Hattingen. Für jeden kostenlos Essen gab es neun Tage lang in Hattingens St.-Georgs-Kirche. Gibt es 2026 eine Neuauflage? Zwei ziehen Vesperkirchen-Bilanz.

„Wenn Kirche so ist, dann kann ich damit etwas anfangen“: Diesen Satz hat Hansjörg Federmann, Pfarrer in Hattingens evangelischer St.-Georgs-Gemeinde, oft gehört während der neun Tage lang laufenden Vesperkirche. Nun ist die ruhrgebietsweit bislang einmalige Aktion zu Ende gegangen - und Pfarrer Federmann und der Hauptsponsor der Aktion, Gastronom Alfred Schulte-Stade, ziehen ein Fazit.

„Es war überwältigend“, sagt Hansjörg Federmann. „Nur positive Rückmeldungen“ habe er zur Vesperkirche erhalten - darunter immer wieder Äußerungen wie: „Ich hatte während meines Aufenthalts hier eine wunderbare Zeit.“

„Wir haben den abgewetzten Mantel neben dem Sakko sitzen gehabt.“

Hansjörg Federmann
Pfarrer der evangelischen St.-Georgs-Gemeinde
Bei der Vesperkirche Hattingen
Bei der Vesperkirche Hattingen in der St.-Georgs-Kirche: (v.li.) Pfarrer Hansjörg Federmann und Alfred Schulte-Stade. Zum letzten Mal in dieser Saison bot der Gastronom Grünkohl an. © Vesperkirche | Vesperkirche

Die Vesperkirche, während der die St.-Georgs-Kirche zum Gasthaus wurde, in der jede und jeder kostenlos zu Mittag essen konnte, hat dabei Besuchende quer durch alle Altersgruppen und Schichten in Hattingens zentrale Kirche in der Altstadt gelockt. „Wir haben den abgewetzten Mantel neben dem Sakko sitzen gehabt. Und wir hatten jeden Tag ein volles Haus“, sagt Hansjörg Federmann. Und er betont: Es seien auch viele Gespräche zwischen einander zuvor noch Fremden geführt worden, Kontakte entstanden auch für die Nach-Vesperkirchen-Zeit.

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Insgesamt 2250 Essen seien dabei ausgegeben worden an die Gäste, dazu weitere 250 an die mehr als 200 Freiwilligen, die während der Vesperkirche im Begrüßungs-, Bedien-, Servierteam, an der Kaffeetheke und beim Aufräumen im Einsatz waren. Allein 20 Teams - aus Firmen, Familien, Vereinen - hätten sich ehrenamtlich beteiligt: „Das hat mir sehr gut gefallen.“

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Positives Resümee nach neun Tagen Vesperkirche

Auch Gastronom Alfred Schulte-Stade zieht nach neun Tagen Vesperkirche ein positives Resümee. „Besonders toll fand ich, dass die Aktion von so vielen Menschen in der Bevölkerung mitgetragen worden ist.“ Ein großes Dankeschön gebühre dabei auch seinem Team: „Das hat in der zweiten Vesperkirchen-Woche ja vier Tage lang zeitgleich auch noch die Verpflegung auf der Internationalen Pflanzenmesse in Essen wuppen müssen.“ Denn der Schultenhof ist seit Jahren Vertragspartner der Messe Essen.

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Alfred Schulte-Stade sagt, er habe die insgesamt 2500 Mittagessen, die bei den Besuchenden allseits bestens ankamen, „von Herzen gern“ gespendet. „Mir geht es ja gut, da kann ich etwas weitergeben.“ Diese Botschaft gelte es ohnehin auch gesamt-gesellschaftlich zu vermitteln: sich solidarisch zu zeigen und wo immer man es kann, sich einzusetzen im sozialen Bereich.

„Ich wünschte mir aber, dass beim nächsten Mal noch mehr Bedürftige den Weg in die Kirche finden.“

Alfred Schulte-Stade, Gastronom

Auch er selbst übrigens, verrät der Gastronom, habe eine besondere Essensaktion geplant gehabt: „Ich wollte ein Mal monatlich kostenloses Essen für Bedürftige anbieten.“ Dann aber habe er von Pfarrer Federmanns Vesperkirchen-Idee erfahren - und für diese die kostenlosen Mittagsmahlzeiten gespendet. Und das, betont Alfred Schulte-Stade, würde er auch bei einer Neuauflage wieder tun. „Ich wünschte mir aber, dass beim nächsten Mal noch mehr Bedürftige den Weg in die Kirche finden.“

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Doch wird es in Hattingen eine zweite Vesperkirche, die diesmal ausschließlich durch Spenden - von Förderern aus dem Geschäfts- und Wirtschaftsleben, aber auch von Besuchenden - getragen worden ist, tatsächlich geben? Danach gefragt, hält sich Hansjörg Federmann noch bedeckt. Darüber, sagt der Pfarrer, werde der 20-köpfige Steuerungskreis, dem Menschen aus Stadt, Wohlfahrtsverbänden, Geschäftsleben, Kirchengemeinden und Kultur angehören, in einigen Tagen beraten.

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Doch Federmann sagt auch: Hattingens erste Vesperkirche habe sich eingeprägt in Hattingens Stadtgesellschaft. „es war ein Stadtereignis mit einem starken sozialen Charakter“. Und: „Es gibt viele Stimmen, die sich eine Fortsetzung wünschen.“