Hattingen. 110 Strohballen in Hattingen fingen in Silvesternacht Feuer. Der zweite Vorfall für den Paasbachhof-Pächter. Abends entflammen Glutnester erneut.

Am Tag nach dem Großbrand in Hattingen stehen Paasbachhof-Pächter Berthold Wisseling (70) und sein Betriebsleiter Daniel Kortendick (30) auf der Wiese an der Bredenscheider Straße, auf der in der Silvesternacht 110 Stroh- und Heuballen Feuer gefangen haben. An einigen Stellen der nun weit auseinandergezogenen Ballen, die vor dem Brand auf fünf Metern Breite sechs Meter hoch aufgeschichtet waren, kokelt es immer noch.

Am Donnerstagabend, gegen 18.45 Uhr, musste die Feuerwehr sogar erneut ausrücken. Aufgrund der Glutnester unter dem etwa 50 cm hohen Stroh war der Schwelbrand noch einmal stärker geworden - und das obwohl die Feuerwehr am Mittwoch stundenlang gelöscht hatte und es in der Nacht lang geregnet hatte. Dass es noch vereinzelt Glutnester gibt, sei nichts Ungewöhnliches, so Feuerwehrsprecher Jens Herkströter. Es könnte sogar erneut in den Folgetagen dazu kommen.

Strohballen in der Silvesternacht,
An einigen Stellen der nun weit auseinandergezogenen Ballen, die vor dem Brand auf fünf Metern Breite sechs Meter hoch aufgeschichtet waren, kokelt es immer noch. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Schon einmal sind Strohballen des Paasbachhofes in Brand geraten

Für Wisseling und Kortendick lässt der Anblick der Wiese Erinnerung an den Jahreswechsel vor zwei Jahren aufkommen. Damals sind schon einmal Strohballen des Paasbachhofes in Brand geraten.

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Berthold Wisseling sagt: „Ich wollte schon immer Landwirt werden. Aber das hier, das brauche ich kein drittes Mal.“

Am Tag nach dem Großbrand in Hattingen
Am Tag nach dem Großbrand in Hattingen steht Paasbachhof-Betriebsleiter Daniel Kortendick (30) auf der Wiese an der Bredenscheider Straße, auf der in der Silvesternacht 110 Stroh- und Heuballen Feuer gefangen haben. © Sabine Kruse | Sabine Kruse

Wenige Minuten alt war das Jahr 2023, als auf dem Paasbachhof gut 150 seiner Strohballen Feuer fingen, auf einer Wiese unmittelbar neben der Reithalle des Hofes, auf dem 50 Pferde eingestellt sind. Die Wiese, auf der nun 110 Stroh- und Heuballen Feuer fingen, ist einige hundert Meter entfernt vom Hofgelände. Wisseling und Kortendick wurden mitten in der Nacht von einer Bekannten, die ihr Pferd auf dem Paasbachhof eingestellt hat und in unmittelbarer Nähe zur Brandwiese wohnt, verständigt.

Strohballen in der Silvesternacht,
Kleine Kokelstellen zog Daniel Kortendick am Donnerstag (2.1.) nochmals mit einem Bagger, den der Bergerhof den Geschädigten ausgeliehen hatte, auseinander. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wegen der Böllerei drehen einige der Pferde Jahr für Jahr durch

„Ich bin da gerade erst ins Bett gegangen“, erzählt Daniel Kortendick. Noch bis kurz nach ein Uhr am Silvestermorgen habe er mit rund einem Dutzend Pferdebesitzern, die ihre Vierbeiner auf dem Paasbachhof eingestellt haben, am Hof selbst verbracht. Wegen der Böllerei, bei der einige der Pferde Jahr für Jahr durchdrehen. „Zehn von ihnen waren so geschwitzt, dass sie am Neujahrsmorgen völlig erschöpft in ihren Boxen gestanden haben“, sagt Berthold Wisseling. Für ihn grenzt Silvesterfeuerwerk im Umfeld landwirtschaftlicher Betriebe an Tierquälerei.

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Schon nach dem Strohballen-Brand vor zwei Jahren hatte sich der Paasbachhof-Pächter dabei für eine böllerfreie Zone im Umfeld landwirtschaftlicher Betriebe ausgesprochen - zum Schutz des Tierwohls. Und auch, weil er und Kortendick es für nicht unwahrscheinlich halten, dass damals wie heute Feuerwerkskörper die Strohballen entflammt haben. „Man möchte niemanden dem Spaß am Feuerwerken nehmen“, sagt Wisseling., Aber im Umfeld landwirtschaftlicher Betriebe kann das schnell gefährlich werden.“

Paasbachhof-Pächter will für das nächste Silvester Vorsorge treffen

Er und sein Betriebsleiter wollen nun in den kommenden Tagen das Gespräch mit der Stadt suchen - „und sehen, was in Sache böllerfreie Zone im Umfeld unseres Hofes und anderer landwirtschaftlicher Betriebe möglich ist“. Ungeachtet des Ausgangs wollen sie für das nächste Silvester Vorsorge treffen - und auf die Wiesen mit Heuballen große Wasserkanister stellen. Mitarbeitende sollen dort zudem Wache stehen, um im Notfall direkt eingreifen zu können.

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Der Großbrand diesmal übrigens rief die Feuerwehr am Neujahrstag nach mehr als elfstündigem Einsatz am früheren Abend noch einmal auf den Plan: Von 18 bis 21 Uhr waren erneut Kräfte vor Ort, „wir haben den Brand mit drei Strahlrohren noch einmal mit 50.000 bis 60.000 Litern Wasser abgelöscht“, so Feuerwehrsprecher Jens Herkströter. Kleine Kokelstellen schließlich zog Daniel Kortendick am Donnerstag (2.1.) nochmals mit einem Bagger, den der Bergerhof den Geschädigten ausgeliehen hatte, auseinander.

Der Sachschaden des Großbrandes beläuft sich nach Angaben der Polizei übrigens auf 8.000 bis 10.000 Euro. Berthold Wisseling hofft, dass die Versicherung diesen übernimmt - so wie schon vor zwei Jahren.

Brandermittler waren am Tag danach nicht mehr vor Ort

Was unterdessen die Ursache dafür ist, dass die Ballen mit Stroh just um den Jahreswechsel herum entflammten, vermag die Polizei auch diesmal nicht konkret zu sagen. Brandermittler, erklärte Polizeisprecher Christoph Neuhaus auf Nachfrage dieser Redaktion, seien am Tag danach auch nicht mehr zur Wiese in Bredenscheid herausgefahren; dort auf dem abgelöschten Feld inmitten der auseinandergezogenen Ballen noch die Ursache des Brandes ermitteln zu können, sei „gänzlich unmöglich“.

Neuhaus erklärt aber: Den Fotos nach, die die Polizei in der Brandnacht vor Ort gemacht habe, „deutet vieles darauf hin, dass der Brand von oben ausgelöst worden ist. Dies könnte für einen fehlgeleiteten Feuerwerkskörper sprechen.“ Die Ermittlungen seien nicht abgeschlossen: „Wir hoffen noch auf Augenzeugen.“

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