Hattingen. Ein Pfarrer reist um die Welt: Ludwig Nelles nimmt eine Auszeit. Mit Ehefrau Corinna locken die USA, Japan & ein Wiedersehen. Wer ihn vertritt.

Er ist dann mal weg: Ludwig Nelles, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Niederwenigern, nimmt sich eine berufliche Auszeit. Um seine Akkus wieder aufzutanken, „ein Jahr wertvolle Lebenszeit“ voll und ganz zu teilen mit seiner Frau Corinna. Zwölf Monate lang werden die zwei dabei auf Reisen gehen. Dieser Entscheidung, sagen sie, sei ein einschneidendes Erlebnis vorausgegangen - kurz vor dem Start in einen gemeinsamen Urlaub.

Es war im Sommer 2019, Corinna und Ludwig Nelles standen kurz davor abzuheben nach Andalusien, da knickte die heute 58-Jährige derart unglücklich um, dass ihr linkes Sprunggelenk brach. Statt in den lang ersehnten Badeurlaub an der Costa del Sol ging‘s zur OP ins Krankenhaus und dann mit einem Gips zurück nach Hause.

Viele Bücher über Weltreisen und Weltreisende gelesen

„In jener Zeit“, sagt Corinna Nelles, systemische Familien- und Paartherapeutin und Diplom-Heilpädagogin, „habe ich viele Bücher über Weltreisen und Weltreisende gelesen.“ In der Folge reifte im Hause Nelles der Wunsch nach einem Sabbatical: einer längeren Pause von ihren fordernden beruflichen Verpflichtungen.

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Dem 61-Jährigen, als Pfarrer verbeamtet, steht ein Sabbatjahr dabei zu. Fünf Jahre lang hat der Seelsorger dafür angespart. Sich also bei voller Arbeit jeweils nur ein Teilzeitgehalt auszahlen lassen. Das erhält er nun auch im Sabbatical. Ehefrau Corinna hingegen, im evangelischen Beratungszentrum in Ennepetal tätig, hat sich ein unbezahltes Urlaubsjahr genommen. Die nahenden Erfahrungen auf ihrer Reise sind es beiden wert.

Ihr Kreuzfahrtschiff: der echten Titanic nachempfunden

Am 14. Mai geht es los: mit dem Schiff von Hamburg über Southampton, wo sie kurz seine Schwester treffen, nach New York. Die „Queen Mary 2“, mit der sie zum Auftakt insgesamt neun Tage auf See sein werden, sei dabei der echten Titanic nachempfunden, schwärmen die Eheleute, Fans der Film-Romanze mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio.

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Ursprünglich, sagen Corinna und Ludwig Nelles, hätten sie eine echte Weltreise machen - und unter anderem mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis nach Peking fahren wollen. „Doch angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage haben wir umgeplant, reisen nun nur noch durch die USA, Kanada. Und Japan.“

Corinna und Ludwig Nelles  in Hattingen
Intensiv vorbereitet haben sich Corinna und Ludwig Nelles auf ihre Reise - mit Videos. Und mit Reiseführern. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Unterwegs auf dem legendären Highway Nr. 1

Das Programm ist dennoch prall gefüllt. Von New York aus geht‘s weiter mit dem Wohnmobil: nach Chicago, für Prince-Fan Ludwig Nelles natürlich nach Minneapolis. Den Yellowstone Nationalpark, ältester weltweit, wollen sie besuchen, in Kanada Banff, Jasper, Vancouver Island. Und auf den Queen Charlotte Islands in die Kultur der Ureinwohner British Columbias eintauchen. Wieder zurück in den Staaten, gibt es in Seattle ein Wiedersehen mit Tochter, deren Mann und den zwei Enkeltöchtern.

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„Bis nach San Diego fahren wir alle zusammen auf dem legendären Highway Nr. 1“, freuen sich Corinna und Ludwig Nelles auf eine der schönsten Küstenstraßen der Welt. Und auf etliche weitere Reise-Höhepunkte. Von vielen davon haben sie bereits Videos gesehen.

Wiedersehen mit Mirco Quint

Nach einer sicherlich nicht weißen Weihnacht in Florida erwartet die Hattinger im neuen Jahr schließlich ein ganz besonderes Wiedersehen - mit Mirco Quint (47), dem früheren katholischen Pfarrer in Niederwenigern, der zurzeit in Tokio Christen aus dem deutschen Sprachraum betreut. „Wir freuen uns sehr darauf.“

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Irgendwann dann geht‘s im Mai 2026 zurück nach Hattingen - „in ein neues Zuhause“, so Ludwig Nelles. Das gemietete Pfarrhaus am Justinenweg geben sie auf. Die Zukunft der Immobilie, so der Geistliche, sei dabei „noch nicht final geklärt“. Wohl aber, wer ihn als Pfarrer während seines Sabbatjahres vertritt: Udo Polenske. Seit einiger Zeit im Ruhestand hat er von diesem, so scheint‘s, schon wieder genug.