Hattingen. 2021 ist Ellen Rohleder aus Hattingen an Brustkrebs erkrankt. „Ich habe mein Leben dennoch stets positiv gesehen.“ Auch ein „Seelenpferd“ hilft.
Ellen Rohleder (53) lächelt, sie strahlt pure Lebensfreude aus. Ja, selbst in dem Moment noch lächelt sie, als die Hattingerin erzählt von jenem Tag, an dem sie die Diagnose „Brustkrebs“ erhielt. „Verdammt, habe ich damals gedacht, den kannst Du jetzt echt nicht gebrauchen. Ich habe doch in einer Woche mein Examen zur Altenpflegerin.“ Doch statt zur Prüfung geht‘s zur Chemotherapie, Wochen später dann in den OP. Ellen Rohleders Ausbildungsabschluss, er muss warten.
Schmerzen in der linken Achselhöhle habe sie gehabt und einen verdickten Lymphknoten getastet wenige Tage vor jener Diagnose, erzählt Ellen Rohleder. Weil ihre Mutter und eine Tante an Brustkrebs gestorben sind, sei sie noch am selben Tag zum Arzt gegangen. Am Nachmittag des 13. Juli 2021 dann - nach Ultraschall, Mammografie und der Untersuchung einer Gewebeprobe - hat sie Gewissheit.
Stark sein für ihren Mann - und für die Kinder
Am Abend informiert sie ihren Ehemann (52). „Stephan war total geschockt, hat nur noch geheult. Und ich habe neben ihm auf dem Sofa gesessen und gedacht: Mannomann, jetzt musst Du auch noch für ihn stark sein.“ Und für ihre gemeinsamen Kinder.
Weltkrebstag
Der Weltkrebstag findet jährlich am 4. Februar statt - in diesem Jahr zum 25. Mal. Er will die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein rücken und über die Möglichkeiten der Krebsprävention und der Krebsfrüherkennung informieren.
Das aktuelle Motto der Internationalen Vereinigung gegen Krebs, die den Weltkrebstag koordiniert, lautet „Gemeinsam einzigartig“. Damit kommt zum Ausdruck, dass an Krebs Erkrankte durch ihre medizinische Diagnose miteinander verbunden sind und doch jede(r) eigene Erfahrungen hat - und eigene Bedürfnisse. Auch Jahre danach.
Sehr verschieden sei deren beider Umgang mit ihrer Brustkrebs-Erkrankung dabei gewesen, sagt Ellen Rohleder.

Ihre Tochter Anna (heute 21) habe während der kompletten Zeit ihrer Behandlung kaum mit ihr gesprochen, sei regelrecht vor ihr geflüchtet - zu Anneke (14), einer Westfalenstute, um die sich Pferdenärrin Anna an Stelle der damaligen Besitzerin kümmert.
Eine Perücke trägt die an Krebs erkrankte Hattingerin nie
Ihr Sohn Christian (heute 17) dagegen sei „sehr emphatisch“ gewesen während ihrer Krebstherapie, habe sie sehr umsorgt. „Und dann kam eines Tages die Frage an meinen Mann: Wie krank ist Mama wirklich?“

Zu dem Zeitpunkt sind Ellen Rohleder bereits alle Haare ausgefallen. Die Perücke, die sie auf Anraten ihrer besten Freundin Sabine noch vor Beginn der Chemo hat anfertigen lassen, liegt unbenutzt im Bettkasten.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram und auf Facebook – hier finden Sie uns!
„Ich wollte meinen Krebs ja nie verstecken. Und ich habe auch während der Erkrankung immer wieder bei mir gedacht: Ellen, es gibt Menschen, denen es noch viel schlechter geht als dir“, sagt Ellen Rohleder. Das weiß sie nicht zuletzt durch ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Hospizbegleiterin von Schwerst- und Sterbenskranken beim Ambulanten Hospizdienst Witten-Hattingen.
„Ich habe gute Tage gehabt. Und ich habe schlechte Tage gehabt.“
Natürlich, gesteht sie, sei es ihr nicht permanent super gegangen in der Zeit, während der ihr Körper gegen den Krebs ankämpfte. „Ich habe gute Tage gehabt, da habe ich mich zum Beispiel geschminkt und schick gemacht für einen Stadtbummel mit Freunden. Und ich habe schlechte Tage gehabt.“
Dann habe sie müde zu Hause herumgelegen - und ihre Schwiegermutter habe für die Familie gekocht und den Haushalt gemacht.
Ihr Altenpflegerinnen-Examen meistert sie mit Bravour
Fast 15 Monate nach ihrer Brustkrebs-Diagnose - nach Chemo, OP, einer mehrwöchigen Reha und dreitägiger hospizlicher Begleitung eines älteren Mannes im Sterben - kehrt Ellen Rohleder im Oktober 2022 wieder zurück an ihren damaligen Arbeitsplatz. Am 28. Februar 2023 meistert sie mit Bravour ihr Altenpflegerinnen-Examen. Und beginnt tags darauf in der Reha-Klinik Holthausen als Pflegefachkraft. Inzwischen hat sie dort eine stellvertretende Stationsleitung inne.
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Ellen Rohleder sagt, die Untersuchungen im Zuge ihrer Erkrankung hätten u. a. ergeben, dass ein Gen-Defekt für ihren Brustkrebs mitverantwortlich sei. Aber auch, dass sie keine Metastasen habe. Sie macht auf Empfehlung ihrer Ärzte zwar eine Antihormon-Therapie und geht häufiger als andere zur Vorsorge. Aber: Sie fühlt sich geheilt.
Der erste Ritt auf Anneke - „unserem Seelenpferd“
Und die so lebensfreudig wirkende Frau genießt das Leben. So etwa hat sie im Vorjahr mit ihrem Mann eine zweiwöchige Nilkreuzfahrt gemacht - „unsere Traumreise, um mit der Erkrankung abzuschließen“. Und mit ihrer Tochter teilt sich Ellen Rohleder inzwischen Anneke - „unser Seelenpferd“, nun in Familienbesitz. Erst vor wenigen Tagen ist die 53-Jährige auf der Westfalenstute dabei erstmals seit ihrer Erkrankung geritten - unter Annas Anleitung.
Das Leben sei so schön, sagt Ellen Rohleder. Und: „Man muss stets das Positive sehen.“ Wegen ihres Brustkrebses, fährt sie fort, sei ihr zwar ein Teil ihrer linken Brust entfernt worden, aber: „Jetzt brauche ich dafür keinen BH mehr zu tragen.“