Hattingen. Mit Blick auf die baldige Bundestagswahl möchte ein Bürgerbündnis aus Hattingen für Aufklärung sorgen. Und provoziert mit Zitaten der AfD.

Ein „Denkmal der Schande“ und einige Regenbogenflaggen prangten am Samstag (4.1.) auf dem Platz vor dem Reschop Carré. Viele Kartons wurden dort übereinandergestapelt und mit Zitaten der AfD beklebt. Gebaut haben diese Mauer unter anderem Brigitte Lümmer (72) und Lisa Zumbusch (35). Sie sind Teil der Bürgerinitiative „Hattingen für Vielfalt und Demokratie“. Bis zur Bundestagswahl am 23. Februar planen sie noch acht weitere Aktionen. Sie erzählen von ihren Beweggründen und was sie noch planen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier nochmal stehen muss“, sagt Brigitte Lümmer, „ich bin eigentlich ein Friedenskind“. Um den sorgt sie sich nun aber – und fühlt sich sogar an frühere Zeiten erinnert. Am Samstag hält sie bei der Aktion eine Kundgebung vor dem Reschop Carré. Immer wieder bleiben dort auch Menschen stehen, schauen und hören, was dort vor sich geht. „Also beim letzten Mal gab es auch schon ordentlich Gegenwind. Da ist es bis jetzt noch sehr ruhig“, bemerkt Lisa Zumbusch jedoch.

Bündnis entstand als Gegenbewegung zu Montagstrommlern

Die beiden Frauen haben sich durch das Bürgerbündnis, das sich vor circa zwei Jahren in der Stadt gründete, kennengelernt. Damals wurde es hauptsächlich als eine Gegenbewegung zu den Montagstrommlern ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es acht feste Mitglieder.

„Wir sind natürlich wegen der Wahlen hier“, sagt Brigitte Lümmer fast selbstverständlich. Bis zum 23. Februar ziehen sie mit ihrem „Denkmal der Schande“ durch sämtliche Stadtteile von Hattingen. „Wir wollen einfach möglichst viele Hattinger damit erreichen“, sagt Zumbusch. Mit Zitaten wie „Ausländer raus“ und noch weitaus härteren Worten, die an den Kartons kleben, ziehen sie zumindest schonmal Blicke auf sich. Einige Menschen bleiben stehen oder rufen auch mal etwas. Dann versuchen die Mitglieder des Bündnisses, in den Austausch zu treten. „Natürlich sprechen wir auch mit Menschen, die anders denken als wir“, meint Lümmer. Anders könne man es auch nicht erwarten.

„Viele Menschen in Hattingen tendieren deutlich in die rechte Richtung“

Ein Zitat eines AfD-Politikers.
Ein Zitat eines AfD-Politikers. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Dies bemerkten sie bei ihren Aktionen in Hattingen immer häufiger. „Es gibt schon einen großen Bestandteil der Menschen in Hattingen, die deutlich in eine rechte Richtung tendieren. Und mich persönlich hat das unheimlich erschrocken“, erzählt Brigitte Lümmer. Und das treibt sie an. „Die Präsenz der AfD ist überall spürbar“, sagt sie, „und wir wollen einfach sachlich ins Gespräch kommen, wo konkret die Probleme sind. Und auch nicht mit irgendwelchen Parolen dagegen steuern“.

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So sieht das „Denkmal der Schande“ aus Kartons aus - hier beim Reschop-Carre in Hattingen.
So sieht das „Denkmal der Schande“ aus Kartons aus - hier beim Reschop-Carre in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Deshalb haben sie den Ort vor dem Reschop Carré ganz bewusst gewählt. Dort versammeln sich die Montagstrommler jede Woche. Sie möchten aktiv etwas dagegen tun. Und sind der Meinung, dass viele Menschen der Einfachheit halber solche Parolen glauben oder sogar rufen. Welche Konsequenzen das für sie persönlich habe, sei ihnen kaum bewusst.

„Nix tun, gibt et‘ nicht“

Brigitte Lümmer

Wer auch etwas tun möchte, bekommt durch das Bündnis „Hattingen für Vielfalt und Demokratie“ Unterstützung. „Man darf sich nicht immer nur auf andere verlassen, in einer Demokratie müssen alle aktiv sein“, sagt Lisa Zumbusch, „man kann gerne auf uns zukommen“. Oder Veranstaltungen der Partnerschaft für Demokratie besuchen. „Dort kann man schonmal die Ohren spitzen“, sagt Lümmer. „Es geht auch um das Gefühl, nicht allein dazustehen“, sagt Zumbusch. Die Gruppierung macht‘s vor - und verbünden sich mit den „Omas gegen Rechts“ aus der Nachbarstadt Bochum.

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