konnten die Stellen zuletzt schnell wieder besetzt werden. Offen sind derzeit Stellen in Witten.
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Auch der Kita-Zweckverband des Bistums Essen investiert viel Energie in die Personalgewinnung. In allen Kitas wird ausgebildet. Zudem setzt er auf flexible Arbeitszeiten und ungewöhnliche Vorteile. Um für Mitarbeitende attraktiv zu sein, bietet der Verband unter anderem auch Fahrradleasing und Vergünstigungen im Fitnessstudio. Aber: „Insbesondere wenn Mitarbeitende unterjährig ausfallen, ist die Vakanz schwer zu kompensieren. In solchen Fällen werden mitunter Mitarbeitende von Zeitarbeitsfirmen akquiriert“, erläutert Wiebke Neumann. In den vier katholischen Hattinger Kitas sind aktuell zwei Stellen offen. Interessierte können sich unter recruiting@kita-zweckverband.de melden.