Hattingen. Dieses Haus hat Geschichte: Das Gasthaus Wiedenkamp in Hattingen steht zum Verkauf. Wir haben seine Besitzerin besucht – ihre Geschichte & Fotos.
Es ist ein Haus mit Geschichte, das da zum Verkauf steht. Diese Geschichte beginnt im Jahr 1833 oder sogar noch früher. Das Gebäude zog einst viele Hattinger und Besucher an und gehört aktuell zu den teuersten Immobilien, die in der Stadt den Besitzer wechseln sollen. Wir haben hinter die Kulissen des ehemaligen Gasthauses Wiedenkamp geschaut.
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Anke Attelmann kauft das Haus an der Bredenscheider Straße 138 zusammen mit ihrem Mann Matthias vor fast 13 Jahren. Erst zweieinhalb Jahre später können sie einziehen, denn was das alte Fachwerk an Arbeit mit sich bringt, ist gewaltig. Mit viel Liebe zum Detail hat das Paar das denkmalgeschützte Haus restauriert. Heute steht es rundum erneuert da.
45 Tonnen Lehm, berichtet der kürzlich verstorbene Matthias Attelmann damals im Jahr 2015, wurden bei der Erneuerung verarbeitet. Die Schwelle an der Vorderseite des Hauses musste komplett erneuert werden. „Sie lag zum Teil unter dem Asphalt der Straße.“ Die Fenster in der oberen Etage „sind die wahrscheinlich ältesten in Hattingen“. Zwei Winter brauchte der Hausbesitzer für deren Restaurierung: „Die Sprossen wurden zum Teil nur durch Kitt und Farbe gehalten.“
„Es hat Geschichte und hat schon Generationen miterlebt. Es erinnert einen daran, dass Dinge das eigene Leben überdauern.“
Normmaß hat hier nichts, erinnert sich Anke Attelmann. Deshalb sind viele der kleinen Scheiben Spezialanfertigungen. Von innen ist zusätzlich eine Doppelverglasung vor die alten Fenster gesetzt. Von der großen Durchfahrtsstraße direkt vor der Tür hört man deshalb fast nichts, während das Feuer im Kamin prasselt. Hier, vor dem Kamin im geräumigen Wohnzimmer, ist Anke Attelmanns Lieblingsplatz im 606-Quadratmeter-Haus.
Überhaupt ist dieses Gebäude etwas ganz Besonderes für sie: „Es hat Geschichte und hat schon Generationen miterlebt. Es erinnert einen daran, dass Dinge das eigene Leben überdauern“, sagt die Eigentümerin. So wurde früher unten im Tanzsaal gefeiert. „Oben waren viele winzige Zimmer“, erinnert sie sich an den Zustand, als sie das Haus kauften. Heute ist der Dachboden zu einem großen Raum ausgebaut.
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Pläne einer alten Feuerschutzversicherung enthüllen aber, wie die Räume einst genutzt wurden. Da gab es den Spezereienladen, eine Konditorei, das Wirtszimmer, das Backhaus, Ferienzimmer und das Postzimmer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlinge im Gasthaus untergebracht.
Auch die Attelmanns hatten einst überlegt, hier wieder Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Entsprechend gibt es im Erdgeschoss entsprechende Räume und auch Gästetoiletten. Aus diesen Plänen wurde nichts, stattdessen zog Matthias Attelmanns Holzwerkstatt ein. Gastronomisches bietet aber der verpachtete Imbiss Päusken im Nebenbau.
>>> Die Fotos:
Denkmalgeschütztes Fachwerkhaus steht zum Verkauf
Eine Besonderheit des Hauses ist der Keller - wohl einer der ältesten und größten Gewölbekeller Hattingens. Unter einer großen Platte, die jetzt mit neuer Gravur vor der Eingangstür liegt, wurde beim Umbau dort auch ein Brunnen entdeckt. Die gute Wasserqualität ist bescheinigt - bereit, eigenes Mineralwasser zu gewinnen.
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Weil sie alles hier an ihren Mann erinnert, der so viel Arbeit in das Haus steckte, und auch, weil es nun einfach zu groß ist, will Anke Attelmann das ehemalige Gasthaus verkaufen - aufgrund der Lage an der Landesstraße trotz des detaillierten Ausbaus kein Selbstläufer. Mehr als eine Million Euro sollte das Haus ursprünglich kosten, bevor Attelmann im Preis etwas heruntergehen musste. Inzwischen, so verrät die Eigentümerin, gebe es aber mehrere Interessenten für das ehemalige Gasthaus Wiedenkamp.
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